Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.Über die Geographie von Guyana. Portugiesen, womit Solano, in Verbindung mit dem Befehlshaberder Eskadre, Yturriaga, und Don Vicente Doz, seit dem Jahre 1754 beauftragt war. Auf allen Plänen und Entwürfen jener Zeit sehe ich eine Laguna Parime, die bald als Quelle des Orenoko, bald gänzlich von diesen Quellen getrennt dargestellt wird. Soll man nun hiernach annehmen, daß es im Norden und Nordosten von Esmeralda einen See giebt?" Diese Dokumente, von denen Herr Bauza spricht, sind diesel- *) Aus diesem Grunde bleibt die Lage des Aequators, d. h. desjenigen Punktes, wo er den Rio Negro durchschneidet, um mehr als einen Grad falsch. Jch habe von Herrn von Bauza den astronomischen Theil des Original-Manuscripts von Solano und Doz erhalten, den Herr Oltmann's in den Abhandlungen der Berliner Akademie, Jahr- gang 1830, Seite 113 bekannt gemacht hat. Alle Beobachtungen sind im Norden des Raudal von Atures angestellt worden; man hat die Verfinsterungen der Jupiters-Trabanten nach Delambre's neüen Tafeln wieder berechnet. Die Fehler in der Länge verschwanden dann größtentheils; sie betrugen, nach den Resultaten, bei denen die Gränz-Expedition von 1754-1757, stehen blieb, für die Long. 4 *
Über die Geographie von Guyana. Portugieſen, womit Solano, in Verbindung mit dem Befehlshaberder Eskadre, Yturriaga, und Don Vicente Doz, ſeit dem Jahre 1754 beauftragt war. Auf allen Plaͤnen und Entwuͤrfen jener Zeit ſehe ich eine Laguna Parime, die bald als Quelle des Orenoko, bald gaͤnzlich von dieſen Quellen getrennt dargeſtellt wird. Soll man nun hiernach annehmen, daß es im Norden und Nordoſten von Esmeralda einen See giebt?“ Dieſe Dokumente, von denen Herr Bauza ſpricht, ſind dieſel- *) Aus dieſem Grunde bleibt die Lage des Aequators, d. h. desjenigen Punktes, wo er den Rio Negro durchſchneidet, um mehr als einen Grad falſch. Jch habe von Herrn von Bauza den aſtronomiſchen Theil des Original-Manuſcripts von Solano und Doz erhalten, den Herr Oltmann's in den Abhandlungen der Berliner Akademie, Jahr- gang 1830, Seite 113 bekannt gemacht hat. Alle Beobachtungen ſind im Norden des Raudal von Atures angeſtellt worden; man hat die Verfinſterungen der Jupiters-Trabanten nach Delambre's neuͤen Tafeln wieder berechnet. Die Fehler in der Laͤnge verſchwanden dann groͤßtentheils; ſie betrugen, nach den Reſultaten, bei denen die Graͤnz-Expedition von 1754–1757, ſtehen blieb, fuͤr die Long. 4 *
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Über die Geographie von Guyana.
Portugieſen, womit Solano, in Verbindung mit dem Befehlshaber
der Eskadre, Yturriaga, und Don Vicente Doz, ſeit dem Jahre
1754 beauftragt war. Auf allen Plaͤnen und Entwuͤrfen jener Zeit
ſehe ich eine Laguna Parime, die bald als Quelle des Orenoko,
bald gaͤnzlich von dieſen Quellen getrennt dargeſtellt wird. Soll
man nun hiernach annehmen, daß es im Norden und Nordoſten
von Esmeralda einen See giebt?“
Dieſe Dokumente, von denen Herr Bauza ſpricht, ſind dieſel-
ben, welche zu der großen Karte von La Cruz Olmedilla gedient
haben, dem Urtypus aller Karten von Suͤd-Amerika, die zu Ende
des vorigen Jahrhunderts in England, Frankreich und Deuͤtſchland
erſchienen ſind; ſie ſind auch bei zwei Karten benutzt worden, die
der Pater Caulin, Hiſtoriograph von Solano's Expedition, und ein
ungenauer Compilator, Herr von Surville, einer der Archivarien
des Staats-Secretariats in Madrid, im Jahre 1756 entworfen ha-
ben. Der Widerſpruch, den dieſe Karten zeigen, beweiſt, welche
Widerſpruͤche in den „Plaͤnen und Entwuͤrfen,“ die jenen Karten
zur Baſis dienten, vorhanden waren. Der Pater Caulin, Hiſtorio-
graph der Expedition, entwickelt mit Scharfſinn die Umſtaͤnde, welche
zu dem Maͤhrchen von dem Parime-See Veranlaſſung gegeben
haben, und die Karte Surville's, die ſein Werk begleitet, ſtellt die-
ſen See nicht nur wieder her unter dem Namen weißes Meer
und Mar Dorado, ſondern enthaͤlt auch noch einen anderen,
kleineren, aus dem, durch ſeitliche Filtrationen, der Orenoko, Siapo
und Ocamo entſtehen. Jch habe mich an Ort und Stelle von der in
den Miſſionen ſehr bekannten Thaſache uͤberzeuͤgt, daß Don Joſe
Solano allein die Katarakten von Atures und Maypures uͤberſchrit-
ten hat, daß er aber nicht bis uͤber den Zuſammenfluß des Gua-
viare und Orenoko, unter Lat. 4° 3′ N. und Long. 70° 31′ W. Pa-
ris, hinaus kam, daß die aſtronomiſchen Jnſtrumente *) der Graͤnz-
*) Aus dieſem Grunde bleibt die Lage des Aequators, d. h. desjenigen
Punktes, wo er den Rio Negro durchſchneidet, um mehr als einen
Grad falſch. Jch habe von Herrn von Bauza den aſtronomiſchen
Theil des Original-Manuſcripts von Solano und Doz erhalten, den
Herr Oltmann's in den Abhandlungen der Berliner Akademie, Jahr-
gang 1830, Seite 113 bekannt gemacht hat. Alle Beobachtungen
ſind im Norden des Raudal von Atures angeſtellt worden; man hat
die Verfinſterungen der Jupiters-Trabanten nach Delambre's neuͤen
Tafeln wieder berechnet. Die Fehler in der Laͤnge verſchwanden
dann groͤßtentheils; ſie betrugen, nach den Reſultaten, bei denen die
Graͤnz-Expedition von 1754–1757, ſtehen blieb, fuͤr die Long.
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