Humboldt, Alexander von: Die Insel King. In: Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 67 (1810), S. 265-267, 270-272.[Spaltenumbruch][irrelevantes Material - 34 Zeilen fehlen]
Die Jnsel King. (Beschluß.) Wenn man die eben erwähnten zoologischen Produkte in Hiermit habe ich die allgemeine Schilderung der Jnsel Kaum fingen wir an unsre Zelte aufzuschlagen, als Am 12 December, gegen 3 Uhr Nachmittags, sahen [Spaltenumbruch][irrelevantes Material – 34 Zeilen fehlen]
Die Jnſel King. (Beſchluß.) Wenn man die eben erwähnten zoologiſchen Produkte in Hiermit habe ich die allgemeine Schilderung der Jnſel Kaum fingen wir an unſre Zelte aufzuſchlagen, als Am 12 December, gegen 3 Uhr Nachmittags, ſahen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004" n="270"/> <cb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="34"/><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Die Jnſel King</hi>.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Beſchluß.)</hi> </p><lb/> <p>Wenn man die eben erwähnten zoologiſchen Produkte in<lb/> Rückſicht auf den Unterhalt des Menſchen betrachtet, ſo<lb/> findet man, daß ſie zahlreiche und wichtige Vortheile ge-<lb/> währen. Die Känguruhe der Jnſel King haben ein zarteres<lb/> und ſchmackhafteres Fleiſch, als die Thiere von eben dieſem<lb/> Geſchlechte, welche auf dem nahen feſten Lande verbreitet<lb/> ſind. Schon iſt der Wombat von den engliſchen Fiſchern in<lb/> den Hausſtand verſetzt; den Tag über ſucht er die Nahrung,<lb/> deren er bedarf, in den Wäldern, und des Abends kommt<lb/> er wieder in die Hütte, die ihm zum Aufenthalte dient.<lb/> Er iſt ein ſanftes und dummes Thier, und ſchätzbar wegen<lb/> ſeines köſtlichen Fleiſches, welches uns vorzüglicher geſchie-<lb/> nen hat, als das Fleiſch von allen andern Thieren dieſer<lb/> Gegenden. Die Zunge der ungeheuern Seehunde wird von<lb/><cb/> den Fiſchern für ein gutes Eſſen gehalten. Der mächtige,<lb/> 16 bis 22 Decimeter hohe, Kaſuar gibt Eier ſo groß als<lb/> die Strauſſen-Eier, und zarter als dieſe letztern: das Fleiſch<lb/> dieſes Vogels vom Südpole hält gleichſam das Mittel zwi-<lb/> ſchen dem Fleiſche des Truthahns und des jungen Schweins,<lb/> und iſt wahrhaft vortrefflich. Die unzähligen Haufen von<lb/> Seeraben, von Sturmvögeln, von Möwen und von Fett-<lb/> gänſen, die ſich auf dem See-Elephanten-Felſen, und auf<lb/> der Jnſel, zu welcher er gehört, aufhalten, gewähren, einen<lb/> Theil des Jahres über, Eier zu Tauſenden, und dieſe ſind<lb/> faſt eben ſo gut, als die von unſern Haushühnern. Endlich<lb/> machen die verſchiedenen Cruſtaceen und die Schalthiere, von<lb/> welchen es in dieſen Gegenden wimmelt, den ganzen Reich-<lb/> thum an Hülfsmitteln vollſtändig, welche die Natur hier<lb/> dem Menſchen darbietet.