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Humboldt, Alexander von: [N]eue physikalische Beobachtungen im spanischen Amerika. Aus Briefen an Fourcroy und Lalande. In: Annalen der Physik, Bd. 7, 1801, S. 335-347.

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sehr wünschte ich Berthollet zu sehn, und wie
bedaure ich unsern armen Dolomieu! -- -- --

Schon vor 3 Jahren und länger stellte ich gegen
ihn und Lametherie die Behauptung auf, daß
in den Urgebirgen Italiens, Frankreichs, der Schweiz,
Deutschlands, Polens, (und jetzt kann ich noch
hinzufügen: Spaniens,) in den Lagern des geschich-
teten Granits und des Thon-, Glimmer- und Horn-
blendschiefers, (corneennes schisteuses,) ein Parallelis-
mus in der Richtung
herrscht, daß alle diese Lager
nordwestlich einfallen, so daß ihre Richtung mit der
Erdachse einen Winkel von 45° bis 57° macht, daß
diese Neigung und Richtung unabhängig von der Rich-
tung und der Gestalt der Gebirge ist, und die Thäler
darauf keinen Einfluß haben, so daß sie eine viel all-
gemeinere, mehr ins Große gehende Ursach haben
müssen, die auf einer Anziehung der Theilchen beim
Erhärten der Erde zu beruhen scheint. Da ich den
größten Theil Europa's mit Sextanten und Boussolen
zu Fuße durchreist bin, habe ich ausgebreitete Beo-
bachtungen hierüber sammeln können; mein Manu-
script über die Richtung und Identität der Gebirgsla-
ger, oder über die Bildung der Erde
, woran ich seit 1791
gearbeitet habe, ist in den Händen meines Bruders,
soll aber nicht eher erscheinen, als bis ich noch mehr
gesehn habe. Zu meinem größten Verwundern
habe ich in den Cordilleren von Paria, Neu-Anda-
lusien, Neu-Barcellona und Venezuela, dasselbe
Gesetz und dieselbe Richtung in den Gebirgslagern
der neuen Welt, unweit des Aequators gefunden.

ſehr wünſchte ich Berthollet zu ſehn, und wie
bedaure ich unſern armen Dolomieu! — — —

Schon vor 3 Jahren und länger ſtellte ich gegen
ihn und Lamétherie die Behauptung auf, daß
in den Urgebirgen Italiens, Frankreichs, der Schweiz,
Deutſchlands, Polens, (und jetzt kann ich noch
hinzufügen: Spaniens,) in den Lagern des geſchich-
teten Granits und des Thon-, Glimmer- und Horn-
blendſchiefers, (cornéennes ſchiſteuſes,) ein Parallelis-
mus in der Richtung
herrſcht, daß alle dieſe Lager
nordweſtlich einfallen, ſo daß ihre Richtung mit der
Erdachſe einen Winkel von 45° bis 57° macht, daß
dieſe Neigung und Richtung unabhängig von der Rich-
tung und der Geſtalt der Gebirge iſt, und die Thäler
darauf keinen Einfluß haben, ſo daß ſie eine viel all-
gemeinere, mehr ins Große gehende Urſach haben
müſſen, die auf einer Anziehung der Theilchen beim
Erhärten der Erde zu beruhen ſcheint. Da ich den
größten Theil Europa's mit Sextanten und Bouſſolen
zu Fuße durchreiſt bin, habe ich ausgebreitete Beo-
bachtungen hierüber ſammeln können; mein Manu-
ſcript über die Richtung und Identität der Gebirgsla-
ger, oder über die Bildung der Erde
, woran ich ſeit 1791
gearbeitet habe, iſt in den Händen meines Bruders,
ſoll aber nicht eher erſcheinen, als bis ich noch mehr
geſehn habe. Zu meinem größten Verwundern
habe ich in den Cordilleren von Paria, Neu-Anda-
luſien, Neu-Barcellona und Venezuela, daſſelbe
Geſetz und dieſelbe Richtung in den Gebirgslagern
der neuen Welt, unweit des Aequators gefunden.

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[333/0006] ſehr wünſchte ich Berthollet zu ſehn, und wie bedaure ich unſern armen Dolomieu! — — — Schon vor 3 Jahren und länger ſtellte ich gegen ihn und Lamétherie die Behauptung auf, daß in den Urgebirgen Italiens, Frankreichs, der Schweiz, Deutſchlands, Polens, (und jetzt kann ich noch hinzufügen: Spaniens,) in den Lagern des geſchich- teten Granits und des Thon-, Glimmer- und Horn- blendſchiefers, (cornéennes ſchiſteuſes,) ein Parallelis- mus in der Richtung herrſcht, daß alle dieſe Lager nordweſtlich einfallen, ſo daß ihre Richtung mit der Erdachſe einen Winkel von 45° bis 57° macht, daß dieſe Neigung und Richtung unabhängig von der Rich- tung und der Geſtalt der Gebirge iſt, und die Thäler darauf keinen Einfluß haben, ſo daß ſie eine viel all- gemeinere, mehr ins Große gehende Urſach haben müſſen, die auf einer Anziehung der Theilchen beim Erhärten der Erde zu beruhen ſcheint. Da ich den größten Theil Europa's mit Sextanten und Bouſſolen zu Fuße durchreiſt bin, habe ich ausgebreitete Beo- bachtungen hierüber ſammeln können; mein Manu- ſcript über die Richtung und Identität der Gebirgsla- ger, oder über die Bildung der Erde, woran ich ſeit 1791 gearbeitet habe, iſt in den Händen meines Bruders, ſoll aber nicht eher erſcheinen, als bis ich noch mehr geſehn habe. Zu meinem größten Verwundern habe ich in den Cordilleren von Paria, Neu-Anda- luſien, Neu-Barcellona und Venezuela, daſſelbe Geſetz und dieſelbe Richtung in den Gebirgslagern der neuen Welt, unweit des Aequators gefunden.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [N]eue physikalische Beobachtungen im spanischen Amerika. Aus Briefen an Fourcroy und Lalande. In: Annalen der Physik, Bd. 7, 1801, S. 335-347, hier S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_lalande_1801/6>, abgerufen am 21.11.2024.