Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850.Alten für etwas von Natur Göttliches angesehen und deshalb Aether genannt zu haben: als eine Substanz, welche bei uns nichts vergleichbares hat. Diejenigen aber, welche den umgebenden Raum, nicht bloß die darin sich bewegenden Körper, für Feuer und, was zwischen Erde und den Gestirnen ist, für Luft halten, würden von diesem kindischen Wahn wohl ablassen, wenn sie die Resultate der neueren Forschungen der Mathematiker genau betrachten wollten." (Eben diese Etymologie des Wortes vom schnellen Umlaufe wiederholt der aristotelische oder stoische Verfasser des Buches de Mundo cap. 2 pag. 392 Bekk.) Professor Franz hat mit Recht bemerkt: "daß das Wortspiel von dem im ewigen Lauf begriffenen Körper (soma aei theon) und vom Göttlichen (theion), dessen die Meteorologica erwähnen, auffallend bezeichnend sei für die griechische Phantasie, und ein Zeugniß mehr gebe für die so wenig glückliche Behandlung der Etymologik bei den Alten." -- Prof. Buschmann macht auf ein Sanskritwort aschtra für Aether, Luftkreis aufmerksam, das dem griechischen aither sehr ähnlich sieht und schon von Vans Kennedy mit ihm zusammengestellt worden ist (s. dessen Researches into the origin and affinity of the principal languages of Asia and Europe 1828 p. 279); es läßt sich auch für dieses Wort eine Wurzel (as, asch) anführen, welcher von den Indern die Bedeutung von glänzen, leuchten beigelegt wird. 18 (S. 43.) Aristot. de Coelo IV, 1 und 3-4 pag. 308 und 311-312 Bekk. Wenn der Stagirite dem Aether den Namen eines fünften Elements versagt, was freilich Ritter (Geschichte der Philosophie Th. III. S. 259) und Martin (Etudes sur le Timee de Platon T. II. p. 150) läugnen; so ist es nur, weil nach ihm dem Aether, als Zustand der Materie, ein Gegensatz fehlt. (Vergl. Biese, Philosophie des Aristoteles Bd. II. S. 66.) Bei den Pythagoreern ward der Aether als ein fünftes Element durch den fünften der regelmäßigen Körper, das aus 12 Pentagonen zusammengesetzte Dodecaeder, vorgestellt (Martin T. II. p. 245-250). 19 (S. 43.) Siehe die Beweisstellen gesammelt bei Biese Bd. II. S. 93. 20 (S. 44.) Kosmos Bd. I. S. 159 und 416 nt. 88. 21 (S. 44.) Vergl. die schöne Stelle über den Einfluß der Alten für etwas von Natur Göttliches angesehen und deshalb Aether genannt zu haben: als eine Substanz, welche bei uns nichts vergleichbares hat. Diejenigen aber, welche den umgebenden Raum, nicht bloß die darin sich bewegenden Körper, für Feuer und, was zwischen Erde und den Gestirnen ist, für Luft halten, würden von diesem kindischen Wahn wohl ablassen, wenn sie die Resultate der neueren Forschungen der Mathematiker genau betrachten wollten.“ (Eben diese Etymologie des Wortes vom schnellen Umlaufe wiederholt der aristotelische oder stoische Verfasser des Buches de Mundo cap. 2 pag. 392 Bekk.) Professor Franz hat mit Recht bemerkt: „daß das Wortspiel von dem im ewigen Lauf begriffenen Körper (σῶμα ἀεὶ θέον) und vom Göttlichen (θεῖον), dessen die Meteorologica erwähnen, auffallend bezeichnend sei für die griechische Phantasie, und ein Zeugniß mehr gebe für die so wenig glückliche Behandlung der Etymologik bei den Alten.