Humboldt, Alexander von: Ueber Grubenwetter und die Verbreitung des Kohlenstoffs in geognostischer Hinsicht. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufakturen, Bd. 2 (1795), S. 99-119.welchem gebuscht wurde, um die bösen Wetter zu ver- wollte.
welchem gebuſcht wurde, um die boͤſen Wetter zu ver- wollte.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="107"/> welchem gebuſcht wurde, um die boͤſen Wetter zu ver-<lb/> treiben, ſtiegen dieſelben unſichtbar auf, und lagerten<lb/> ſich neben die Hangebank. Man konnte ſich hier dem<lb/> Rundbaume nicht mehr auf 5–6 Fuß nahen, und<lb/> ich, wie die Umſtehenden alle, empfanden nicht Be-<lb/> aͤngſtigung, aber ein Schneiden im Unterleibe. Dies<lb/> Schneiden und Zuſammenziehen dauerte aber nur ſo<lb/> lange, als wir mit den toͤdlichen Grubenwettern in<lb/> Beruͤhrung zu ſtehen ſchienen. Ueber die Wirkung<lb/> der irreſpirablen Gasarten habe ich noch vor wenigen<lb/> Tagen recht deutliche Erfahrungen an mir ſelbſt an-<lb/> ſtellen koͤnnen. Jch hatte auf der Fuͤrſtenzeche Folge<lb/> zu Goldersnach ein abgelegenes Ort, ein 2 Lr zuruͤck<lb/> vom Ortſtoß, verblenden laſſen. Die Blende war<lb/> mit Lehm genau lutirt, und hinter derſelben mußte al-<lb/> tes Grubenholz einige Monathe lang faulen. Sie<lb/> koͤnnen denken, welche Wetter ſich da bildeten. Als<lb/> ich mit Hrn. Killinger, einem kenntnißvollen jungen<lb/> Manne, mit dem ich den Verſuch anſtellte, die Blen-<lb/> de ſammt der Lutirung abriß, erloͤſchten ſogleich unſre<lb/> Grubenlichter. Das Thermometer ſtand kurz vorher<lb/> auf 11° Reaum. Jch kroch nun mit Hrn. Killin-<lb/> ger auf das faule Holz. Wir ließen die Blende hin-<lb/> ter uns ſchließen. Die Beaͤngſtigung, die wir fuͤhl-<lb/> ten, war ſehr groß; bey jedem Athemzuge ſpuͤrten<lb/> wir einen ſonderbaren Reiz in der Lunge, ein unna-<lb/> tuͤrliches Stechen und Prickeln; wir friſteten uns die<lb/> Reſpiration dadurch, daß wir Bouteillen mit Lebens-<lb/> luft oͤffneten, und in die Naͤhe des Mundes hielten.<lb/> Sehr merkwuͤrdig war hiebey, daß die Lebensluft nur<lb/><hi rendition="#g">mit großer Muͤhe</hi> aus den Bouteillen entweichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wollte.</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [107/0009]
welchem gebuſcht wurde, um die boͤſen Wetter zu ver-
treiben, ſtiegen dieſelben unſichtbar auf, und lagerten
ſich neben die Hangebank. Man konnte ſich hier dem
Rundbaume nicht mehr auf 5–6 Fuß nahen, und
ich, wie die Umſtehenden alle, empfanden nicht Be-
aͤngſtigung, aber ein Schneiden im Unterleibe. Dies
Schneiden und Zuſammenziehen dauerte aber nur ſo
lange, als wir mit den toͤdlichen Grubenwettern in
Beruͤhrung zu ſtehen ſchienen. Ueber die Wirkung
der irreſpirablen Gasarten habe ich noch vor wenigen
Tagen recht deutliche Erfahrungen an mir ſelbſt an-
ſtellen koͤnnen. Jch hatte auf der Fuͤrſtenzeche Folge
zu Goldersnach ein abgelegenes Ort, ein 2 Lr zuruͤck
vom Ortſtoß, verblenden laſſen. Die Blende war
mit Lehm genau lutirt, und hinter derſelben mußte al-
tes Grubenholz einige Monathe lang faulen. Sie
koͤnnen denken, welche Wetter ſich da bildeten. Als
ich mit Hrn. Killinger, einem kenntnißvollen jungen
Manne, mit dem ich den Verſuch anſtellte, die Blen-
de ſammt der Lutirung abriß, erloͤſchten ſogleich unſre
Grubenlichter. Das Thermometer ſtand kurz vorher
auf 11° Reaum. Jch kroch nun mit Hrn. Killin-
ger auf das faule Holz. Wir ließen die Blende hin-
ter uns ſchließen. Die Beaͤngſtigung, die wir fuͤhl-
ten, war ſehr groß; bey jedem Athemzuge ſpuͤrten
wir einen ſonderbaren Reiz in der Lunge, ein unna-
tuͤrliches Stechen und Prickeln; wir friſteten uns die
Reſpiration dadurch, daß wir Bouteillen mit Lebens-
luft oͤffneten, und in die Naͤhe des Mundes hielten.
Sehr merkwuͤrdig war hiebey, daß die Lebensluft nur
mit großer Muͤhe aus den Bouteillen entweichen
wollte.
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