Humboldt, Alexander von: Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meissner Stollns in die Freiberger Erzrefier. In: Herder, S. A. W. Frh von: Der tiefe Meissner Erbstolln. Leipzig, 1838, S. CXIII-CXXIV.Beilage No. XII. Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meiss- ner Stollns in die Freiberger Erzrefier. Der ehrenvollen Aufforderung, ein bergmännisches Gutachten über die Mittel zu geben, den Ein Schüler Werners, und als praktischer Bergmann in der Freiberger Akademie gebildet, Der Hauptpunkte, welche hier zu erwägen sind, bieten sich drei dar. -- Gibt es kein Nichts kann der Direction, des königl. Oberberghauptmanns, Frhrn. von Herder, und des Beilage No. XII. Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meiss- ner Stollns in die Freiberger Erzrefier. Der ehrenvollen Aufforderung, ein bergmännisches Gutachten über die Mittel zu geben, den Ein Schüler Werners, und als praktischer Bergmann in der Freiberger Akademie gebildet, Der Hauptpunkte, welche hier zu erwägen sind, bieten sich drei dar. — Gibt es kein Nichts kann der Direction, des königl. Oberberghauptmanns, Frhrn. von Herder, und des <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Beilage No. XII.</hi><lb/><hi rendition="#i">Alexanders von Humboldt</hi> Gutachten über die Herantreibung des Meiss-<lb/> ner Stollns in die Freiberger Erzrefier.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>er ehrenvollen Aufforderung, ein bergmännisches Gutachten über die Mittel zu geben, den<lb/> Wohlstand des Freiberger Bergbaues, als einer bisher so ergiebigen Quelle des sächsischen<lb/> Nationalreichthums, auf ferne Jahrhunderte zu sichern, glaube ich am besten genügen zu kön-<lb/> nen, wenn ich in wenigen Blättern die Thatsachen zusammenfasse, welche mich nach der reif-<lb/> lichsten und unpartheiischsten Ueberlegung bestimmt haben, dem oberbergamtlichen Berichte<lb/> vom 6. Februar 1830 vollkommen beizupflichten.</p><lb/> <p>Ein Schüler Werners, und als praktischer Bergmann in der Freiberger Akademie gebildet,<lb/> habe ich mich tief von der Pflicht durchdrungen gefühlt, die in einem bewegten Leben gesam-<lb/> melten Erfahrungen (bald den Grubenbau, freilich nur in einem engen Kreise leitend, bald die<lb/> Metallförderung in den amerikanischen Kordilleren und dem russischen Theile von Nordasien<lb/> berufsmässig studierend) ernsthaft zu Rathe zu ziehen, um nicht leichtsinnig zu einem Unter-<lb/> nehmen zu rathen, welches andern Theilen des Staatshaushaltes wichtige Summen entziehen,<lb/> aber neue und langdauernde Quellen des Wohlstandes begründen wird.</p><lb/> <p>Der Hauptpunkte, welche hier zu erwägen sind, bieten sich drei dar. — Gibt es kein<lb/> anderes Mittel, ein kürzeres oder wohlfeileres, als den Meissner Stolln, den Freiberger Bergbau<lb/> zu retten? Ist es wahrscheinlich, dass die Erzmittel in so grosser Teufe aushalten werden?<lb/> Steht dem Unternehmen nicht die Betrachtung entgegen, dass es in einem so langen Zeitraume<lb/> durch unvorhergesehene Unfälle gestört werde? — Diese drei Fragen sollen, wie ich hoffe,<lb/> durch nachfolgende Betrachtungen, die sich auf die so umsichtlich von der königl. Behörde ge-<lb/> sammelten Materialien gründen, eine genügende Erläuterung finden.</p><lb/> <p>Nichts kann der Direction, des königl. Oberberghauptmanns, Frhrn. von Herder, und des<lb/> königl. Freiberger Oberbergamts ehrenvoller sein, als die einfache Erinnerung, die sich mir,<lb/> einem Schüler der Bergakademie im Jahre 1790 jetzt nach 43 Jahren, unwiderstehlich aufdrängt,<lb/> dass es durch Anwendung erhöhter intellektueller Kräfte, d. h. durch Vervollkommnung des<lb/> Maschinenbaues, der Wasservertheilung, der Aufbereitung und des gesammten Hüttenprocesses,<lb/> ausführbar geworden ist, in der Freiberger Refier nicht blos dieselbe Zahl der Berg- und Hüt-<lb/> tenleute zu beschäftigen, sondern auch, bei so sehr abnehmendem Erzgehalte und so sehr zuneh-<lb/> mender Teufe der Grubenbaue, das Quantum des Ausbringens zu vermehren. Eine solche<lb/> Erhöhung intellektueller Kräfte, eine solche Vervollkommnung der praktischen Mittel haben aber<lb/> ihre Grenzen; wenigstens können sie nicht in dem Maasse der Schnelligkeit vermehrt werden,<lb/> als die Hindernisse sich vervielfachen. Neue Wege müssen daher eingeschlagen werden, um<lb/> dem drohenden Uebel, das die Verarmung einer arbeitsamen und überaus achtbaren Menschen-<lb/> klasse zur unmittelbaren Folge haben wird, baldigst zu widerstehen. Meinen eigenen Ansichten<lb/> misstrauend, habe ich mich in dieser wichtigen Untersuchung, und bei der Redaction dieses<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0002]
Beilage No. XII.
