Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.Bimini1 fast am südöstlichen Rande des Canals von Providence auf: ein grünes, wohl bewässertes Eiland; aber nicht die sehnlichst erwünschte Quelle: einen solchen Jungbrunnen, als ein Zeitgenosse, Lucas Cranach2, mit vielem Humor in einem Bilde dargestellt hat, welches das königliche Museum zu Der Bogen ist fehlerfrei und kann ohne weiteres abgezogen werden [B] 1 Oviedo, Hist. gen. de las Indias P. I. lib. 19 cap. 15; Petr. Mart. Oceanica Dec. II. lib. 10 (1533) fol. 42, b; Herrera, Dec. I. lib. IX cap. 12, lib. 10 cap. 16; Ramusio, Navigationi et Viaggi Vol. III. Venet. 1606 fol. 146; Navarrete, Coleccion de los Viages esp. T. III. p. 50-53. Es wurde eine solche Wichtigkeit auf das Land gelegt, in welches die Sage jene Wunderquelle versetzte, daß noch 1514 Ponce de Leon den Titel eines Adelantado de la Isla Bimini y de la Florida annahm. 2 Die Mythe von verjüngenden Quellen ist eine von den vielen, welche sich unter räumlich weit getrennten Völkern der Einbildungskraft in Folge ursprünglicher Gleichheit innerer Geistesanlagen darbieten mußten; es ist daher weniger sonderbar, bei den amerikanischen Ureinwohnern die Idee der Jungbrunnen (Jungelborn) ganz wie bei unseren Minnesängern des 13ten Jahrhunderts: im Titurel wie im Heldenbuche; bei Dichtern, die aus romanischen Quellen schöpfen, wie bei ganz deutschen, heimischen (siehe Museum für Altdeutsche Lit. und Kunst von F. H. von der Hagen Bd. I. 1809 S. 259-262) aufzufinden. Es ist nicht auffallender, als von einem Indianer-Stamm, den Tamanaken am Orinoco, zu vernehmen, daß nach der großen Fluth Amalivaca und seine Frau das Menschengeschlecht dadurch erneuerten, daß beide Früchte der Palme Mauritia, wie Deucalien und Pyrrha Steine, hinter sich warfen (siehe meine Relat. hist. T. II. p. 238 und 587). Lucas Cranach war etwa 40 Jahr alt, als der Ruf von der Expedition nach Bimini, welche vielen Spaniern das Leben kostete, durch ganz Europa erscholl; und es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß diese Begebenheit den großen Künstler angeregt habe einen Gegenstand zu behandeln, der ihm ohnedies aus dem alten Sagenkreise vaterländischer Dichtkunst bekannt war und den sein Zeitgenosse, Hans Sachs, in seinem Traumgesichte der Jungbrunn wiederum anmuthig belebt hatte. Wir ersehen aus Albrecht Dürer's Briefen, wie theilnehmend deutsche Künstler unter der Regierung Kaiser Carls V an allem waren, was im neu entdeckten Continente vorging. Des älteren Cranach's Bild (niederländische und deutsche Schule des Berliner Museums No. 56; siehe Waagen's Verzeichniß 1832 S. 142) ist vom Jahr 1546: aber ohne Palmen, ohne Landschaft von Florida.
Bimini1 fast am südöstlichen Rande des Canals von Providence auf: ein grünes, wohl bewässertes Eiland; aber nicht die sehnlichst erwünschte Quelle: einen solchen Jungbrunnen, als ein Zeitgenosse, Lucas Cranach2, mit vielem Humor in einem Bilde dargestellt hat, welches das königliche Museum zu Der Bogen ist fehlerfrei und kann ohne weiteres abgezogen werden [B] 1 Oviedo, Hist. gen. de las Indias P. I. lib. 19 cap. 15; Petr. Mart. Oceanica Dec. II. lib. 10 (1533) fol. 42, b; Herrera, Dec. I. lib. IX cap. 12, lib. 10 cap. 16; Ramusio, Navigationi et Viaggi Vol. III. Venet. 1606 fol. 146; Navarrete, Coleccion de los Viages esp. T. III. p. 50-53. Es wurde eine solche Wichtigkeit auf das Land gelegt, in welches die Sage jene Wunderquelle versetzte, daß noch 1514 Ponce de Leon den Titel eines Adelantado de la Isla Bimini y de la Florida annahm. 