Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.aufgefunden worden), welche Vorstellungen sich der genuesische Entdecker von den regelmäßigen Bewegungen der Meereswasser allmälig gebildet hatte. "Ich halte es", sagt er, "für sehr bekannt, als eine außer Zweifel gesetzte Thatsache, daß die Gewässer den Lauf von Osten gegen Westen befolgen, im Einklang mit den Bewegungen des Himmels, con los cielos: d. h. daß die scheinbare Bewegung der Sonne und sämmtlicher Fixsterne an ihren beweglichen Sphären1 auf die Bewegung dieses allgemeinen Stromes Einfluß habe. In den Gegenden, wo ich mich jetzt befinde (alla en esta comarca: nämlich in dem Meer der Antillen), haben die Gewässer in ihrem Laufe die größte Geschwindigkeit."|."2 NB. in der Mitte soll stehn: Geschwindigkeit."2 1 Ganz im Sinne der Aristotelischen Astronomie: de Caelo II, 12 pag. 293 Bekker. Auch in den physischen Problemen des Cardanus, einer Schrift aus der Mitte des 16ten Jahrhunderts, finde ich noch dieselbe Meinung ausgedrückt, daß die Meeresströmungen von Osten nach Westen von dem motus stellarum herrühren; doch da, wo die Strömung so heftig ist, wie "an der Küste des Isthmus des Darien und des Golfs von Uraba" (in welchem man eine abertura de la tierra, zur Südsee führend, gesucht hatte), erwähnt Cardanus als mitwirkender Ursach der durch Widerstand belebenden Configuration der Küsten; Opera omnia, Lugd. 1663 T. I. p. 63 (Problematum naturalium Sectio prima No. 54). 2 "Muy conocido tengo", schreibt Columbus, "que las aguas con os cielos van de Oriente a Occidente": Navarrete T. III. p. 260; Humboldt, Examen crit. T. III. p. 100.
aufgefunden worden), welche Vorstellungen sich der genuesische Entdecker von den regelmäßigen Bewegungen der Meereswasser allmälig gebildet hatte. „Ich halte es“, sagt er, „für sehr bekannt, als eine außer Zweifel gesetzte Thatsache, daß die Gewässer den Lauf von Osten gegen Westen befolgen, im Einklang mit den Bewegungen des Himmels, con los cielos: d. h. daß die scheinbare Bewegung der Sonne und sämmtlicher Fixsterne an ihren beweglichen Sphären1 auf die Bewegung dieses allgemeinen Stromes Einfluß habe. In den Gegenden, wo ich mich jetzt befinde (alla en esta comarca: nämlich in dem Meer der Antillen), haben die Gewässer in ihrem Laufe die größte Geschwindigkeit.“|.“2 NB. in der Mitte soll stehn: Geschwindigkeit.“2 1 Ganz im Sinne der Aristotelischen Astronomie: de Caelo II, 12 pag. 293 Bekker. Auch in den physischen Problemen des Cardanus, einer Schrift aus der Mitte des 16ten Jahrhunderts, finde ich noch dieselbe Meinung ausgedrückt, daß die Meeresströmungen von Osten nach Westen von dem motus stellarum herrühren; doch da, wo die Strömung so heftig ist, wie „an der Küste des Isthmus des Darien und des Golfs von Uraba“ (in welchem man eine abertura de la tierra, zur Südsee führend, gesucht hatte), erwähnt Cardanus als mitwirkender Ursach der durch Widerstand belebenden Configuration der Küsten; Opera omnia, Lugd. 1663 T. I. p. 63 (Problematum naturalium Sectio prima No. 54). 2 »Muy conocido tengo«, schreibt Columbus, »que las aguas con os cielos van de Oriente a Occidente«: Navarrete T. III. p. 260; Humboldt, Examen crit. T. III. p. 100.
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aufgefunden worden), welche Vorstellungen sich der genuesische Entdecker von den regelmäßigen Bewegungen der Meereswasser allmälig gebildet hatte. „Ich halte es“, sagt er, „für sehr bekannt, als eine außer Zweifel gesetzte Thatsache, daß die Gewässer den Lauf von Osten gegen Westen befolgen, im Einklang mit den Bewegungen des Himmels, con los cielos: d. h. daß die scheinbare Bewegung der Sonne und sämmtlicher Fixsterne an ihren beweglichen Sphären 1 auf die Bewegung dieses allgemeinen Stromes Einfluß habe. In den Gegenden, wo ich mich jetzt befinde (alla en esta comarca: nämlich in dem Meer der Antillen), haben die Gewässer in ihrem Laufe die größte Geschwindigkeit.“ 2 Der Aequinoctial-Strom mußte auf den Seefahrer den tiefsten Eindruck zwischen den Inseln und nahe an den Küsten des südamerikanischen Continents, wie an denen von Veragua und Honduras, machen. Die erste und zweite Reise hatten Columbus die Gruppe der Großen und Kleinen Antillen entlang geführt, von dem Canal viejo nördlich von Cuba bis nach Maria galante und Dominica.
NB. in der Mitte soll stehn:
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1 Ganz im Sinne der Aristotelischen Astronomie: de Caelo II, 12 pag. 293 Bekker. Auch in den physischen Problemen des Cardanus, einer Schrift aus der Mitte des 16ten Jahrhunderts, finde ich noch dieselbe Meinung ausgedrückt, daß die Meeresströmungen von Osten nach Westen von dem motus stellarum herrühren; doch da, wo die Strömung so heftig ist, wie „an der Küste des Isthmus des Darien und des Golfs von Uraba“ (in welchem man eine abertura de la tierra, zur Südsee führend, gesucht hatte), erwähnt Cardanus als mitwirkender Ursach der durch Widerstand belebenden Configuration der Küsten; Opera omnia, Lugd. 1663 T. I. p. 63 (Problematum naturalium Sectio prima No. 54).
2 »Muy conocido tengo«, schreibt Columbus, »que las aguas con os cielos van de Oriente a Occidente«: Navarrete T. III. p. 260; Humboldt, Examen crit. T. III. p. 100.
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