Alexanders von Humboldt Gutachten über die Herantreibung des Meiss-
ner Stollns in die Freiberger Erzrefier.
Der ehrenvollen Aufforderung, ein bergmännisches Gutachten über die Mittel zu geben, den
Wohlstand des Freiberger Bergbaues, als einer bisher so ergiebigen Quelle des sächsischen
Nationalreichthums, auf ferne Jahrhunderte zu sichern, glaube ich am besten genügen zu kön-
nen, wenn ich in wenigen Blättern die Thatsachen zusammenfasse, welche mich nach der reif-
lichsten und unpartheiischsten Ueberlegung bestimmt haben, dem oberbergamtlichen Berichte
vom 6. Februar 1830 vollkommen beizupflichten.
Ein Schüler Werners, und als praktischer Bergmann in der Freiberger Akademie gebildet,
habe ich mich tief von der Pflicht durchdrungen gefühlt, die in einem bewegten Leben gesam-
melten Erfahrungen (bald den Grubenbau, freilich nur in einem engen Kreise leitend, bald die
Metallförderung in den amerikanischen Kordilleren und dem russischen Theile von Nordasien
berufsmässig studierend) ernsthaft zu Rathe zu ziehen, um nicht leichtsinnig zu einem Unter-
nehmen zu rathen, welches andern Theilen des Staatshaushaltes wichtige Summen entziehen,
aber neue und langdauernde Quellen des Wohlstandes begründen wird.
Der Hauptpunkte, welche hier zu erwägen sind, bieten sich drei dar. — Gibt es kein
anderes Mittel, ein kürzeres oder wohlfeileres, als den Meissner Stolln, den Freiberger Bergbau
zu retten? Ist es wahrscheinlich, dass die Erzmittel in so grosser Teufe aushalten werden?
Steht dem Unternehmen nicht die Betrachtung entgegen, dass es in einem so langen Zeitraume
durch unvorhergesehene Unfälle gestört werde? — Diese drei Fragen sollen, wie ich hoffe,
durch nachfolgende Betrachtungen, die sich auf die so umsichtlich von der königl. Behörde ge-
sammelten Materialien gründen, eine genügende Erläuterung finden.
Nichts kann der Direction, des königl. Oberberghauptmanns, Frhrn. von Herder, und des
königl. Freiberger Oberbergamts ehrenvoller sein, als die einfache Erinnerung, die sich mir,
einem Schüler der Bergakademie im Jahre 1790 jetzt nach 43 Jahren, unwiderstehlich aufdrängt,
dass es durch Anwendung erhöhter intellektueller Kräfte, d. h. durch Vervollkommnung des
Maschinenbaues, der Wasservertheilung, der Aufbereitung und des gesammten Hüttenprocesses,
ausführbar geworden ist, in der Freiberger Refier nicht blos dieselbe Zahl der Berg- und Hüt-
tenleute zu beschäftigen, sondern auch, bei so sehr abnehmendem Erzgehalte und so sehr zuneh-
mender Teufe der Grubenbaue, das Quantum des Ausbringens zu vermehren. Eine solche
Erhöhung intellektueller Kräfte, eine solche Vervollkommnung der praktischen Mittel haben aber
ihre Grenzen; wenigstens können sie nicht in dem Maasse der Schnelligkeit vermehrt werden,
als die Hindernisse sich vervielfachen. Neue Wege müssen daher eingeschlagen werden, um
dem drohenden Uebel, das die Verarmung einer arbeitsamen und überaus achtbaren Menschen-
klasse zur unmittelbaren Folge haben wird, baldigst zu widerstehen. Meinen eigenen Ansichten
misstrauend, habe ich mich in dieser wichtigen Untersuchung, und bei der Redaction dieses
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