Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

Bild:
<< vorherige Seite

beobachtet zu haben. Die der süd-nördlichen Strömung längs der Ostküste der Davis-Straße und Baffinsbai verminderte sich allmälig gegen Norden von +5°,2 bis 1°,2. Die nord-südliche Strömung, welche aus der Barrow-Straße kommt, war etwas kälter, zwischen 4°,7 und +1°,8 Cent.

Zu dem kalten Weststrome der Baffinsbai mischt sich aber auch in Westen ein zweiter, welcher in den Parallelen von 61° und 63° durch die Frobisher- und Hudsons-Straße aus der großen Hudsonsbai mit vielem Eise ausbricht. Es ist hier zugleich zu erwähnen, daß das Eis, welches sich in so großen Massen in der Hudsonsbai (einem halbverschlossenen Binnenmeere) anhäuft, noch auf einem viel nördlicheren Wege, durch die Barrow-Straße selbst, in die Baffinsbai gelangt. Es giebt nämlich von Süden gegen Norden (zwischen lat. 65° und 74° 1/2) eine Communication durch den Fox- und den Fury und Hecla-Canal1, welcher die Halbinsel Melville von der großen Cockburn-Insel trennt und in ost-westlicher Richtung in den Boothia-Golf ausmündet. Dieser letzte ist eine Fortsetzung von Prince Regent's Inlet, und hängt durch dieses mit der Barrow-Straße in long. 91° 5' zusammen.

Eine merkwürdige Erscheinung, welche mit mehreren anderen, erst ganz neuerlich klar erkannten, im Zusammenhange steht, bietet die Davis-Straße dar. Trotz der Heftigkeit des arctischen Stromes von Norden nach Süden hat man große Eisberge bei Windstille, oder bei solchen Winden, die nicht aus Süden blasen, sich in der südlichen Strömung selbst nach Norden fortbewegen sehen. Einen kräftigeren Beweis von der

1 Beechey, Voyage to the Pacific Part II. p. 567.

beobachtet zu haben. Die der süd-nördlichen Strömung längs der Ostküste der Davis-Straße und Baffinsbai verminderte sich allmälig gegen Norden von +5°,2 bis −1°,2. Die nord-südliche Strömung, welche aus der Barrow-Straße kommt, war etwas kälter, zwischen −4°,7 und +1°,8 Cent.

Zu dem kalten Weststrome der Baffinsbai mischt sich aber auch in Westen ein zweiter, welcher in den Parallelen von 61° und 63° durch die Frobisher- und Hudsons-Straße aus der großen Hudsonsbai mit vielem Eise ausbricht. Es ist hier zugleich zu erwähnen, daß das Eis, welches sich in so großen Massen in der Hudsonsbai (einem halbverschlossenen Binnenmeere) anhäuft, noch auf einem viel nördlicheren Wege, durch die Barrow-Straße selbst, in die Baffinsbai gelangt. Es giebt nämlich von Süden gegen Norden (zwischen lat. 65° und 74° ½) eine Communication durch den Fox- und den Fury und Hecla-Canal1, welcher die Halbinsel Melville von der großen Cockburn-Insel trennt und in ost-westlicher Richtung in den Boothia-Golf ausmündet. Dieser letzte ist eine Fortsetzung von Prince Regent's Inlet, und hängt durch dieses mit der Barrow-Straße in long. 91° 5′ zusammen.

Eine merkwürdige Erscheinung, welche mit mehreren anderen, erst ganz neuerlich klar erkannten, im Zusammenhange steht, bietet die Davis-Straße dar. Trotz der Heftigkeit des arctischen Stromes von Norden nach Süden hat man große Eisberge bei Windstille, oder bei solchen Winden, die nicht aus Süden blasen, sich in der südlichen Strömung selbst nach Norden fortbewegen sehen. Einen kräftigeren Beweis von der

