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Humboldt, Alexander von: Neue Versuche über den Metallreiz, besonders in Hinsicht auf die verschiedenartige Empfänglichkeit der thierischen Organe. In: Neues Journal der Physik. Bd. 3, H. 2 (1796), S. 165-184.

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deliquium, durch Solutionen von flüchtigem Laugensalze,
oxygenirte Kochsalzsäure und Arsenikkalk hervorbringe,
ist indeß nur sehr selten in gleichem Maaße bey natürlich
lebhaften Jndividuen zu beobachten.

I. Jm Zustande der erhöhten Reitzempfänglich-
keit habe ich Muskularbewegungen entdeckt:

1) Ohne Metall und kohlenhaltige Stoffe, mit
bloß thierischen Stoffen. Die Galvanische Entdeckung,
einen Frosch zu reitzen, indem man ihn so präparirt,
daß Rumpf und Schenkel nur durch den Jschiadnerven
zusammenhängen, und nun den weißen tendinösen Theil
des Wadenmuskels gegen die Brust beugt, ist Jhnen aus
meinem Briefe aus Mayland vom 26. Aug. bekannt*).
Jch schrieb Jhnen damals, daß Herr Volta gefunden
habe, die Zuckung erfolge nur, wenn die Brust mit
Blut oder Seife bestrichen sey. Aber dieser Methode
erwähne ich hier nicht, sie erfordert eine besondere Prä-
paration des Thieres und die Bedingung, welche der
große Physiker hinzufügt, macht das Factum noch ver-
wickelter. Jch habe, seit meiner Rückkunft aus Jtalien,
ein Mittel entdeckt, welches unendlich einfach ist und bey
künstlich erhöhter Empfänglichkeit des Organs, oder bey
sehr lebhaften, aus dem Winterschlaf erweckten und dar-
auf wohl genährten Jndividuen die stärksten Contractio-
nen erregt. Jch lege den Nervus cruralis auf Glas, be-
festige ein Stückchen frisches Muskelfleisch an einen Griff
von Siegellack und bringe es mit dem Nerv und Schen-
kelmuskel zugleich in Berührung, so entsteht eine leb-
hafte Zuckung, sobald die Kette geschlossen wird. Eben
dieß erfolgt, wenn ich statt des Muskelfleisches ein ab-
geschnittenes Stück Schenkelnerv, N selbst nehme, so daß
die Kette nur aus zwei Stoffen, Nerv und Muskelfaser,
besteht. Auch ist der Reitz stärker, wenn N erst den Schen-

kel
*) Grens neues Journ. der Phys. B. 2. H. 4. S. 473.

deliquium, durch Solutionen von fluͤchtigem Laugenſalze,
oxygenirte Kochſalzſaͤure und Arſenikkalk hervorbringe,
iſt indeß nur ſehr ſelten in gleichem Maaße bey natuͤrlich
lebhaften Jndividuen zu beobachten.