2 Die Mythe von verjüngenden Quellen ist eine von den vielen, welche sich unter räumlich weit getrennten Völkern der Einbildungskraft in Folge ursprünglicher Gleichheit innerer Geistesanlagen darbieten mußten; es ist daher weniger sonderbar, bei den amerikanischen Ureinwohnern die Idee der Jungbrunnen (Jungelborn) ganz wie bei unseren Minnesängern des 13ten Jahrhunderts: im Titurel wie im Heldenbuche; bei Dichtern, die aus romanischen Quellen schöpfen, wie bei ganz deutschen, heimischen (siehe Museum für Altdeutsche Lit. und Kunst von F. H. von der Hagen Bd. I. 1809 S. 259-262) aufzufinden. Es ist nicht auffallender, als von einem Indianer-Stamm, den Tamanaken am Orinoco, zu vernehmen, daß nach der großen Fluth Amalivaca und seine Frau das Menschengeschlecht dadurch erneuerten, daß beide Früchte der Palme Mauritia, wie Deucalien und Pyrrha Steine, hinter sich warfen (siehe meine Relat. hist. T. II. p. 238 und 587). Lucas Cranach war etwa 40 Jahr alt, als der Ruf von der Expedition nach Bimini, welche vielen Spaniern das Leben kostete, durch ganz Europa erscholl; und es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß diese Begebenheit den großen Künstler angeregt habe einen Gegenstand zu behandeln, der ihm ohnedies aus dem alten Sagenkreise vaterländischer Dichtkunst bekannt war und den sein Zeitgenosse, Hans Sachs, in seinem Traumgesichte der Jungbrunn wiederum anmuthig belebt hatte. Wir ersehen aus Albrecht Dürer's Briefen, wie theilnehmend deutsche Künstler unter der Regierung Kaiser Carls V an allem waren, was im neu entdeckten Continente vorging. Des älteren Cranach's Bild (niederländische und deutsche Schule des Berliner Museums No. 56; siehe Waagen’s Verzeichniß 1832 S. 142) ist vom Jahr 1546: aber ohne Palmen, ohne Landschaft von Florida.
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Der Bogen ist fehlerfrei
und kann ohne weiteres
abgezogen werden
B
1 Oviedo, Hist. gen. de las Indias P. I. lib. 19 cap. 15; Petr. Mart. Oceanica Dec. II. lib. 10 (1533) fol. 42, b; Herrera, Dec. I. lib. IX cap. 12, lib. 10 cap. 16; Ramusio, Navigationi et Viaggi Vol. III. Venet. 1606 fol. 146; Navarrete, Coleccion de los Viages esp. T. III. p. 50-53. Es wurde eine solche Wichtigkeit auf das Land gelegt, in welches die Sage jene Wunderquelle versetzte, daß noch 1514 Ponce de Leon den Titel eines Adelantado de la Isla Bimini y de la Florida annahm.
2 Die Mythe von verjüngenden Quellen ist eine von den vielen, welche sich unter räumlich weit getrennten Völkern der Einbildungskraft in Folge ursprünglicher Gleichheit innerer Geistesanlagen darbieten mußten; es ist daher weniger sonderbar, bei den amerikanischen Ureinwohnern die Idee der Jungbrunnen (Jungelborn) ganz wie bei unseren Minnesängern des 13ten Jahrhunderts: im Titurel wie im Heldenbuche; bei Dichtern, die aus romanischen Quellen schöpfen, wie bei ganz deutschen, heimischen (s. Museum für Altdeutsche Lit. und Kunst von F. H. von der Hagen Bd. I. 1809 S. 259-262) aufzufinden. Es ist nicht auffallender, als von einem Indianer-Stamm, den Tamanaken am Orinoco, zu vernehmen, daß nach der großen Fluth Amalivaca und seine Frau das Menschengeschlecht dadurch erneuerten, daß beide Früchte der Palme Mauritia, wie Deucalien und Pyrrha Steine, hinter sich warfen (s. meine Relat. hist. T. II. p. 238 und 587). Lucas Cranach war etwa 40 Jahr alt, als der Ruf von der Expedition nach Bimini, welche vielen Spaniern das Leben kostete, durch ganz Europa erscholl; und es ist mir nicht unwahrscheinlich, daß diese Begebenheit den großen Künstler angeregt habe einen Gegenstand zu behandeln, der ihm ohnedies aus dem alten Sagenkreise vaterländischer Dichtkunst bekannt war und den sein Zeitgenosse, Hans Sachs, in seinem Traumgesichte der Jungbrunn wiederum anmuthig belebt hatte. Wir ersehen aus Albrecht Dürer's Briefen, wie theilnehmend deutsche Künstler unter der Regierung Kaiser Carls V an allem waren, was im neu entdeckten Continente vorging. Des älteren Cranach's Bild (niederländische und deutsche Schule des Berliner Museums No. 56; s. Waagen’s Verzeichniß 1832 S. 142) ist vom Jahr 1546: aber ohne Palmen, ohne Landschaft von Florida.
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