“ — Prof. Buschmann macht auf ein Sanskritwort âschtra für Aether, Luftkreis aufmerksam, das dem griechischen αἰθὴρ sehr ähnlich sieht und schon von Vans Kennedy mit ihm zusammengestellt worden ist (s. dessen Researches into the origin and affinity of the principal languages of Asia and Europe 1828 p. 279); es läßt sich auch für dieses Wort eine Wurzel (as, asch) anführen, welcher von den Indern die Bedeutung von glänzen, leuchten beigelegt wird. 18 (S. 43.) Aristot. de Coelo IV, 1 und 3–4 pag. 308 und 311–312 Bekk. Wenn der Stagirite dem Aether den Namen eines fünften Elements versagt, was freilich Ritter (Geschichte der Philosophie Th. III. S. 259) und Martin (Études sur le Timée de Platon T. II. p. 150) läugnen; so ist es nur, weil nach ihm dem Aether, als Zustand der Materie, ein Gegensatz fehlt. (Vergl. Biese, Philosophie des Aristoteles Bd. II. S. 66.) Bei den Pythagoreern ward der Aether als ein fünftes Element durch den fünften der regelmäßigen Körper, das aus 12 Pentagonen zusammengesetzte Dodecaëder, vorgestellt (Martin T. II. p. 245–250). 19 (S. 43.) Siehe die Beweisstellen gesammelt bei Biese Bd. II. S. 93. 20 (S. 44.) Kosmos Bd. I. S. 159 und 416 nt. 88. 21 (S. 44.) Vergl. die schöne Stelle über den Einfluß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <note xml:id="ftn63-text" prev="#ftn63" place="end" n="17"><pb facs="#f0060" n="55"/> Alten für etwas von Natur <hi rendition="#g">Göttliches</hi> angesehen und <hi rendition="#g">deshalb</hi> Aether genannt zu haben: als eine Substanz, welche bei uns nichts vergleichbares hat. 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¹⁷ Alten für etwas von Natur Göttliches angesehen und deshalb Aether genannt zu haben: als eine Substanz, welche bei uns nichts vergleichbares hat. Diejenigen aber, welche den umgebenden Raum, nicht bloß die darin sich bewegenden Körper, für Feuer und, was zwischen Erde und den Gestirnen ist, für Luft halten, würden von diesem kindischen Wahn wohl ablassen, wenn sie die Resultate der neueren Forschungen der Mathematiker genau betrachten wollten.“ (Eben diese Etymologie des Wortes vom schnellen Umlaufe wiederholt der aristotelische oder stoische Verfasser des Buches de Mundo cap. 2 pag. 392 Bekk.) Professor Franz hat mit Recht bemerkt: „daß das Wortspiel von dem im ewigen Lauf begriffenen Körper (σῶμα ἀεὶ θέον) und vom Göttlichen (θεῖον), dessen die Meteorologica erwähnen, auffallend bezeichnend sei für die griechische Phantasie, und ein Zeugniß mehr gebe für die so wenig glückliche Behandlung der Etymologik bei den Alten.“ — Prof. Buschmann macht auf ein Sanskritwort âschtra für Aether, Luftkreis aufmerksam, das dem griechischen αἰθὴρ sehr ähnlich sieht und schon von Vans Kennedy mit ihm zusammengestellt worden ist (s. dessen Researches into the origin and affinity of the principal languages of Asia and Europe 1828 p. 279); es läßt sich auch für dieses Wort eine Wurzel (as, asch) anführen, welcher von den Indern die Bedeutung von glänzen, leuchten beigelegt wird.
¹⁸ (S. 43.) Aristot. de Coelo IV, 1 und 3–4 pag. 308 und 311–312 Bekk. Wenn der Stagirite dem Aether den Namen eines fünften Elements versagt, was freilich Ritter (Geschichte der Philosophie Th. III. S. 259) und Martin (Études sur le Timée de Platon T. II. p. 150) läugnen; so ist es nur, weil nach ihm dem Aether, als Zustand der Materie, ein Gegensatz fehlt. (Vergl. Biese, Philosophie des Aristoteles Bd. II. S. 66.) Bei den Pythagoreern ward der Aether als ein fünftes Element durch den fünften der regelmäßigen Körper, das aus 12 Pentagonen zusammengesetzte Dodecaëder, vorgestellt (Martin T. II. p. 245–250).
¹⁹ (S. 43.) Siehe die Beweisstellen gesammelt bei Biese Bd. II. S. 93.
²⁰ (S. 44.) Kosmos Bd. I. S. 159 und 416 nt. 88.
²¹ (S. 44.) Vergl. die schöne Stelle über den Einfluß der
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