1 Beechey, Voyage to the Pacific Part II. p. 567.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <div>
            <p><pb facs="#f0109" n="139"/>
beobachtet zu haben. Die der süd-nördlichen Strömung längs der Ostküste der Davis-Straße und Baffinsbai verminderte sich allmälig gegen Norden von +5°,2 bis &#x2212;1°,2. Die nord-südliche Strömung, welche aus der Barrow-Straße kommt, war etwas kälter, zwischen &#x2212;4°,7 und +1°,8 Cent.</p><lb/>
            <p>Zu dem kalten Weststrome der Baffinsbai mischt sich aber auch in Westen ein zweiter, welcher in den Parallelen von 61° und 63° durch die Frobisher- und Hudsons-Straße aus der großen Hudsonsbai mit vielem Eise ausbricht. Es ist hier zugleich zu erwähnen, daß das Eis, welches sich in so großen Massen in der Hudsonsbai (einem halbverschlossenen Binnenmeere) anhäuft, noch auf einem viel nördlicheren Wege, durch die Barrow-Straße selbst, in die Baffinsbai gelangt. Es giebt nämlich von Süden gegen Norden (zwischen <hi rendition="#aq">lat</hi>. 65° und 74° ½) eine Communication durch den Fox- und den Fury und Hecla-Canal<note place="foot" n="1"><hi rendition="#g">Beechey</hi>, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Voyage to the Pacific</hi> Part II. p. 567</hi>.<lb/></note>, welcher die Halbinsel <placeName>Melville</placeName> von der großen <placeName>Cockburn-Insel</placeName> trennt und in ost-westlicher Richtung in den Boothia-Golf ausmündet. Dieser letzte ist eine Fortsetzung von <hi rendition="#aq">Prince Regent's Inlet</hi>, und hängt durch dieses mit der Barrow-Straße in <hi rendition="#aq">long</hi>. 91° 5&#x2032; zusammen.</p><lb/>
            <p>Eine merkwürdige Erscheinung, welche mit mehreren anderen, erst ganz neuerlich klar erkannten, im Zusammenhange steht, bietet die Davis-Straße dar. Trotz der Heftigkeit des arctischen Stromes von Norden nach Süden hat man große Eisberge bei Windstille, oder bei solchen Winden, die nicht aus Süden blasen, sich in der südlichen Strömung selbst nach <hi rendition="#g">Norden</hi> fortbewegen sehen. Einen kräftigeren Beweis von der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0109] beobachtet zu haben. Die der süd-nördlichen Strömung längs der Ostküste der Davis-Straße und Baffinsbai verminderte sich allmälig gegen Norden von +5°,2 bis −1°,2. Die nord-südliche Strömung, welche aus der Barrow-Straße kommt, war etwas kälter, zwischen −4°,7 und +1°,8 Cent. Zu dem kalten Weststrome der Baffinsbai mischt sich aber auch in Westen ein zweiter, welcher in den Parallelen von 61° und 63° durch die Frobisher- und Hudsons-Straße aus der großen Hudsonsbai mit vielem Eise ausbricht. Es ist hier zugleich zu erwähnen, daß das Eis, welches sich in so großen Massen in der Hudsonsbai (einem halbverschlossenen Binnenmeere) anhäuft, noch auf einem viel nördlicheren Wege, durch die Barrow-Straße selbst, in die Baffinsbai gelangt. Es giebt nämlich von Süden gegen Norden (zwischen lat. 65° und 74° ½) eine Communication durch den Fox- und den Fury und Hecla-Canal 1, welcher die Halbinsel Melville von der großen Cockburn-Insel trennt und in ost-westlicher Richtung in den Boothia-Golf ausmündet. Dieser letzte ist eine Fortsetzung von Prince Regent's Inlet, und hängt durch dieses mit der Barrow-Straße in long. 91° 5′ zusammen. Eine merkwürdige Erscheinung, welche mit mehreren anderen, erst ganz neuerlich klar erkannten, im Zusammenhange steht, bietet die Davis-Straße dar. Trotz der Heftigkeit des arctischen Stromes von Norden nach Süden hat man große Eisberge bei Windstille, oder bei solchen Winden, die nicht aus Süden blasen, sich in der südlichen Strömung selbst nach Norden fortbewegen sehen. Einen kräftigeren Beweis von der 1 Beechey, Voyage to the Pacific Part II. p. 567.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/109
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/109>, abgerufen am 19.12.2024.