Humboldt, Alexander von: Ueber Meeresströmungen im allgemeinen; und über die kalte peruanische Strömung der Südsee, im Gegensatze zu dem warmen Golf- oder Florida-Strome. [Druck vorgesehen für: Kleinere Schriften von Alexander von Humboldt. Zweiter Band (nicht erschienen).] Korrekturbogen aus dem Schiller Nationalmuseum, Deutsches Literaturarchiv in Marbach a. N.: Cotta-Archiv, s. e., [1833-ca. 1855], S. 31-145.Schon in großer Entfernung (45 geographische Meilen) von der Bank von Neufundland, deren westlicher Rand in dem Breiten-Parallel von 43°, welchen wir einhielten, und in long. 53° 1/4 beginnt, nahm die Kälte der Wasser beträchtlich zu. Wenn ihre Temperatur am 10ten Mittags noch 21°,3 war, sank sie schon am 11ten um Mittag, bei dichtem Nebel, auf 11°,8; am 12ten stieg sie Morgens auf 15°,5. Die Luft war 23°,8, erkältete sich aber in der Nacht des Südwest-Windes wegen bis 13°,2! An Tropen-Klimate gewöhnt, wurde von uns über Kälte in der Mitte des Juli geklagt. Den 13ten Abends um 6 Uhr erreichten wir die Bank: Sonde 40 Faden, Temperatur der Oberfläche der Wasser 12°,3; dicker Nebel: um so gefährlicher, als wir unter Segel blieben, während Hunderte von Fahrzeugen des Fischfangs wegen in Reihen vor Anker lagen; in der nebligen Dunkelheit der Nacht streiften wir in 5 Fuß Entfernung eines dieser Schiffe. Queer auf dem ganzen südlichen Theile der Bank fanden wir die Wasser zwischen 12° und 12°1/2. Nahe an dem östlichen Rande der Bank nahm aber ihre Kälte beträchtlich zu. Am 14ten Juli um 11 Uhr Morgens waren die Wasser 8°,2, die Luft 6°,5; Sonde 35 Faden. Der Nebel verschwand um Mittag. Ich fand lat. 43° 14', long. wahrscheinlich 51°1/4. Auf der Bank haben wir keinen Seetang gesehen, auch nicht westlich seit dem 8ten Juli. Wenige Tage, ehe wir die Bank von Neufundland berührten, waren, was in dieser Jahreszeit (Mitte Juli's) sehr ungewöhnlich ist, große Eismassen gesehen worden, die sich nach Südwest bewegten, während der gewöhnliche Strom auf dem südlichen Theil der Bank nach Norden gerichtet ist. Am 24ten Juni 1794 hat Admiral Murray schwimmende Eismassen in lat. 40°3/4, long. 50° 20' gefunden; und eine fast ähnliche Erscheinung fand im Mai 1810 Schon in großer Entfernung (45 geographische Meilen) von der Bank von Neufundland, deren westlicher Rand in dem Breiten-Parallel von 43°, welchen wir einhielten, und in long. 53° ¼ beginnt, nahm die Kälte der Wasser beträchtlich zu. Wenn ihre Temperatur am 10ten Mittags noch 21°,3 war, sank sie schon am 11ten um Mittag, bei dichtem Nebel, auf 11°,8; am 12ten stieg sie Morgens auf 15°,5. Die Luft war 23°,8, erkältete sich aber in der Nacht des Südwest-Windes wegen bis 13°,2! An Tropen-Klimate gewöhnt, wurde von uns über Kälte in der Mitte des Juli geklagt. Den 13ten Abends um 6 Uhr erreichten wir die Bank: Sonde 40 Faden, Temperatur der Oberfläche der Wasser 12°,3; dicker Nebel: um so gefährlicher, als wir unter Segel blieben, während Hunderte von Fahrzeugen des Fischfangs wegen in Reihen vor Anker lagen; in der nebligen Dunkelheit der Nacht streiften wir in 5 Fuß Entfernung eines dieser Schiffe. Queer auf dem ganzen südlichen Theile der Bank fanden wir die Wasser zwischen 12° und 12°½. Nahe an dem östlichen Rande der Bank nahm aber ihre Kälte beträchtlich zu. Am 14ten Juli um 11 Uhr Morgens waren die Wasser 8°,2, die Luft 6°,5; Sonde 35 Faden. Der Nebel verschwand um Mittag. Ich fand lat. 43° 14′, long. wahrscheinlich 51°¼. Auf der Bank haben wir keinen Seetang gesehen, auch nicht westlich seit dem 8ten Juli. Wenige Tage, ehe wir die Bank von Neufundland berührten, waren, was in dieser Jahreszeit (Mitte Juli's) sehr ungewöhnlich ist, große Eismassen gesehen worden, die sich nach Südwest bewegten, während der gewöhnliche Strom auf dem südlichen Theil der Bank nach Norden gerichtet ist. Am 24ten Juni 1794 hat Admiral Murray schwimmende Eismassen in lat. 40°¾, long. 50° 20′ gefunden; und eine fast ähnliche Erscheinung fand im Mai 1810 <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <pb facs="#f0089" n="119"/> <p>Schon in großer Entfernung (45 <choice><abbr>geogr.