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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Mexico, Florida, Neufundland und beim Ausfluß des großen Lorenz-Stromes, welchen zwischen 1497 und 1500 schon Sebastian Cabot1 und Cortereal entdeckt hatten, sehr verbreitet. Die in der neuesten Zeit in Rennell's vortrefflichem Werke über die Meeresströmungen am umständlichsten entwickelte Ansicht, nach welcher der Golfstrom seinen ersten Impuls an der Südspitze von Afrika, an der Nadel-Bank (Lagullas bank der englischen Karten, richtiger portugiesisch banco das Agulhas), empfängt; dann sich gen Norden längs der afrikanischen Küste gegen Congo hinbewegt, und im weiten atlantischen Meere sich gegen NW mit dem Aequatorial-Strome verbindet; und, dem brasilianischen Vorgebirge des heiligen Rochus zuströmend, der Küste von Guyana folgt: ist fast identisch in einem merkwürdigen Memoir von Sir Humphrey Gilbert "über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach Cathay und Ostindien" ausgesprochen. Weil in dieser Abhandlung, welche uns Richard Hakluyt (Navigations, Voyages and

1 Sebastian Cabot hatte auf der zweiten Expedition, welche er für die englische Regierung machte, die ganze Ostküste Nordamerika's von dem Parallele von 67°1/2, an der Küste der Insel Cumberland in der Davis-Straße, an bis zur Südspitze von Florida, im Parallel von Cuba, im Sommer 1498 besucht (Biddle, Memoir of Sebastian Cabot p. 137; und Humboldt über die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika, in Ghillany, Geschichte des Seefahrers Martin Behaim 1853 S. 2). Die Entdeckung oder vielmehr Wieder-Auffindung des Festlandes der Neuen Welt, am 21 Junius 1497 an der Küste von Labrador, zwischen dem 56ten und 58ten Breitengrade (in Prima Vista), geschah auf der ersten Reise des Sebastian Cabot: also ein Jahr vor Columbus, und 497 Jahre nach Leif, einem der normännischen Colonisten auf Island. Auf der, von mir zuerst erkannten Weltkarte des Juan de la Cosa (im Hafen von Santa Maria im Jahr 1500 gezeichnet: der ältesten, die wir von Amerika besitzen), sind Cabot's nördlichste Entdeckungen in 56°und 57° Breite angegeben, und mit dem Namen: Mar descubierta por Yngleses bezeichnet.

Mexico, Florida, Neufundland und beim Ausfluß des großen Lorenz-Stromes, welchen zwischen 1497 und 1500 schon Sebastian Cabot1 und Cortereal entdeckt hatten, sehr verbreitet. Die in der neuesten Zeit in Rennell's vortrefflichem Werke über die Meeresströmungen am umständlichsten entwickelte Ansicht, nach welcher der Golfstrom seinen ersten Impuls an der Südspitze von Afrika, an der Nadel-Bank (Lagullas bank der englischen Karten, richtiger portugiesisch banco das Agulhas), empfängt; dann sich gen Norden längs der afrikanischen Küste gegen Congo hinbewegt, und im weiten atlantischen Meere sich gegen NW mit dem Aequatorial-Strome verbindet; und, dem brasilianischen Vorgebirge des heiligen Rochus zuströmend, der Küste von Guyana folgt: ist fast identisch in einem merkwürdigen Memoir von Sir Humphrey Gilbert „über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach Cathay und Ostindien“ ausgesprochen. Weil in dieser Abhandlung, welche uns Richard Hakluyt (Navigations, Voyages and

1 Sebastian Cabot hatte auf der zweiten Expedition, welche er für die englische Regierung machte, die ganze Ostküste Nordamerika's von dem Parallele von 67°½, an der Küste der Insel Cumberland in der Davis-Straße, an bis zur Südspitze von Florida, im Parallel von Cuba, im Sommer 1498 besucht (Biddle, Memoir of Sebastian Cabot p. 137; und Humboldt über die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika, in Ghillany, Geschichte des Seefahrers Martin Behaim 1853 S. 2). Die Entdeckung oder vielmehr Wieder-Auffindung des Festlandes der Neuen Welt, am 21 Junius 1497 an der Küste von Labrador, zwischen dem 56ten und 58ten Breitengrade (in Prima Vista), geschah auf der ersten Reise des Sebastian Cabot: also ein Jahr vor Columbus, und 497 Jahre nach Leif, einem der normännischen Colonisten auf Island. Auf der, von mir zuerst erkannten Weltkarte des Juan de la Cosa (im Hafen von Santa Maria im Jahr 1500 gezeichnet: der ältesten, die wir von Amerika besitzen), sind Cabot's nördlichste Entdeckungen in 56°und 57° Breite angegeben, und mit dem Namen: Mar descubierta por Yngleses bezeichnet.
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[60/0030] Mexico, Florida, Neufundland und beim Ausfluß des großen Lorenz-Stromes, welchen zwischen 1497 und 1500 schon Sebastian Cabot 1 und Cortereal entdeckt hatten, sehr verbreitet. Die in der neuesten Zeit in Rennell's vortrefflichem Werke über die Meeresströmungen am umständlichsten entwickelte Ansicht, nach welcher der Golfstrom seinen ersten Impuls an der Südspitze von Afrika, an der Nadel-Bank (Lagullas bank der englischen Karten, richtiger portugiesisch banco das Agulhas), empfängt; dann sich gen Norden längs der afrikanischen Küste gegen Congo hinbewegt, und im weiten atlantischen Meere sich gegen NW mit dem Aequatorial-Strome verbindet; und, dem brasilianischen Vorgebirge des heiligen Rochus zuströmend, der Küste von Guyana folgt: ist fast identisch in einem merkwürdigen Memoir von Sir Humphrey Gilbert „über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt nach Cathay und Ostindien“ ausgesprochen. Weil in dieser Abhandlung, welche uns Richard Hakluyt (Navigations, Voyages and 1 Sebastian Cabot hatte auf der zweiten Expedition, welche er für die englische Regierung machte, die ganze Ostküste Nordamerika's von dem Parallele von 67°½, an der Küste der Insel Cumberland in der Davis-Straße, an bis zur Südspitze von Florida, im Parallel von Cuba, im Sommer 1498 besucht (Biddle, Memoir of Sebastian Cabot p. 137; und Humboldt über die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika, in Ghillany, Geschichte des Seefahrers Martin Behaim 1853 S. 2). Die Entdeckung oder vielmehr Wieder-Auffindung des Festlandes der Neuen Welt, am 21 Junius 1497 an der Küste von Labrador, zwischen dem 56ten und 58ten Breitengrade (in Prima Vista), geschah auf der ersten Reise des Sebastian Cabot: also ein Jahr vor Columbus, und 497 Jahre nach Leif, einem der normännischen Colonisten auf Island. Auf der, von mir zuerst erkannten Weltkarte des Juan de la Cosa (im Hafen von Santa Maria im Jahr 1500 gezeichnet: der ältesten, die wir von Amerika besitzen), sind Cabot's nördlichste Entdeckungen in 56°und 57° Breite angegeben, und mit dem Namen: Mar descubierta por Yngleses bezeichnet.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/30>, abgerufen am 03.12.2024.