Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.gedruckten Schriften gänzlich fehlten: so habe ich, während eines langen Aufenthalts in Frankreich, besonders von 1814-1826, oft Gelegenheit gefunden geübte Beobachter, welche in den verschiedensten Jahreszeiten nach den Küsten von Nordamerika, nach der Havana und Veracruz oder nach Rio Janeiro segelten, mit Thermometern zu versehen, die von Gay-Lussac, Arago und mir so sorgfältigst geprüft waren. Um Fixpunkte, d. h. Elemente zu erhalten, ohne deren Besitz unsere meteorologischen Lehrgebäude so lange grundlos geblieben sind, ist die Prüfung der Thermometer wie die Anwendung genauer astronomischer oder chronometrischer Ortsbestimmung in dem durchsegelten Meeresstriche unbedingt nothwendig. Mehr als 700 Beobachtungen haben mir die Maxima und Minima, so wie die mittleren Temperaturen der Sommer- und Wintermonate in dem nördlichen Theile des atlantischen Meeres von 0° bis 45° Breite gegeben.1 Arago und ich legten einen besonderen Werth auf die genauen Beobachtungen unseres Freundes, des Generals Baudrand, der im Januar 1826 nach den Antillen ging, und der mit Instrumenten versehen war, welche vor der Abreise mit denen des Pariser Observatoriums verglichen waren. Der General fand das Meerwasser in lat. 46° 42', long. 15° 55' zu 12°,8; 1 Siehe eine Tabelle von 118 ausgewählten Resultaten der verschiedensten Monate in der Relat. hist. T. III. p. 519-521: in welcher alle Temperaturen nach dem hunderttheiligen Thermometer, wie in der vorliegenden Abhandlung über die Meeresströmungen, angegeben sind. In der früher citirten Arbeit vom Jahre 1827 über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit sind dagegen die Grade die des achtzigtheiligen Thermometers. Die Länge ist vom Meridian von Paris gerechnet, wenn nicht eine andere Bestimmung ausdrücklich bemerkt ist. Die Seemeilen (ein leider! in unserer Sprache sehr unbestimmter Ausdruck!) sind zu 60 auf einen Aequatorial-Grad gerechnet: also französische milles marins, deren drei eine lieue marine ausmachen. Der geographischen Meilen gehen 15 auf 1°.
gedruckten Schriften gänzlich fehlten: so habe ich, während eines langen Aufenthalts in Frankreich, besonders von 1814–1826, oft Gelegenheit gefunden geübte Beobachter, welche in den verschiedensten Jahreszeiten nach den Küsten von Nordamerika, nach der Havana und Veracruz oder nach Rio Janeiro segelten, mit Thermometern zu versehen, die von Gay-Lussac, Arago und mir so sorgfältigst geprüft waren. Um Fixpunkte, d. h. Elemente zu erhalten, ohne deren Besitz unsere meteorologischen Lehrgebäude so lange grundlos geblieben sind, ist die Prüfung der Thermometer wie die Anwendung genauer astronomischer oder chronometrischer Ortsbestimmung in dem durchsegelten Meeresstriche unbedingt nothwendig. Mehr als 700 Beobachtungen haben mir die Maxima und Minima, so wie die mittleren Temperaturen der Sommer- und Wintermonate in dem nördlichen Theile des atlantischen Meeres von 0° bis 45° Breite gegeben.1 Arago und ich legten einen besonderen Werth auf die genauen Beobachtungen unseres Freundes, des Generals Baudrand, der im Januar 1826 nach den Antillen ging, und der mit Instrumenten versehen war, welche vor der Abreise mit denen des Pariser Observatoriums verglichen waren. Der General fand das Meerwasser in lat. 46° 42′, long. 15° 55′ zu 12°,8; 1 Siehe eine Tabelle von 118 ausgewählten Resultaten der verschiedensten Monate in der Relat. hist. T. III. p. 519–521: in welcher alle Temperaturen nach dem hunderttheiligen Thermometer, wie in der vorliegenden Abhandlung über die Meeresströmungen, angegeben sind. In der früher citirten Arbeit vom Jahre 1827 über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit sind dagegen die Grade die des achtzigtheiligen Thermometers. Die Länge ist vom Meridian von Paris gerechnet, wenn nicht eine andere Bestimmung ausdrücklich bemerkt ist. Die Seemeilen (ein leider! in unserer Sprache sehr unbestimmter Ausdruck!) sind zu 60 auf einen Aequatorial-Grad gerechnet: also französische milles marins, deren drei eine lieue marine ausmachen. Der geographischen Meilen gehen 15 auf 1°.
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gedruckten Schriften gänzlich fehlten: so habe ich, während eines langen Aufenthalts in Frankreich, besonders von 1814–1826, oft Gelegenheit gefunden geübte Beobachter, welche in den verschiedensten Jahreszeiten nach den Küsten von Nordamerika, nach der Havana und Veracruz oder nach Rio Janeiro segelten, mit Thermometern zu versehen, die von Gay-Lussac, Arago und mir so sorgfältigst geprüft waren. Um Fixpunkte, d. h. Elemente zu erhalten, ohne deren Besitz unsere meteorologischen Lehrgebäude so lange grundlos geblieben sind, ist die Prüfung der Thermometer wie die Anwendung genauer astronomischer oder chronometrischer Ortsbestimmung in dem durchsegelten Meeresstriche unbedingt nothwendig. Mehr als 700 Beobachtungen haben mir die Maxima und Minima, so wie die mittleren Temperaturen der Sommer- und Wintermonate in dem nördlichen Theile des atlantischen Meeres von 0° bis 45° Breite gegeben. 1 Arago und ich legten einen besonderen Werth auf die genauen Beobachtungen unseres Freundes, des Generals Baudrand, der im Januar 1826 nach den Antillen ging, und der mit Instrumenten versehen war, welche vor der Abreise mit denen des Pariser Observatoriums verglichen waren. Der General fand das Meerwasser in lat. 46° 42′, long. 15° 55′ zu 12°,8;
1 S. eine Tabelle von 118 ausgewählten Resultaten der verschiedensten Monate in der Relat. hist. T. III. p. 519–521: in welcher alle Temperaturen nach dem hunderttheiligen Thermometer, wie in der vorliegenden Abhandlung über die Meeresströmungen, angegeben sind. In der früher citirten Arbeit vom Jahre 1827 über die Haupt-Ursachen der Temperatur-Verschiedenheit sind dagegen die Grade die des achtzigtheiligen Thermometers. Die Länge ist vom Meridian von Paris gerechnet, wenn nicht eine andere Bestimmung ausdrücklich bemerkt ist. Die Seemeilen (ein leider! in unserer Sprache sehr unbestimmter Ausdruck!) sind zu 60 auf einen Aequatorial-Grad gerechnet: also französische milles marins, deren drei eine lieue marine ausmachen. Der geographischen Meilen gehen 15 auf 1°.
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