I. Jm Zuſtande der erhoͤhten Reitzempfaͤnglich-
keit habe ich Muskularbewegungen entdeckt:

1) Ohne Metall und kohlenhaltige Stoffe, mit
bloß thieriſchen Stoffen. Die Galvaniſche Entdeckung,
einen Froſch zu reitzen, indem man ihn ſo praͤparirt,
daß Rumpf und Schenkel nur durch den Jſchiadnerven
zuſammenhaͤngen, und nun den weißen tendinoͤſen Theil
des Wadenmuskels gegen die Bruſt beugt, iſt Jhnen aus
meinem Briefe aus Mayland vom 26. Aug. bekannt*).
Jch ſchrieb Jhnen damals, daß Herr Volta gefunden
habe, die Zuckung erfolge nur, wenn die Bruſt mit
Blut oder Seife beſtrichen ſey. Aber dieſer Methode
erwaͤhne ich hier nicht, ſie erfordert eine beſondere Praͤ-
paration des Thieres und die Bedingung, welche der
große Phyſiker hinzufuͤgt, macht das Factum noch ver-
wickelter. Jch habe, ſeit meiner Ruͤckkunft aus Jtalien,
ein Mittel entdeckt, welches unendlich einfach iſt und bey
kuͤnſtlich erhoͤhter Empfaͤnglichkeit des Organs, oder bey
ſehr lebhaften, aus dem Winterſchlaf erweckten und dar-
auf wohl genaͤhrten Jndividuen die ſtaͤrkſten Contractio-
nen erregt. Jch lege den Nervus cruralis auf Glas, be-
feſtige ein Stuͤckchen friſches Muskelfleiſch an einen Griff
von Siegellack und bringe es mit dem Nerv und Schen-
kelmuskel zugleich in Beruͤhrung, ſo entſteht eine leb-
hafte Zuckung, ſobald die Kette geſchloſſen wird. Eben
dieß erfolgt, wenn ich ſtatt des Muskelfleiſches ein ab-
geſchnittenes Stuͤck Schenkelnerv, N ſelbſt nehme, ſo daß
die Kette nur aus zwei Stoffen, Nerv und Muskelfaſer,
beſteht. Auch iſt der Reitz ſtaͤrker, wenn N erſt den Schen-

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*) Grens neues Journ. der Phyſ. B. 2. H. 4. S. 473.
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[176/0013] deliquium, durch Solutionen von fluͤchtigem Laugenſalze, oxygenirte Kochſalzſaͤure und Arſenikkalk hervorbringe, iſt indeß nur ſehr ſelten in gleichem Maaße bey natuͤrlich lebhaften Jndividuen zu beobachten. I. Jm Zuſtande der erhoͤhten Reitzempfaͤnglich- keit habe ich Muskularbewegungen entdeckt: 1) Ohne Metall und kohlenhaltige Stoffe, mit bloß thieriſchen Stoffen. Die Galvaniſche Entdeckung, einen Froſch zu reitzen, indem man ihn ſo praͤparirt, daß Rumpf und Schenkel nur durch den Jſchiadnerven zuſammenhaͤngen, und nun den weißen tendinoͤſen Theil des Wadenmuskels gegen die Bruſt beugt, iſt Jhnen aus meinem Briefe aus Mayland vom 26. Aug. bekannt *). Jch ſchrieb Jhnen damals, daß Herr Volta gefunden habe, die Zuckung erfolge nur, wenn die Bruſt mit Blut oder Seife beſtrichen ſey. Aber dieſer Methode erwaͤhne ich hier nicht, ſie erfordert eine beſondere Praͤ- paration des Thieres und die Bedingung, welche der große Phyſiker hinzufuͤgt, macht das Factum noch ver- wickelter. Jch habe, ſeit meiner Ruͤckkunft aus Jtalien, ein Mittel entdeckt, welches unendlich einfach iſt und bey kuͤnſtlich erhoͤhter Empfaͤnglichkeit des Organs, oder bey ſehr lebhaften, aus dem Winterſchlaf erweckten und dar- auf wohl genaͤhrten Jndividuen die ſtaͤrkſten Contractio- nen erregt. Jch lege den Nervus cruralis auf Glas, be- feſtige ein Stuͤckchen friſches Muskelfleiſch an einen Griff von Siegellack und bringe es mit dem Nerv und Schen- kelmuskel zugleich in Beruͤhrung, ſo entſteht eine leb- hafte Zuckung, ſobald die Kette geſchloſſen wird. Eben dieß erfolgt, wenn ich ſtatt des Muskelfleiſches ein ab- geſchnittenes Stuͤck Schenkelnerv, N ſelbſt nehme, ſo daß die Kette nur aus zwei Stoffen, Nerv und Muskelfaſer, beſteht. Auch iſt der Reitz ſtaͤrker, wenn N erſt den Schen- kel *) Grens neues Journ. der Phyſ. B. 2. H. 4. S. 473.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neue Versuche über den Metallreiz, besonders in Hinsicht auf die verschiedenartige Empfänglichkeit der thierischen Organe. In: Neues Journal der Physik. Bd. 3, H. 2 (1796), S. 165-184, hier S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_metallreiz_1796/13>, abgerufen am 23.11.2024.