Humboldt, Alexander von: Ueber die Mittel, die Ergründung einiger Phänomene des tellurischen Magnetismus zu erleichtern. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 15, St. 3, (1829), S. 319-336.lich in wenigen Jahren erreichen wird. Mit dieser Be- Die Frage, ob die Neigung auch stündliche Verän- lich in wenigen Jahren erreichen wird. Mit dieser Be- Die Frage, ob die Neigung auch stündliche Verän- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0010" n="328"/> lich in wenigen Jahren erreichen wird. Mit dieser Be-<lb/> wegung der Knoten von Osten gegen Westen steht <choice><abbr>Hrn.</abbr><expan>Herrn</expan></choice><lb/><hi rendition="#g"><persName>Hansteen</persName></hi>'s Behauptung, daß die magnetischen Pole von<lb/> Westen nach Osten um den <choice><sic>Erdpol</sic><corr>Erdball</corr></choice> kreisen (Untersuchung<lb/> über den Magnetismus der Erde, 1819, S. 35.), in geradem<lb/> Widerspruch; auch ist diese Behauptung nicht mit der<lb/> Bewegung der uns am nächsten liegenden Linie ohne Ab-<lb/> weichung nach Westen zu vereinigen. Diese zwischen<lb/><hi rendition="#i"><placeName>Moscau</placeName></hi> und <hi rendition="#i"><placeName>Kasan</placeName></hi> hindurchgehende Linie steigt gegen<lb/><hi rendition="#i"><placeName>Archangel</placeName></hi> nordwärts. <choice><abbr>Hr.</abbr><expan>Herr</expan></choice> <hi rendition="#g"><persName>Kupffer</persName></hi>, dem die Theorie<lb/> des tellurischen Magnetismus so Vieles verdankt, bemerkt<lb/> in einer handschriftlichen Note, die ich von ihm besitze,<lb/> daß die östliche Abweichung von <hi rendition="#i"><placeName>Kasan</placeName></hi> 1805 um 2°,<lb/> aber 1825 über 3° betrug. In <hi rendition="#i"><placeName>Archangel</placeName></hi>, wo die Ab-<lb/> weichung im Anfang des 19. <choice><abbr>Jahrh.</abbr><expan>Jahrhunderts</expan></choice> ½ Grad westlich war,<lb/> ist sie jetzt 2 Grad östlich. Dieß sind deutliche Beweise<lb/> von der Bewegung der russischen Linie ohne Abwei-<lb/> chung gegen Westen. Die zweite sibirische Linie ohne<lb/> Abweichung, die von <hi rendition="#i"><placeName>Irkutzk</placeName></hi>, hat wahrscheinlich eine<lb/> ähnliche Bewegung; aber nach <hi rendition="#g"><placeName>Schubert</placeName></hi>, <hi rendition="#g"><placeName>Wrangel</placeName></hi> und<lb/><hi rendition="#g"><placeName>Kupffer</placeName></hi> zeigt sie das einzige sonst nie beobachtete Phä-<lb/> nomen, daß auf beiden Seiten der Linie, der östlichen<lb/> und westlichen Seite, die Abweichung östlich ist!</p><lb/> <p>Die Frage, ob die Neigung auch stündliche Verän-<lb/> derungen erleide, ist in den verflossenen Wintermonaten<lb/> ein besonderer Gegenstand meiner Untersuchungen ge-<lb/> wesen. Da der Limbus des Instruments nur von 10 zu<lb/> 10 <choice><abbr>Min.</abbr><expan>Minuten</expan></choice> getheilt und, wegen der Oscillationen der sich frei<lb/> bewegenden Nadel, mit keinem Nonius versehen ist, und<lb/> daher kaum 2 <choice><abbr>Min.</abbr><expan>Minuten</expan></choice> mit Sicherheit geschätzt werden kön-<lb/> nen, so ist die Beobachtung sehr schwierig. Herr <hi rendition="#g"><persName>Arago</persName></hi><lb/> schreibt mir vor einigen Wochen: „Ich habe mich jetzt<lb/> durch die sorgfältigsten Versuche vollkommen überzeugt,<lb/> nicht bloß durch Mittelzahlen aus mehreren Versuchen,<lb/> sondern durch unmittelbare Ablesung, daß die Neigung<lb/> um 9 Uhr Morgens größer als um 6 Uhr Abends ist.<lb/></p> </body> </text> </TEI> [328/0010]
lich in wenigen Jahren erreichen wird. Mit dieser Be-
wegung der Knoten von Osten gegen Westen steht Hrn.
Hansteen's Behauptung, daß die magnetischen Pole von
Westen nach Osten um den Erdball kreisen (Untersuchung
über den Magnetismus der Erde, 1819, S. 35.), in geradem
Widerspruch; auch ist diese Behauptung nicht mit der
Bewegung der uns am nächsten liegenden Linie ohne Ab-
weichung nach Westen zu vereinigen. Diese zwischen
Moscau und Kasan hindurchgehende Linie steigt gegen
Archangel nordwärts. Hr. Kupffer, dem die Theorie
des tellurischen Magnetismus so Vieles verdankt, bemerkt
in einer handschriftlichen Note, die ich von ihm besitze,
daß die östliche Abweichung von Kasan 1805 um 2°,
aber 1825 über 3° betrug. In Archangel, wo die Ab-
weichung im Anfang des 19. Jahrh. ½ Grad westlich war,
ist sie jetzt 2 Grad östlich. Dieß sind deutliche Beweise
von der Bewegung der russischen Linie ohne Abwei-
chung gegen Westen. Die zweite sibirische Linie ohne
Abweichung, die von Irkutzk, hat wahrscheinlich eine
ähnliche Bewegung; aber nach Schubert, Wrangel und
Kupffer zeigt sie das einzige sonst nie beobachtete Phä-
nomen, daß auf beiden Seiten der Linie, der östlichen
und westlichen Seite, die Abweichung östlich ist!
Die Frage, ob die Neigung auch stündliche Verän-
derungen erleide, ist in den verflossenen Wintermonaten
ein besonderer Gegenstand meiner Untersuchungen ge-
wesen. Da der Limbus des Instruments nur von 10 zu
10 Min. getheilt und, wegen der Oscillationen der sich frei
bewegenden Nadel, mit keinem Nonius versehen ist, und
daher kaum 2 Min. mit Sicherheit geschätzt werden kön-
nen, so ist die Beobachtung sehr schwierig. Herr Arago
schreibt mir vor einigen Wochen: „Ich habe mich jetzt
durch die sorgfältigsten Versuche vollkommen überzeugt,
nicht bloß durch Mittelzahlen aus mehreren Versuchen,
sondern durch unmittelbare Ablesung, daß die Neigung
um 9 Uhr Morgens größer als um 6 Uhr Abends ist.
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