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Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

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"Für jetzt aber und die nächsten Monate habe ich nicht allein
"ganz heterogene Beschäftigungen, sondern es fehlt mir auch
"theils an Stimmung, theils sogar an einigen Büchern, um an
"diese Revision zu gehn. Ueber Einiges möchte ich sogar
"durch Gespräch meine Ideen erst klarer machen können.
"Alles dies hat mich nun zu dem festen Entschluss gebracht,
"die Herausgabe, wenn es noch möglich ist, aufzuschieben, und
"zwar auf unbestimmte Zeit, da, wie lang oder kurz eine be-
"stimmte sein möchte, alles Gebundensein in dergleichen Din-
"gen so unangenehm ist. -- Ich kann aus der guten Caroline
"Brief nicht sehen, in wiefern Sie, mein Theurer, schon sichere
"Abrede getroffen haben. Haben Sie aber mit dem Buchhänd-
"ler noch nicht abgeschlossen, und können Sie noch zurück-
"gehen, so bitte ich Sie, ihm zu schreiben, dass der Entschluss
"über die Zeit der Herausgabe der Schrift geändert sei, dass
"also jetzt keine weitere sichere Abrede genommen werden
"könne, dass ich aber, wenn ich mit den noch vorzunehmenden
"Aenderungen 1) fertig wäre, mich an ihn abermals wenden,
"und bei ihm anfragen würde. Wahrscheinlich würde er doch
"bei einer zweiten Anfrage gleich geneigt sein, und wäre er es
"nicht, so ist vielleicht dann Göschen frei, oder ich finde einen
"Andern. -- Haben Sie aber schon mit ihm abgeschlossen, und
"wäre es nicht zu ändern, welches mir freilich sehr unlieb wäre,
"so müsste ich Sie doch bitten, mit ihm die Abrede zu treffen,
"dass das Buch erst Ostern 1794 oder frühestens Michaelis d. J.
"erschiene. Dies wäre mein kürzester Termin, und er gewänne
"ja auch durch die auf seinen Verlagsartikel gewandte Zeit.
"Indess wäre mir das Erste bei Weitem immer das Liebste."

Es war noch nicht ein Jahr vergangen, seit Humboldt von

1) In wie grossem Maassstabe diese Aenderungen vorgenommen werden
sollten, geht noch aus einer späteren Aeusserung dieses Briefes hervor: "Auch
"kann es sein, dass nach der Umarbeitung nicht einmal die Bogenzahl gleich
"bleibt."

„Für jetzt aber und die nächsten Monate habe ich nicht allein
„ganz heterogene Beschäftigungen, sondern es fehlt mir auch
„theils an Stimmung, theils sogar an einigen Büchern, um an
„diese Revision zu gehn. Ueber Einiges möchte ich sogar
„durch Gespräch meine Ideen erst klarer machen können.
„Alles dies hat mich nun zu dem festen Entschluss gebracht,
„die Herausgabe, wenn es noch möglich ist, aufzuschieben, und
„zwar auf unbestimmte Zeit, da, wie lang oder kurz eine be-
„stimmte sein möchte, alles Gebundensein in dergleichen Din-
„gen so unangenehm ist. — Ich kann aus der guten Caroline
„Brief nicht sehen, in wiefern Sie, mein Theurer, schon sichere
„Abrede getroffen haben. Haben Sie aber mit dem Buchhänd-
„ler noch nicht abgeschlossen, und können Sie noch zurück-
„gehen, so bitte ich Sie, ihm zu schreiben, dass der Entschluss
„über die Zeit der Herausgabe der Schrift geändert sei, dass
„also jetzt keine weitere sichere Abrede genommen werden
„könne, dass ich aber, wenn ich mit den noch vorzunehmenden
„Aenderungen 1) fertig wäre, mich an ihn abermals wenden,
„und bei ihm anfragen würde. Wahrscheinlich würde er doch
„bei einer zweiten Anfrage gleich geneigt sein, und wäre er es
„nicht, so ist vielleicht dann Göschen frei, oder ich finde einen
„Andern. — Haben Sie aber schon mit ihm abgeschlossen, und
„wäre es nicht zu ändern, welches mir freilich sehr unlieb wäre,
„so müsste ich Sie doch bitten, mit ihm die Abrede zu treffen,
„dass das Buch erst Ostern 1794 oder frühestens Michaelis d. J.
„erschiene. Dies wäre mein kürzester Termin, und er gewänne
„ja auch durch die auf seinen Verlagsartikel gewandte Zeit.
„Indess wäre mir das Erste bei Weitem immer das Liebste.“

Es war noch nicht ein Jahr vergangen, seit Humboldt von

1) In wie grossem Maassstabe diese Aenderungen vorgenommen werden
sollten, geht noch aus einer späteren Aeusserung dieses Briefes hervor: „Auch
„kann es sein, dass nach der Umarbeitung nicht einmal die Bogenzahl gleich
„bleibt.“
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[X/0018] „Für jetzt aber und die nächsten Monate habe ich nicht allein „ganz heterogene Beschäftigungen, sondern es fehlt mir auch „theils an Stimmung, theils sogar an einigen Büchern, um an „diese Revision zu gehn. Ueber Einiges möchte ich sogar „durch Gespräch meine Ideen erst klarer machen können. „Alles dies hat mich nun zu dem festen Entschluss gebracht, „die Herausgabe, wenn es noch möglich ist, aufzuschieben, und „zwar auf unbestimmte Zeit, da, wie lang oder kurz eine be- „stimmte sein möchte, alles Gebundensein in dergleichen Din- „gen so unangenehm ist. — Ich kann aus der guten Caroline „Brief nicht sehen, in wiefern Sie, mein Theurer, schon sichere „Abrede getroffen haben. Haben Sie aber mit dem Buchhänd- „ler noch nicht abgeschlossen, und können Sie noch zurück- „gehen, so bitte ich Sie, ihm zu schreiben, dass der Entschluss „über die Zeit der Herausgabe der Schrift geändert sei, dass „also jetzt keine weitere sichere Abrede genommen werden „könne, dass ich aber, wenn ich mit den noch vorzunehmenden „Aenderungen 1) fertig wäre, mich an ihn abermals wenden, „und bei ihm anfragen würde. Wahrscheinlich würde er doch „bei einer zweiten Anfrage gleich geneigt sein, und wäre er es „nicht, so ist vielleicht dann Göschen frei, oder ich finde einen „Andern. — Haben Sie aber schon mit ihm abgeschlossen, und „wäre es nicht zu ändern, welches mir freilich sehr unlieb wäre, „so müsste ich Sie doch bitten, mit ihm die Abrede zu treffen, „dass das Buch erst Ostern 1794 oder frühestens Michaelis d. J. „erschiene. Dies wäre mein kürzester Termin, und er gewänne „ja auch durch die auf seinen Verlagsartikel gewandte Zeit. „Indess wäre mir das Erste bei Weitem immer das Liebste.“ Es war noch nicht ein Jahr vergangen, seit Humboldt von 1) In wie grossem Maassstabe diese Aenderungen vorgenommen werden sollten, geht noch aus einer späteren Aeusserung dieses Briefes hervor: „Auch „kann es sein, dass nach der Umarbeitung nicht einmal die Bogenzahl gleich „bleibt.“

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Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/18>, abgerufen am 21.11.2024.