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Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145.

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A. v. Humboldt über die Gesetze, welche

Um die Verschiedenheiten zu erklären, welche
in den Verhältnissen der Vegetation Deutschlands,
Frankreichs und Nordamerika's Statt finden, muss
man auf die Klimate der Länder Rücksicht neh-
men. Frankreich erstreckt sich von 421/2° bis zum
51° N. B. In diesem Reich ist die mittlere jähr-
liche Temperatur 16,7° bis 11°, und die mittlere
Wärme der Sommermonate ist 24°-19°. Deutsch-
land, zwischen dem 46° und 54° nördl. Br. hat an
seinen Grenzen die mittlere Wärme von 12°,5 und
8°,5. Die mittlere Wärme der Sommermonate be-
läuft sich auf 21° und 18°. Nordamerika bietet bei
seiner ungeheueren Ausdehnung mehrere Klimate
dar. Pursh lehrt uns 2,900 Phanerogamen kennen,
welche zwischen den Breitenparallelen des 35sten
und 44sten Grades, also in einer mittleren jährli-
chen Temperatur von 16° und 2° wachsen. Die
Flora Nordamerika's ist aus mehreren verschiede-
nen Floren zusammengesetzt. Die südlichen Ge-
genden geben ihr einen Ueberfluss an Malvenblu-
men und zusammengesetzten Blumen, die nördli-
chen, welche viel kälter sind als die europäischen
Länder unter denselben Breiten, bereichern sie da-
gegen mit Rhododendris, kätzchentragenden Pflan-
zen und Zapfenbäumen. Die Nelkenfamilie, die
Doldengewächse und die Kreutzblüthigen sind im
Allgemeinen seltener in Nordamerika, als in der
gemäsigten Zone des alten Continents.

Diese constanten Verhältnisse, welche wir in
den Ebenen vom Aequator bis zum Pole finden,
begegnen uns auch an der Grenze des ewigen
Schnees auf den Gipfeln der Gebürge. Man kann
im Allgemeinen annehmen, dass auf den Cordil-
leras der heissen Zone die nördlichen Formen ge-

A. v. Humboldt über die Gesetze, welche

Um die Verschiedenheiten zu erklären, welche
in den Verhältnissen der Vegetation Deutschlands,
Frankreichs und Nordamerika's Statt finden, muſs
man auf die Klimate der Länder Rücksicht neh-
men. Frankreich erstreckt sich von 42½° bis zum
51° N. B. In diesem Reich ist die mittlere jähr-
liche Temperatur 16,7° bis 11°, und die mittlere
Wärme der Sommermonate ist 24°–19°. Deutsch-
land, zwischen dem 46° und 54° nördl. Br. hat an
seinen Grenzen die mittlere Wärme von 12°,5 und
8°,5. Die mittlere Wärme der Sommermonate be-
läuft sich auf 21° und 18°. Nordamerika bietet bei
seiner ungeheueren Ausdehnung mehrere Klimate
dar. Pursh lehrt uns 2,900 Phanerogamen kennen,
welche zwischen den Breitenparallelen des 35sten
und 44sten Grades, also in einer mittleren jährli-
chen Temperatur von 16° und 2° wachsen. Die
Flora Nordamerika's ist aus mehreren verschiede-
nen Floren zusammengesetzt. Die südlichen Ge-
genden geben ihr einen Ueberfluſs an Malvenblu-
men und zusammengesetzten Blumen, die nördli-
chen, welche viel kälter sind als die europäischen
Länder unter denselben Breiten, bereichern sie da-
gegen mit Rhododendris, kätzchentragenden Pflan-
zen und Zapfenbäumen. Die Nelkenfamilie, die
Doldengewächse und die Kreutzblüthigen sind im
Allgemeinen seltener in Nordamerika, als in der
gemäsigten Zone des alten Continents.

Diese constanten Verhältnisse, welche wir in
den Ebenen vom Aequator bis zum Pole finden,
begegnen uns auch an der Grenze des ewigen
Schnees auf den Gipfeln der Gebürge. Man kann
im Allgemeinen annehmen, daſs auf den Cordil-
leras der heiſsen Zone die nördlichen Formen ge-

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[138/0009] A. v. Humboldt über die Gesetze, welche Um die Verschiedenheiten zu erklären, welche in den Verhältnissen der Vegetation Deutschlands, Frankreichs und Nordamerika's Statt finden, muſs man auf die Klimate der Länder Rücksicht neh- men. Frankreich erstreckt sich von 42½° bis zum 51° N. B. In diesem Reich ist die mittlere jähr- liche Temperatur 16,7° bis 11°, und die mittlere Wärme der Sommermonate ist 24°–19°. Deutsch- land, zwischen dem 46° und 54° nördl. Br. hat an seinen Grenzen die mittlere Wärme von 12°,5 und 8°,5. Die mittlere Wärme der Sommermonate be- läuft sich auf 21° und 18°. Nordamerika bietet bei seiner ungeheueren Ausdehnung mehrere Klimate dar. Pursh lehrt uns 2,900 Phanerogamen kennen, welche zwischen den Breitenparallelen des 35sten und 44sten Grades, also in einer mittleren jährli- chen Temperatur von 16° und 2° wachsen. Die Flora Nordamerika's ist aus mehreren verschiede- nen Floren zusammengesetzt. Die südlichen Ge- genden geben ihr einen Ueberfluſs an Malvenblu- men und zusammengesetzten Blumen, die nördli- chen, welche viel kälter sind als die europäischen Länder unter denselben Breiten, bereichern sie da- gegen mit Rhododendris, kätzchentragenden Pflan- zen und Zapfenbäumen. Die Nelkenfamilie, die Doldengewächse und die Kreutzblüthigen sind im Allgemeinen seltener in Nordamerika, als in der gemäsigten Zone des alten Continents. Diese constanten Verhältnisse, welche wir in den Ebenen vom Aequator bis zum Pole finden, begegnen uns auch an der Grenze des ewigen Schnees auf den Gipfeln der Gebürge. Man kann im Allgemeinen annehmen, daſs auf den Cordil- leras der heiſsen Zone die nördlichen Formen ge-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145, hier S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetze_1816/9>, abgerufen am 03.12.2024.