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Humboldt, Alexander von: Nachtrag zu Alex. von Humboldts Notizen von seinen physikalischen Beobachtungen in Peru und Mexiko. In: Annalen der Physik, Bd. 18 (1804), S. 118-126.

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Mahl eine Sammlung von Obsidianen aus dem Kö-
nigreiche Neu-Spanien. Die grosse Leichtigkeit,
womit die schwarzen und grünen Obsidiane sich im
Feuer zu einer weissen, schwammartigen Masse,
vom sieben- bis achtfachen Volumen aufblähen, und
die Hartnäckigkeit, womit dagegen die rothen und
braunen der Veränderung durch Feuer widerstehn,
zeigen wesentliche Verschiedenheiten in der Mi-
schung beider an, über welche die chemische Zer-
legung Belehrung geben wird. Während der Ob-
sidian beim Glühen sich aufbläht, entweicht aus
ihm Gas, welches untersucht zu werden verdiente.

In keinem Theile der Welt kömmt Porphyr häu-
figer und in gewaltigern Massen, als zwischen den
Wendekreisen vor. Um Riobamba und am
Tunguragua haben wir ihn in einer Mächtigkeit
von 2080 Toisen gefunden. Man reist Monate lang
in der Kordillere der Anden, ohne Thonschiefer,
Glimmerschiefer, Gneuss, und besonders ohne die
geringste Spur von Granit zu sehen, der in Europa,
und überhaupt in den gemässigten Zonen, die höch-
sten Punkte der Erde bildet. In Peru, besonders
in der Gegend der Vulkane, zeigt sich der Granit
nur an den niedrigsten Stellen, in den tiefsten Thä-
lern, zu Tage. In den Höhen von 1000 bis 3000
Toisen über die Südsee ist hier der Granit überall
mit Porphyren, Mandelsteinen, Basalten und an-
dern Gebirgsarten von der Trappformation bedeckt.
Der Porphyr ist hier überall der Sitz des vulka-
nischen Feuers; und in diesen Porphyren, welche


Mahl eine Sammlung von Obſidianen aus dem Kö-
nigreiche Neu-Spanien. Die groſse Leichtigkeit,
womit die ſchwarzen und grünen Obſidiane ſich im
Feuer zu einer weiſsen, ſchwammartigen Maſſe,
vom ſieben- bis achtfachen Volumen aufblähen, und
die Hartnäckigkeit, womit dagegen die rothen und
braunen der Veränderung durch Feuer widerſtehn,
zeigen weſentliche Verſchiedenheiten in der Mi-
ſchung beider an, über welche die chemiſche Zer-
legung Belehrung geben wird. Während der Ob-
ſidian beim Glühen ſich aufbläht, entweicht aus
ihm Gas, welches unterſucht zu werden verdiente.

In keinem Theile der Welt kömmt Porphyr häu-
figer und in gewaltigern Maſſen, als zwiſchen den
Wendekreiſen vor. Um Riobamba und am
Tunguragua haben wir ihn in einer Mächtigkeit
von 2080 Toiſen gefunden. Man reiſt Monate lang
in der Kordillere der Anden, ohne Thonſchiefer,
Glimmerſchiefer, Gneuſs, und beſonders ohne die
geringſte Spur von Granit zu ſehen, der in Europa,
und überhaupt in den gemäſsigten Zonen, die höch-
ſten Punkte der Erde bildet. In Peru, beſonders
in der Gegend der Vulkane, zeigt ſich der Granit
nur an den niedrigſten Stellen, in den tiefſten Thä-
lern, zu Tage. In den Höhen von 1000 bis 3000
Toiſen über die Südſee iſt hier der Granit überall
mit Porphyren, Mandelſteinen, Baſalten und an-
dern Gebirgsarten von der Trappformation bedeckt.
Der Porphyr iſt hier überall der Sitz des vulka-
niſchen Feuers; und in dieſen Porphyren, welche

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[119/0003] Mahl eine Sammlung von Obſidianen aus dem Kö- nigreiche Neu-Spanien. Die groſse Leichtigkeit, womit die ſchwarzen und grünen Obſidiane ſich im Feuer zu einer weiſsen, ſchwammartigen Maſſe, vom ſieben- bis achtfachen Volumen aufblähen, und die Hartnäckigkeit, womit dagegen die rothen und braunen der Veränderung durch Feuer widerſtehn, zeigen weſentliche Verſchiedenheiten in der Mi- ſchung beider an, über welche die chemiſche Zer- legung Belehrung geben wird. Während der Ob- ſidian beim Glühen ſich aufbläht, entweicht aus ihm Gas, welches unterſucht zu werden verdiente. In keinem Theile der Welt kömmt Porphyr häu- figer und in gewaltigern Maſſen, als zwiſchen den Wendekreiſen vor. Um Riobamba und am Tunguragua haben wir ihn in einer Mächtigkeit von 2080 Toiſen gefunden. Man reiſt Monate lang in der Kordillere der Anden, ohne Thonſchiefer, Glimmerſchiefer, Gneuſs, und beſonders ohne die geringſte Spur von Granit zu ſehen, der in Europa, und überhaupt in den gemäſsigten Zonen, die höch- ſten Punkte der Erde bildet. In Peru, beſonders in der Gegend der Vulkane, zeigt ſich der Granit nur an den niedrigſten Stellen, in den tiefſten Thä- lern, zu Tage. In den Höhen von 1000 bis 3000 Toiſen über die Südſee iſt hier der Granit überall mit Porphyren, Mandelſteinen, Baſalten und an- dern Gebirgsarten von der Trappformation bedeckt. Der Porphyr iſt hier überall der Sitz des vulka- niſchen Feuers; und in dieſen Porphyren, welche

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Nachtrag zu Alex. von Humboldts Notizen von seinen physikalischen Beobachtungen in Peru und Mexiko. In: Annalen der Physik, Bd. 18 (1804), S. 118-126, hier S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_nachtrag_1804/3>, abgerufen am 21.11.2024.