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Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.

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Eine große Sonderbarkeit des mittel-afrikanischen Klima's ist es aber, daß bisweilen plötzlich eine Kälte eintritt, wie dieselbe in anderen Tropenländern ganz ungewöhnlich ist. Wenn in Westindien (Santo Domingo, Jamaica, Guadalupe und Martinique) die Luft-Temperatur nächtlich, ja bei Sonnen-Aufgang, nicht tiefer1 als bis 18°,5 oder 19°0 herabsinkt; wenn ich in Cumana2 in vielen Monaten nie ein Minimum unter 20°,8 bemerkt habe, das aber von den Einwohnern schon mit dem Namen der Kälte bezeichnet wird: so hat dagegen Clapperton auf dem Wege von Kuka nach Sayatu im Lande Haussa (ohngefähr lat. 13°) im December das Wasser mit Eisstücken belegt und beim Aufgang der Sonne das Thermometer auf 5°,6 steigen sehen. Mein sibirischer Reisebegleiter Ehrenberg3 fand in Dongola (ohngefähr lat. 19° 5') bei Nordwind auch im December 3°,1. Trotz dieser sehr anomalen, zufällig und selten eintretenden Erkaltungen, und des Anscheins einer in Vergleichung mit Cumana und Westindien relativ geringeren Mittelwärme der Monate December, Januar und Februar, welche die obige kleine Tabelle darbietet; bleibe

1 Humboldt, Rel. hist. du Voyage T. III. p. 373. In der Havana, wo in der größten Intensität der Nordsturm das Thermometer bis 7°1/2 herabdrückt (T. III. p. 378), hat Ferrer in einer schönen dreijährigen Beobachtungsreihe dasselbe nie unter 16°,4 gefunden.
2 A. a. O. p. 315.
3 Humboldt über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit S. 9 (oben S. 10). Diese so sonderbaren Erkaltungen der Luft in einer tropischen Zone verlieren gar nicht von ihrer Anomalie durch hypsometrische Betrachtungen. Des Astronomen Vogel ganz neue Barometer-Messungen lehren, daß im Centrum von Afrika der See Tschad in Bornu (nahe dem Lande Haussa) nur 800 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. Die Erhebung der Wüste im NW des Sees fand Vogel nur zu 1200 Fuß. Da Khartum nach Rußegger 1525 Fuß Höhe erreicht, so kann die Höhe, in welcher Ehrenberg sich befand, wohl auch nicht beträchtlich (unter 1000 Fuß?) gewesen sein.

Eine große Sonderbarkeit des mittel-afrikanischen Klima's ist es aber, daß bisweilen plötzlich eine Kälte eintritt, wie dieselbe in anderen Tropenländern ganz ungewöhnlich ist. Wenn in Westindien (Santo Domingo, Jamaica, Guadalupe und Martinique) die Luft-Temperatur nächtlich, ja bei Sonnen-Aufgang, nicht tiefer1 als bis 18°,5 oder 19°0 herabsinkt; wenn ich in Cumana2 in vielen Monaten nie ein Minimum unter 20°,8 bemerkt habe, das aber von den Einwohnern schon mit dem Namen der Kälte bezeichnet wird: so hat dagegen Clapperton auf dem Wege von Kuka nach Sayatu im Lande Haussa (ohngefähr lat. 13°) im December das Wasser mit Eisstücken belegt und beim Aufgang der Sonne das Thermometer auf 5°,6 steigen sehen. Mein sibirischer Reisebegleiter Ehrenberg3 fand in Dongola (ohngefähr lat. 19° 5′) bei Nordwind auch im December 3°,1. Trotz dieser sehr anomalen, zufällig und selten eintretenden Erkaltungen, und des Anscheins einer in Vergleichung mit Cumana und Westindien relativ geringeren Mittelwärme der Monate December, Januar und Februar, welche die obige kleine Tabelle darbietet; bleibe

1 Humboldt, Rel. hist. du Voyage T. III. p. 373. In der Havana, wo in der größten Intensität der Nordsturm das Thermometer bis 7°½ herabdrückt (T. III. p. 378), hat Ferrer in einer schönen dreijährigen Beobachtungsreihe dasselbe nie unter 16°,4 gefunden.
2 A. a. O. p. 315.
3 Humboldt über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit S. 9 (oben S. 10). Diese so sonderbaren Erkaltungen der Luft in einer tropischen Zone verlieren gar nicht von ihrer Anomalie durch hypsometrische Betrachtungen. Des Astronomen Vogel ganz neue Barometer-Messungen lehren, daß im Centrum von Afrika der See Tschad in Bornu (nahe dem Lande Haussa) nur 800 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. Die Erhebung der Wüste im NW des Sees fand Vogel nur zu 1200 Fuß. Da Khartum nach Rußegger 1525 Fuß Höhe erreicht, so kann die Höhe, in welcher Ehrenberg sich befand, wohl auch nicht beträchtlich (unter 1000 Fuß?) gewesen sein.
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[77/0047] Eine große Sonderbarkeit des mittel-afrikanischen Klima's ist es aber, daß bisweilen plötzlich eine Kälte eintritt, wie dieselbe in anderen Tropenländern ganz ungewöhnlich ist. Wenn in Westindien (Santo Domingo, Jamaica, Guadalupe und Martinique) die Luft-Temperatur nächtlich, ja bei Sonnen-Aufgang, nicht tiefer 1 als bis 18°,5 oder 19°0 herabsinkt; wenn ich in Cumana 2 in vielen Monaten nie ein Minimum unter 20°,8 bemerkt habe, das aber von den Einwohnern schon mit dem Namen der Kälte bezeichnet wird: so hat dagegen Clapperton auf dem Wege von Kuka nach Sayatu im Lande Haussa (ohngefähr lat. 13°) im December das Wasser mit Eisstücken belegt und beim Aufgang der Sonne das Thermometer auf 5°,6 steigen sehen. Mein sibirischer Reisebegleiter Ehrenberg 3 fand in Dongola (ohngefähr lat. 19° 5′) bei Nordwind auch im December 3°,1. Trotz dieser sehr anomalen, zufällig und selten eintretenden Erkaltungen, und des Anscheins einer in Vergleichung mit Cumana und Westindien relativ geringeren Mittelwärme der Monate December, Januar und Februar, welche die obige kleine Tabelle darbietet; bleibe 1 Humboldt, Rel. hist. du Voyage T. III. p. 373. In der Havana, wo in der größten Intensität der Nordsturm das Thermometer bis 7°½ herabdrückt (T. III. p. 378), hat Ferrer in einer schönen dreijährigen Beobachtungsreihe dasselbe nie unter 16°,4 gefunden. 2 A. a. O. p. 315. 3 Humboldt über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit S. 9 (oben S. 10). Diese so sonderbaren Erkaltungen der Luft in einer tropischen Zone verlieren gar nicht von ihrer Anomalie durch hypsometrische Betrachtungen. Des Astronomen Vogel ganz neue Barometer-Messungen lehren, daß im Centrum von Afrika der See Tschad in Bornu (nahe dem Lande Haussa) nur 800 Fuß über dem Meeresspiegel liegt. Die Erhebung der Wüste im NW des Sees fand Vogel nur zu 1200 Fuß. Da Khartum nach Rußegger 1525 Fuß Höhe erreicht, so kann die Höhe, in welcher Ehrenberg sich befand, wohl auch nicht beträchtlich (unter 1000 Fuß?) gewesen sein.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145, hier S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_meer_1833/47>, abgerufen am 23.11.2024.