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Humboldt, Alexander von: Ueber vormalige Tropenwärme in nördlichen Breiten, isothermische Linien etc.; aus einem Briefe an den Herausgeber. In: Archiv für die gesammte Naturlehre, Bd. 1 (1824), S. 329-334.

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zur Meteorologie.
handene Hitze sehr ausgedehnte und mithin
sehr verdünnte Gase erfüllte, oder fast leere)
viele Cubikmeilen betragende Erdhöhlungen.
Dadurch, das das Wasser den größeren Theil
der mehr oder weniger krystallinischen Aus-
senrinde der Erde, d. i. den gebirgigen (ehe-
mals allein bewohnten) Theil derselben verließ
um in zuvor fast leere Räume zu dringen,
ward mehr Raum für die das Wasser sonst
bedeckende Luft, und diese nun im gleichem
Verhältniß beträchtlich verdünnt. Mit der
Verdünnung der Luft minderte sich die Brech-
barkeit des Lichtes durch dieselbe, und Ge-
genden die das schief einfallende Sonnenlicht
sonst noch gemäß der starken Lichtbrechung
zum größeren Theil bekommen hatten, erhiel-
ten nun beträchtlich geringere Lichtantheile.
Als späterhin mittelst der durch die Luftver-
dünnung entstandenen Verdunstung hervorge-
gangenen heftigen Kälte die Luft dieser (Po-
lar-) Gegenden wieder mehr zusammengezo-
gen (verdichtet) wurde, nahm die Lichtbre-
chung derselben wieder zu, und dem plötzli-
lichen Ertödten einer früheren Tropenvegeta-
tion etc. folgte nun wieder das Erwachen einer
neuen, geringe Wärme bedürfenden und damit
der langsameren und sparsameren Entwicklung
unterworfenen Pflanzen- und Thierwelt. Der
theilweise Einsturz des Uroceans in die Erd-
höhlen der Urzeit gab der Innenerde jenes
Wasser, welches zunächst die Erhebung des
Basaltschlamms bewirkte, dann aber auch das

zur Meteorologie.
handene Hitze sehr ausgedehnte und mithin
sehr verdünnte Gase erfüllte, oder fast leere)
viele Cubikmeilen betragende Erdhöhlungen.
Dadurch, das das Wasser den größeren Theil
der mehr oder weniger krystallinischen Aus-
senrinde der Erde, d. i. den gebirgigen (ehe-
mals allein bewohnten) Theil derselben verließ
um in zuvor fast leere Räume zu dringen,
ward mehr Raum für die das Wasser sonst
bedeckende Luft, und diese nun im gleichem
Verhältniß beträchtlich verdünnt. Mit der
Verdünnung der Luft minderte sich die Brech-
barkeit des Lichtes durch dieselbe, und Ge-
genden die das schief einfallende Sonnenlicht
sonst noch gemäß der starken Lichtbrechung
zum größeren Theil bekommen hatten, erhiel-
ten nun beträchtlich geringere Lichtantheile.
Als späterhin mittelst der durch die Luftver-
dünnung entstandenen Verdunstung hervorge-
gangenen heftigen Kälte die Luft dieser (Po-
lar-) Gegenden wieder mehr zusammengezo-
gen (verdichtet) wurde, nahm die Lichtbre-
chung derselben wieder zu, und dem plötzli-
lichen Ertödten einer früheren Tropenvegeta-
tion etc. folgte nun wieder das Erwachen einer
neuen, geringe Wärme bedürfenden und damit
der langsameren und sparsameren Entwicklung
unterworfenen Pflanzen- und Thierwelt. Der
theilweise Einsturz des Uroceans in die Erd-
höhlen der Urzeit gab der Innenerde jenes
Wasser, welches zunächst die Erhebung des
Basaltschlamms bewirkte, dann aber auch das

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[333/0006] zur Meteorologie. handene Hitze sehr ausgedehnte und mithin sehr verdünnte Gase erfüllte, oder fast leere) viele Cubikmeilen betragende Erdhöhlungen. Dadurch, das das Wasser den größeren Theil der mehr oder weniger krystallinischen Aus- senrinde der Erde, d. i. den gebirgigen (ehe- mals allein bewohnten) Theil derselben verließ um in zuvor fast leere Räume zu dringen, ward mehr Raum für die das Wasser sonst bedeckende Luft, und diese nun im gleichem Verhältniß beträchtlich verdünnt. Mit der Verdünnung der Luft minderte sich die Brech- barkeit des Lichtes durch dieselbe, und Ge- genden die das schief einfallende Sonnenlicht sonst noch gemäß der starken Lichtbrechung zum größeren Theil bekommen hatten, erhiel- ten nun beträchtlich geringere Lichtantheile. Als späterhin mittelst der durch die Luftver- dünnung entstandenen Verdunstung hervorge- gangenen heftigen Kälte die Luft dieser (Po- lar-) Gegenden wieder mehr zusammengezo- gen (verdichtet) wurde, nahm die Lichtbre- chung derselben wieder zu, und dem plötzli- lichen Ertödten einer früheren Tropenvegeta- tion etc. folgte nun wieder das Erwachen einer neuen, geringe Wärme bedürfenden und damit der langsameren und sparsameren Entwicklung unterworfenen Pflanzen- und Thierwelt. Der theilweise Einsturz des Uroceans in die Erd- höhlen der Urzeit gab der Innenerde jenes Wasser, welches zunächst die Erhebung des Basaltschlamms bewirkte, dann aber auch das

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber vormalige Tropenwärme in nördlichen Breiten, isothermische Linien etc.; aus einem Briefe an den Herausgeber. In: Archiv für die gesammte Naturlehre, Bd. 1 (1824), S. 329-334, hier S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kastner_1824/6>, abgerufen am 29.03.2024.