</p><lb/> <p>Hiermit habe ich die allgemeine Schilderung der Jnſel<lb/> King in Kürze entworfen; nun müſſen auch die umſtändli-<lb/> chen Nachrichten von unſern Arbeiten und von unſern Ge-<lb/> fahren mitgetheilt werden. Jch habe bereits erzählt, daß<lb/> die Naturforſcher, am 10ten Abends, abgereiſet waren,<lb/> um ihren Aufenthalt in dem Hintergrunde der Elephanten-<lb/> Bay zu nehmen. Dieſe Bay iſt an der öſtlichen Kuſte der<lb/> Jnſel, hat eine Oeffnung von nicht mehr als zwey Meilen,<lb/> und endigt ſich in Süden mit der Landſpitze <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Plumier,</hi></hi> in<lb/> Norden mit der Landſpitze <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Cowper</hi>.</hi> Sie iſt bey weitem<lb/> nicht ſo tief, als die ihr gegenüber liegende Hayenbay,<lb/> und hat den ſchätzbaren Vortheil, daß ſie vor den Weſtwin-<lb/> den mehr geſichert iſt; aber ſie iſt doch nicht viel weniger<lb/> gefährlich: was wir ſogleich ſagen werden, wird dieſes hin-<lb/> länglich beweiſen. Der ganze Hintergrund dieſer Bay war,<lb/> als wir daſelbſt landeten, mit See-Elephanten bedeckt, wel-<lb/> che ſich durch ihre braune Farbe auf dem weißlichen Sand-<lb/> Ufer ſtark auszeichneten, und von fern lauter große ſchwarze<lb/> Steine zu ſeyn ſchienen. Bey unſerm Anblicke flohen einige<lb/> von dieſen Thieren unter gräßlichem Brüllen davon; andre<lb/> hingegen blieben unbeweglich auf dem Sande, und ſahen<lb/> uns gleichgültig und gelaſſen an.</p><lb/> <p>Kaum fingen wir an unſre Zelte aufzuſchlagen, als<lb/> wir ſechs engliſche Fiſcher erſcheinen ſahen, welche uns auf<lb/> die verbindlichſte Weiſe ihre Dienſte anboten; unter dieſen<lb/> waren zwey, wegen politiſcher Meinungen verbannte und<lb/> zu dem elendeſten Zuſtande verurtheilte, Jrländer. Von<lb/> dem Oberhaupte dieſer Fiſcher, Namens <hi rendition="#g">Cowper</hi>, hör-<lb/> ten wir, daß er ſich mit zehn Mann ſeit dreizehn Monaten<lb/> auf der Jnſel aufhalte, um Seethiere zu fangen, um von<lb/> ihrem Thran und Pelzwerke die Ladung einiger nach Sina<lb/> beſtimmten Schiffe zuzurüſten; daß er dieſe Schiffe mit de-<lb/> ſto größerer Ungedult erwarte, da die Tonnen, die man ihm<lb/> übergeben habe, längſt alle gefüllt ſeyen, und er ſich zu ei-<lb/> ner, für ihn ſehr nachtheiligen, Unthätigkeit gezwungen ſehe.</p><lb/> <p>Am 12 December, gegen 3 Uhr Nachmittags, ſahen<lb/> wir, nach einem ungeſtümen Winde aus Südweſten, den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [270/0004]
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Die Jnſel King.
(Beſchluß.)
Wenn man die eben erwähnten zoologiſchen Produkte in
Rückſicht auf den Unterhalt des Menſchen betrachtet, ſo
findet man, daß ſie zahlreiche und wichtige Vortheile ge-
währen. Die Känguruhe der Jnſel King haben ein zarteres
und ſchmackhafteres Fleiſch, als die Thiere von eben dieſem
Geſchlechte, welche auf dem nahen feſten Lande verbreitet
ſind. Schon iſt der Wombat von den engliſchen Fiſchern in
den Hausſtand verſetzt; den Tag über ſucht er die Nahrung,
deren er bedarf, in den Wäldern, und des Abends kommt
er wieder in die Hütte, die ihm zum Aufenthalte dient.
Er iſt ein ſanftes und dummes Thier, und ſchätzbar wegen
ſeines köſtlichen Fleiſches, welches uns vorzüglicher geſchie-
nen hat, als das Fleiſch von allen andern Thieren dieſer
Gegenden. Die Zunge der ungeheuern Seehunde wird von
den Fiſchern für ein gutes Eſſen gehalten. Der mächtige,
16 bis 22 Decimeter hohe, Kaſuar gibt Eier ſo groß als
die Strauſſen-Eier, und zarter als dieſe letztern: das Fleiſch
dieſes Vogels vom Südpole hält gleichſam das Mittel zwi-
ſchen dem Fleiſche des Truthahns und des jungen Schweins,
und iſt wahrhaft vortrefflich. Die unzähligen Haufen von
Seeraben, von Sturmvögeln, von Möwen und von Fett-
gänſen, die ſich auf dem See-Elephanten-Felſen, und auf
der Jnſel, zu welcher er gehört, aufhalten, gewähren, einen
Theil des Jahres über, Eier zu Tauſenden, und dieſe ſind
faſt eben ſo gut, als die von unſern Haushühnern. Endlich
machen die verſchiedenen Cruſtaceen und die Schalthiere, von
welchen es in dieſen Gegenden wimmelt, den ganzen Reich-
thum an Hülfsmitteln vollſtändig, welche die Natur hier
dem Menſchen darbietet.
Hiermit habe ich die allgemeine Schilderung der Jnſel
King in Kürze entworfen; nun müſſen auch die umſtändli-
chen Nachrichten von unſern Arbeiten und von unſern Ge-
fahren mitgetheilt werden. Jch habe bereits erzählt, daß
die Naturforſcher, am 10ten Abends, abgereiſet waren,
um ihren Aufenthalt in dem Hintergrunde der Elephanten-
Bay zu nehmen. Dieſe Bay iſt an der öſtlichen Kuſte der
Jnſel, hat eine Oeffnung von nicht mehr als zwey Meilen,
und endigt ſich in Süden mit der Landſpitze Plumier, in
Norden mit der Landſpitze Cowper. Sie iſt bey weitem
nicht ſo tief, als die ihr gegenüber liegende Hayenbay,
und hat den ſchätzbaren Vortheil, daß ſie vor den Weſtwin-
den mehr geſichert iſt; aber ſie iſt doch nicht viel weniger
gefährlich: was wir ſogleich ſagen werden, wird dieſes hin-
länglich beweiſen. Der ganze Hintergrund dieſer Bay war,
als wir daſelbſt landeten, mit See-Elephanten bedeckt, wel-
che ſich durch ihre braune Farbe auf dem weißlichen Sand-
Ufer ſtark auszeichneten, und von fern lauter große ſchwarze
Steine zu ſeyn ſchienen. Bey unſerm Anblicke flohen einige
von dieſen Thieren unter gräßlichem Brüllen davon; andre
hingegen blieben unbeweglich auf dem Sande, und ſahen
uns gleichgültig und gelaſſen an.
Kaum fingen wir an unſre Zelte aufzuſchlagen, als
wir ſechs engliſche Fiſcher erſcheinen ſahen, welche uns auf
die verbindlichſte Weiſe ihre Dienſte anboten; unter dieſen
waren zwey, wegen politiſcher Meinungen verbannte und
zu dem elendeſten Zuſtande verurtheilte, Jrländer. Von
dem Oberhaupte dieſer Fiſcher, Namens Cowper, hör-
ten wir, daß er ſich mit zehn Mann ſeit dreizehn Monaten
auf der Jnſel aufhalte, um Seethiere zu fangen, um von
ihrem Thran und Pelzwerke die Ladung einiger nach Sina
beſtimmten Schiffe zuzurüſten; daß er dieſe Schiffe mit de-
ſto größerer Ungedult erwarte, da die Tonnen, die man ihm
übergeben habe, längſt alle gefüllt ſeyen, und er ſich zu ei-
ner, für ihn ſehr nachtheiligen, Unthätigkeit gezwungen ſehe.
Am 12 December, gegen 3 Uhr Nachmittags, ſahen
wir, nach einem ungeſtümen Winde aus Südweſten, den
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