Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.ankommenden Fahrzeuge von, des Golfstroms am meisten kundigen Männern aus Rhode Island geführt wurden. Die Wallfische sind am häufigsten an den Rändern des Golfstroms, nicht im Inneren desselben: daher die Wallfischfänger (whalemen) sich am frühesten mit der Richtung, Ausdehnung und Vermeidung des warmen Stromes vertraut gemacht haben.1 Franklin veranlaßte damals die englische Regierung eine nach Capitän Folger's, wahrscheinlich eingeschränkten und nur sehr localen Erfahrungen angefertigte nordamerikanische Stromkarte2 zu veröffentlichen. Sechs Jahre später, als er im April und Mai 1775 mit Capitän Osborn von England nach Philadelphia segelte, stellte er die ersten täglichen Beobachtungen über die Temperatur des Meeres an der Oberfläche, die Temperatur der Luft und die Windesrichtung an. Er durchschnitt den Golfstrom in lat. 37° 20' und 37° 26', lg. 66° 0'-68° 53' (Greenwich): wo die Temperatur 70° bis 72° F. war, wenn außerhalb des Stromes nur 57° bis 65° gefunden wurden; Unterschiede von 3°,1 und 5°,7 Reaumur'schen. Das Journal enthält oft drei bis vier Beobachtungen desselben Tages. Der leichte Nebel, welchen die warme Strömung in Berührung mit der darauf ruhenden kälteren Luft erregte, wie die sehr geringe oder gänzlich fehlende Phosphorescenz3 im Stromwasser, während das Meer umher stark leuchtete, zogen schon 1 The Works of Benjamin Franklin, publ. by Jared Sparks (Boston 1840) Vol. VI. Maritime observations p. 486; Maury's Sailing Directions, 3d ed. 1851, p. 25 und dessen vortreffliche Phys. Geogr. of the Sea 1855 p. 59. 2 Der von Folger gezeichnete Strom wurde eigentlich in eine alte Karte eingetragen; Franklin's Works Vol. VI. p. 499. 3 "The water in this stream does not sparkle in thise nigth"; Franklin in den Transact. of the Amer. Philos. Soc. Vol. II. 1786 p. 316. Der Mangel von lichtgebenden Thieren im Golfstrom ist um so sonderbarer, als in demselben so viele Streifen von Seetang schwimmen.
ankommenden Fahrzeuge von, des Golfstroms am meisten kundigen Männern aus Rhode Island geführt wurden. Die Wallfische sind am häufigsten an den Rändern des Golfstroms, nicht im Inneren desselben: daher die Wallfischfänger (whalemen) sich am frühesten mit der Richtung, Ausdehnung und Vermeidung des warmen Stromes vertraut gemacht haben.1 Franklin veranlaßte damals die englische Regierung eine nach Capitän Folger's, wahrscheinlich eingeschränkten und nur sehr localen Erfahrungen angefertigte nordamerikanische Stromkarte2 zu veröffentlichen. Sechs Jahre später, als er im April und Mai 1775 mit Capitän Osborn von England nach Philadelphia segelte, stellte er die ersten täglichen Beobachtungen über die Temperatur des Meeres an der Oberfläche, die Temperatur der Luft und die Windesrichtung an. Er durchschnitt den Golfstrom in lat. 37° 20′ und 37° 26′, lg. 66° 0′–68° 53′ (Greenwich): wo die Temperatur 70° bis 72° F. war, wenn außerhalb des Stromes nur 57° bis 65° gefunden wurden; Unterschiede von 3°,1 und 5°,7 Réaumur'schen. Das Journal enthält oft drei bis vier Beobachtungen desselben Tages. Der leichte Nebel, welchen die warme Strömung in Berührung mit der darauf ruhenden kälteren Luft erregte, wie die sehr geringe oder gänzlich fehlende Phosphorescenz3 im Stromwasser, während das Meer umher stark leuchtete, zogen schon 1 The Works of Benjamin Franklin, publ. by Jared Sparks (Boston 1840) Vol. VI. Maritime observations p. 486; Maury's Sailing Directions, 3d ed. 1851, p. 25 und dessen vortreffliche Phys. Geogr. of the Sea 1855 p. 59. 2 Der von Folger gezeichnete Strom wurde eigentlich in eine alte Karte eingetragen; Franklin's Works Vol. VI. p. 499. 3 »The water in this stream does not sparkle in thise nigth«; Franklin in den Transact. of the Amer. Philos. Soc. Vol. II. 1786 p. 316. Der Mangel von lichtgebenden Thieren im Golfstrom ist um so sonderbarer, als in demselben so viele Streifen von Seetang schwimmen.
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ankommenden Fahrzeuge von, des Golfstroms am meisten kundigen Männern aus Rhode Island geführt wurden. Die Wallfische sind am häufigsten an den Rändern des Golfstroms, nicht im Inneren desselben: daher die Wallfischfänger (whalemen) sich am frühesten mit der Richtung, Ausdehnung und Vermeidung des warmen Stromes vertraut gemacht haben. 1 Franklin veranlaßte damals die englische Regierung eine nach Cap. Folger's, wahrscheinlich eingeschränkten und nur sehr localen Erfahrungen angefertigte nordamerikanische Stromkarte 2 zu veröffentlichen. Sechs Jahre später, als er im April und Mai 1775 mit Cap. Osborn von England nach Philadelphia segelte, stellte er die ersten täglichen Beobachtungen über die Temperatur des Meeres an der Oberfläche, die Temperatur der Luft und die Windesrichtung an. Er durchschnitt den Golfstrom in lat. 37° 20′ und 37° 26′, lg. 66° 0′–68° 53′ (Greenw.): wo die Temperatur 70° bis 72° F. war, wenn außerhalb des Stromes nur 57° bis 65° gefunden wurden; Unterschiede von 3°,1 und 5°,7 Réaumur'schen. Das Journal enthält oft drei bis vier Beobachtungen desselben Tages. Der leichte Nebel, welchen die warme Strömung in Berührung mit der darauf ruhenden kälteren Luft erregte, wie die sehr geringe oder gänzlich fehlende Phosphorescenz 3 im Stromwasser, während das Meer umher stark leuchtete, zogen schon
1 The Works of Benjamin Franklin, publ. by Jared Sparks (Boston 1840) Vol. VI. Maritime observations p. 486; Maury's Sailing Directions, 3d ed. 1851, p. 25 und dessen vortreffliche Phys. Geogr. of the Sea 1855 p. 59.
2 Der von Folger gezeichnete Strom wurde eigentlich in eine alte Karte eingetragen; Franklin's Works Vol. VI. p. 499.
3 »The water in this stream does not sparkle in the nigth«; Franklin in den Transact. of the Amer. Philos. Soc. Vol. II. 1786 p. 316. Der Mangel von lichtgebenden Thieren im Golfstrom ist um so sonderbarer, als in demselben so viele Streifen von Seetang schwimmen.
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