</abbr><expan resp="#AvH-Fsst">geographische</expan></choice> Meilen) von der Bank von Neufundland, deren westlicher Rand in dem Breiten-Parallel von 43°, welchen wir einhielten, und in <hi rendition="#aq">long.</hi> 53° ¼ beginnt, nahm die Kälte der Wasser beträchtlich zu. Wenn ihre Temperatur am 10ten Mittags noch 21°,3 war, sank sie schon am 11ten um Mittag, bei dichtem Nebel, auf 11°,8; am 12ten stieg sie Morgens auf 15°,5. Die Luft war 23°,8, erkältete sich aber in der Nacht des Südwest-Windes wegen bis 13°,2! An Tropen-Klimate gewöhnt, wurde von uns über Kälte in der Mitte des Juli geklagt. Den 13ten Abends um 6 Uhr erreichten wir die Bank: Sonde 40 Faden, Temperatur der Oberfläche der Wasser 12°,3; dicker Nebel: um so gefährlicher, als wir unter Segel blieben, während Hunderte von Fahrzeugen des Fischfangs wegen in Reihen vor Anker lagen; in der nebligen Dunkelheit der Nacht streiften wir in 5 Fuß Entfernung eines dieser Schiffe. Queer auf dem ganzen südlichen Theile der Bank fanden wir die Wasser zwischen 12° und 12°½. Nahe an dem östlichen Rande der Bank nahm aber ihre Kälte beträchtlich zu. Am 14ten Juli um 11 Uhr Morgens waren die Wasser 8°,2, die Luft 6°,5; Sonde 35 Faden. Der Nebel verschwand um Mittag. Ich fand <hi rendition="#aq">lat</hi>. 43° 14′, <hi rendition="#aq">long</hi>. wahrscheinlich 51°¼. Auf der Bank haben wir keinen Seetang gesehen, auch nicht westlich seit dem 8ten Juli. Wenige Tage, ehe wir die Bank von Neufundland berührten, waren, was in dieser Jahreszeit (Mitte Juli's) sehr ungewöhnlich ist, große Eismassen gesehen worden, die sich nach Südwest bewegten, während der gewöhnliche Strom auf dem südlichen Theil der Bank nach Norden gerichtet ist. Am 24ten Juni 1794 hat Admiral <persName>Murray</persName> schwimmende Eismassen in <hi rendition="#aq">lat</hi>. 40°¾, <hi rendition="#aq">long.</hi> 50° 20′ gefunden; und eine fast ähnliche Erscheinung fand im Mai 1810<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0089]
Schon in großer Entfernung (45 geogr. Meilen) von der Bank von Neufundland, deren westlicher Rand in dem Breiten-Parallel von 43°, welchen wir einhielten, und in long. 53° ¼ beginnt, nahm die Kälte der Wasser beträchtlich zu. Wenn ihre Temperatur am 10ten Mittags noch 21°,3 war, sank sie schon am 11ten um Mittag, bei dichtem Nebel, auf 11°,8; am 12ten stieg sie Morgens auf 15°,5. Die Luft war 23°,8, erkältete sich aber in der Nacht des Südwest-Windes wegen bis 13°,2! An Tropen-Klimate gewöhnt, wurde von uns über Kälte in der Mitte des Juli geklagt. Den 13ten Abends um 6 Uhr erreichten wir die Bank: Sonde 40 Faden, Temperatur der Oberfläche der Wasser 12°,3; dicker Nebel: um so gefährlicher, als wir unter Segel blieben, während Hunderte von Fahrzeugen des Fischfangs wegen in Reihen vor Anker lagen; in der nebligen Dunkelheit der Nacht streiften wir in 5 Fuß Entfernung eines dieser Schiffe. Queer auf dem ganzen südlichen Theile der Bank fanden wir die Wasser zwischen 12° und 12°½. Nahe an dem östlichen Rande der Bank nahm aber ihre Kälte beträchtlich zu. Am 14ten Juli um 11 Uhr Morgens waren die Wasser 8°,2, die Luft 6°,5; Sonde 35 Faden. Der Nebel verschwand um Mittag. Ich fand lat. 43° 14′, long. wahrscheinlich 51°¼. Auf der Bank haben wir keinen Seetang gesehen, auch nicht westlich seit dem 8ten Juli. Wenige Tage, ehe wir die Bank von Neufundland berührten, waren, was in dieser Jahreszeit (Mitte Juli's) sehr ungewöhnlich ist, große Eismassen gesehen worden, die sich nach Südwest bewegten, während der gewöhnliche Strom auf dem südlichen Theil der Bank nach Norden gerichtet ist. Am 24ten Juni 1794 hat Admiral Murray schwimmende Eismassen in lat. 40°¾, long. 50° 20′ gefunden; und eine fast ähnliche Erscheinung fand im Mai 1810
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |