Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.Über die Geographie von Guyana. Dörfer Santa Rosa und San Bautista de Caudacada, das ersterean dem oberen Theile und auf dem östlichen Ufer des Uraricapara, eines Zuflusses des Uraricuera, den ich, in dem Reisetagebuche von Rodriguez, Rio Curaricara genannt finde; das letztere Dorf liegt 6-7 Lieues weiter gegen O. S. O. Der Astronom und Geo- graph der Portugiesischen Gränz-Kommission, Fregatten-Kapitain Don Antonio Pires de Sylva Pontes Leme, und der Jngenieurs- Kapitain Don Riccardo Franco d'Almeida de Serra,*) die in den Jahren 1787 bis 1804 mit der größten Sorgfalt den ganzen Lauf des Rio Branco und seiner oberen Verzweigungen aufgenommen haben, nennen den nördlichsten Theil des Uraricapara das Tha[l] der Überschwemmung. Sie setzen die Spanische Mission Santa Rosa in Lat. 3°46' N. und geben den Weg an, der von da gegen Norden über die Bergkette zum Canno Anocapra, einem Zuflusse des Paraguamusi, führt, um von dem Becken des Rio Branco in das des Caroni zu gelangen. Außer dem eben erwähn- ten Thal der Überschwemmung findet man noch andere große Sümpfe zwischen dem Rio Xurumu und dem Rio Parime.**) *) Zwei Karten dieser Portugiesischen Offiziere, die das ganze Detail der trigonometrischen Aufnahme der Krümmungen des Rio Branco, Uraricuera, Tacutu und Mahu enthalten, sind von dem Grafen von Linhares dem Oberst Lapie und mir auf verbindliche Weise mitge- theilt worden. Diese werthvollen, noch nicht bekannt gemachten Do- kumente befinden sich noch in den Händen des gelehrten Geographen, der vor längerer Zeit den Stich derselben auf eigene Kosten begon- nen hat. **) Die Portugiesen nennen bald den ganzen Rio Branco, Rio Parime,
bald beschränken sie diesen Namen auf den einzigen Zufluß des Ura- ricuera, ein wenig unterhalb des Canno Mayari und oberhalb der ehemaligen Mission San Antonio. Da die Worte Paragua und Parime zugleich Wasser, großes Wasser, See und Meer bedeüten, so darf es nicht überraschen, dieselben bei den Omaguas am oberen Maranhon, bei den nördlichen Guaranis und bei den Ca- riben, also bei den von einander entferntesten Völkern, so oft wie- derholt zu finden. Unter allen Zonen werden die großen Flüsse von den Uferbewohnern, ohne weiteren besonderen Namen, der Fluß ge- nannt. Paragua, einer der Arme des Caroni, heißt bei den Einge- bornen auch der obere Orenoko. Der Name Orinucu ist Tama- nakisch, und Diego de Ordaz hörte ihn zum ersten Male ausspre- chen, als er im Jahre 1531 bis zur Mündung des Meta auf- wärts ging. Über die Geographie von Guyana. Doͤrfer Santa Roſa und San Bautiſta de Caudacada, das erſterean dem oberen Theile und auf dem oͤſtlichen Ufer des Uraricapara, eines Zufluſſes des Uraricuera, den ich, in dem Reiſetagebuche von Rodriguez, Rio Curaricara genannt finde; das letztere Dorf liegt 6–7 Lieues weiter gegen O. S. O. Der Aſtronom und Geo- graph der Portugieſiſchen Graͤnz-Kommiſſion, Fregatten-Kapitain Don Antonio Pires de Sylva Pontes Leme, und der Jngenieurs- Kapitain Don Riccardo Franco d'Almeida de Serra,*) die in den Jahren 1787 bis 1804 mit der groͤßten Sorgfalt den ganzen Lauf des Rio Branco und ſeiner oberen Verzweigungen aufgenommen haben, nennen den noͤrdlichſten Theil des Uraricapara das Tha[l] der Überſchwemmung. Sie ſetzen die Spaniſche Miſſion Santa Roſa in Lat. 3°46′ N. und geben den Weg an, der von da gegen Norden uͤber die Bergkette zum Caño Anocapra, einem Zufluſſe des Paraguamuſi, fuͤhrt, um von dem Becken des Rio Branco in das des Caroni zu gelangen. Außer dem eben erwaͤhn- ten Thal der Überſchwemmung findet man noch andere große Suͤmpfe zwiſchen dem Rio Xurumu und dem Rio Parime.**) *) Zwei Karten dieſer Portugieſiſchen Offiziere, die das ganze Detail der trigonometriſchen Aufnahme der Kruͤmmungen des Rio Branco, Uraricuera, Tacutu und Mahu enthalten, ſind von dem Grafen von Linhares dem Oberſt Lapie und mir auf verbindliche Weiſe mitge- theilt worden. Dieſe werthvollen, noch nicht bekannt gemachten Do- kumente befinden ſich noch in den Haͤnden des gelehrten Geographen, der vor laͤngerer Zeit den Stich derſelben auf eigene Koſten begon- nen hat. **) Die Portugieſen nennen bald den ganzen Rio Branco, Rio Parime,
bald beſchraͤnken ſie dieſen Namen auf den einzigen Zufluß des Ura- ricuera, ein wenig unterhalb des Caño Mayari und oberhalb der ehemaligen Miſſion San Antonio. Da die Worte Paragua und Parime zugleich Waſſer, großes Waſſer, See und Meer bedeuͤten, ſo darf es nicht uͤberraſchen, dieſelben bei den Omaguas am oberen Maranhon, bei den noͤrdlichen Guaranis und bei den Ca- riben, alſo bei den von einander entfernteſten Voͤlkern, ſo oft wie- derholt zu finden. Unter allen Zonen werden die großen Fluͤſſe von den Uferbewohnern, ohne weiteren beſonderen Namen, der Fluß ge- nannt. Paragua, einer der Arme des Caroni, heißt bei den Einge- bornen auch der obere Orenoko. Der Name Orinucu iſt Tama- nakiſch, und Diego de Ordaz hoͤrte ihn zum erſten Male ausſpre- chen, als er im Jahre 1531 bis zur Muͤndung des Meta auf- waͤrts ging. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019" n="53"/><fw place="top" type="header">Über die Geographie von Guyana.</fw><lb/> Doͤrfer Santa Roſa und San Bautiſta de Caudacada, das erſtere<lb/> an dem oberen Theile und auf dem oͤſtlichen Ufer des Uraricapara,<lb/> eines Zufluſſes des Uraricuera, den ich, in dem Reiſetagebuche von<lb/> Rodriguez, Rio Curaricara genannt finde; das letztere Dorf liegt<lb/> 6–7 Lieues weiter gegen O. S. O. Der Aſtronom und Geo-<lb/> graph der Portugieſiſchen Graͤnz-Kommiſſion, Fregatten-Kapitain<lb/> Don Antonio Pires de Sylva Pontes Leme, und der Jngenieurs-<lb/> Kapitain Don Riccardo Franco d'Almeida de Serra,<note place="foot" n="*)">Zwei Karten dieſer Portugieſiſchen Offiziere, die das ganze Detail<lb/> der trigonometriſchen Aufnahme der Kruͤmmungen des Rio Branco,<lb/> Uraricuera, Tacutu und Mahu enthalten, ſind von dem Grafen von<lb/> Linhares dem Oberſt Lapie und mir auf verbindliche Weiſe mitge-<lb/> theilt worden. Dieſe werthvollen, noch nicht bekannt gemachten Do-<lb/> kumente befinden ſich noch in den Haͤnden des gelehrten Geographen,<lb/> der vor laͤngerer Zeit den Stich derſelben auf eigene Koſten begon-<lb/> nen hat.</note> die in den<lb/> Jahren 1787 bis 1804 mit der groͤßten Sorgfalt den ganzen Lauf<lb/> des Rio Branco und ſeiner oberen Verzweigungen aufgenommen<lb/> haben, nennen den noͤrdlichſten Theil des Uraricapara <hi rendition="#g">das Tha<supplied>l</supplied><lb/> der Überſchwemmung</hi>. Sie ſetzen die Spaniſche Miſſion<lb/> Santa Roſa in Lat. 3°46′ N. und geben den Weg an, der von<lb/> da gegen Norden uͤber die Bergkette zum Caño Anocapra, einem<lb/> Zufluſſe des Paraguamuſi, fuͤhrt, um von dem Becken des Rio<lb/> Branco in das des Caroni zu gelangen. Außer dem eben erwaͤhn-<lb/> ten <hi rendition="#g">Thal der Überſchwemmung</hi> findet man noch andere<lb/> große Suͤmpfe zwiſchen dem Rio Xurumu und dem Rio Parime.<note place="foot" n="**)">Die Portugieſen nennen bald den ganzen Rio Branco, Rio Parime,<lb/> bald beſchraͤnken ſie dieſen Namen auf den einzigen Zufluß des Ura-<lb/> ricuera, ein wenig unterhalb des Caño Mayari und oberhalb <hi rendition="#g">der</hi><lb/> ehemaligen Miſſion San Antonio. Da die Worte Paragua und<lb/> Parime zugleich <hi rendition="#g">Waſſer</hi>, <hi rendition="#g">großes Waſſer</hi>, <hi rendition="#g">See</hi> und <hi rendition="#g">Meer</hi><lb/> bedeuͤten, ſo darf es nicht uͤberraſchen, dieſelben bei den Omaguas<lb/> am oberen Maranhon, bei den noͤrdlichen Guaranis und bei den Ca-<lb/> riben, alſo bei den von einander entfernteſten Voͤlkern, ſo oft wie-<lb/> derholt zu finden. Unter allen Zonen werden die großen Fluͤſſe von<lb/> den Uferbewohnern, ohne weiteren beſonderen Namen, <hi rendition="#g">der Fluß</hi> ge-<lb/> nannt. Paragua, einer der Arme des Caroni, heißt bei den Einge-<lb/> bornen auch der obere Orenoko. Der Name <hi rendition="#g">Orinucu</hi> iſt Tama-<lb/> nakiſch, und Diego de Ordaz hoͤrte ihn zum erſten Male ausſpre-<lb/> chen, als er im Jahre 1531 bis zur Muͤndung des Meta auf-<lb/> waͤrts ging.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [53/0019]
Über die Geographie von Guyana.
Doͤrfer Santa Roſa und San Bautiſta de Caudacada, das erſtere
an dem oberen Theile und auf dem oͤſtlichen Ufer des Uraricapara,
eines Zufluſſes des Uraricuera, den ich, in dem Reiſetagebuche von
Rodriguez, Rio Curaricara genannt finde; das letztere Dorf liegt
6–7 Lieues weiter gegen O. S. O. Der Aſtronom und Geo-
graph der Portugieſiſchen Graͤnz-Kommiſſion, Fregatten-Kapitain
Don Antonio Pires de Sylva Pontes Leme, und der Jngenieurs-
Kapitain Don Riccardo Franco d'Almeida de Serra, *) die in den
Jahren 1787 bis 1804 mit der groͤßten Sorgfalt den ganzen Lauf
des Rio Branco und ſeiner oberen Verzweigungen aufgenommen
haben, nennen den noͤrdlichſten Theil des Uraricapara das Thal
der Überſchwemmung. Sie ſetzen die Spaniſche Miſſion
Santa Roſa in Lat. 3°46′ N. und geben den Weg an, der von
da gegen Norden uͤber die Bergkette zum Caño Anocapra, einem
Zufluſſe des Paraguamuſi, fuͤhrt, um von dem Becken des Rio
Branco in das des Caroni zu gelangen. Außer dem eben erwaͤhn-
ten Thal der Überſchwemmung findet man noch andere
große Suͤmpfe zwiſchen dem Rio Xurumu und dem Rio Parime. **)
*) Zwei Karten dieſer Portugieſiſchen Offiziere, die das ganze Detail
der trigonometriſchen Aufnahme der Kruͤmmungen des Rio Branco,
Uraricuera, Tacutu und Mahu enthalten, ſind von dem Grafen von
Linhares dem Oberſt Lapie und mir auf verbindliche Weiſe mitge-
theilt worden. Dieſe werthvollen, noch nicht bekannt gemachten Do-
kumente befinden ſich noch in den Haͤnden des gelehrten Geographen,
der vor laͤngerer Zeit den Stich derſelben auf eigene Koſten begon-
nen hat.
**) Die Portugieſen nennen bald den ganzen Rio Branco, Rio Parime,
bald beſchraͤnken ſie dieſen Namen auf den einzigen Zufluß des Ura-
ricuera, ein wenig unterhalb des Caño Mayari und oberhalb der
ehemaligen Miſſion San Antonio. Da die Worte Paragua und
Parime zugleich Waſſer, großes Waſſer, See und Meer
bedeuͤten, ſo darf es nicht uͤberraſchen, dieſelben bei den Omaguas
am oberen Maranhon, bei den noͤrdlichen Guaranis und bei den Ca-
riben, alſo bei den von einander entfernteſten Voͤlkern, ſo oft wie-
derholt zu finden. Unter allen Zonen werden die großen Fluͤſſe von
den Uferbewohnern, ohne weiteren beſonderen Namen, der Fluß ge-
nannt. Paragua, einer der Arme des Caroni, heißt bei den Einge-
bornen auch der obere Orenoko. Der Name Orinucu iſt Tama-
nakiſch, und Diego de Ordaz hoͤrte ihn zum erſten Male ausſpre-
chen, als er im Jahre 1531 bis zur Muͤndung des Meta auf-
waͤrts ging.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |