Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.Über die Geographie von Guyana. [mir] gesammelten Nachrichten im Norden des Pacaraina-Kammesentspringt, der in seinem östlichen Theile nur 1500 Fuß hoch ist. Die Quellen befinden sich auf einem Plateau, wo der Fluß einen schönen Wasserfall, la Corona genannt, bildet. Wir standen auf dem Punkte, ihn zu besuchen, als am dritten Tage unserer Exkur- sion in die Gebirge, das Unwohlsein eines unserer Reise-Gefährten mich zwang, nach dem Amucu-See zurückzukehren. Der Mahu hat schwarzes (kaffeefarbiges) Wasser und sein Lauf ist schneller, als der des Rupunuri. Zwischen den Bergen, durch die er sich ei- nen Weg gebahnt hat, ist er noch nicht 60 Yards breit und ge- währt einen sehr malerischen Anblick. Jn diesem Thal und an den Ufern des Buroburo, eines Zuflusses des Siparouni, wohnen die Macousis-Jndianer. Jm Monat April sind die Savannen über- schwemmt und bieten die eigenthümliche Erscheinung dar, daß die Wasser, welche zwei verschiedenen Flußsystemen angehören, sich ver- mischen. Die große Ausdehnung, welche diese temporaire Über- schwemmung einnimmt, mag zu der Fabel von dem Parima- See Anlaß gegeben haben. Während der Regenzeit würde eine Binnen-Schiffahrt von dem Essequibo zum Rio Branco und Gran Para eröffnet werden können. Einige Baumgruppen, die auf Sandhügeln stehen, erheben sich wie Oasen in den Savannen und erscheinen zur Zeit der Überschwemmungen wie kleine zerstreüte Jnseln in einem See: dies sind ohne Zweifel "die Jpomucena- Jnseln des Don Antonio Santos." Jch habe aus den Manuscripten d'Anville's, deren Durchsicht Über die Geographie von Guyana. [mir] geſammelten Nachrichten im Norden des Pacaraina-Kammesentſpringt, der in ſeinem oͤſtlichen Theile nur 1500 Fuß hoch iſt. Die Quellen befinden ſich auf einem Plateau, wo der Fluß einen ſchoͤnen Waſſerfall, la Corona genannt, bildet. Wir ſtanden auf dem Punkte, ihn zu beſuchen, als am dritten Tage unſerer Exkur- ſion in die Gebirge, das Unwohlſein eines unſerer Reiſe-Gefaͤhrten mich zwang, nach dem Amucu-See zuruͤckzukehren. Der Mahu hat ſchwarzes (kaffeefarbiges) Waſſer und ſein Lauf iſt ſchneller, als der des Rupunuri. Zwiſchen den Bergen, durch die er ſich ei- nen Weg gebahnt hat, iſt er noch nicht 60 Yards breit und ge- waͤhrt einen ſehr maleriſchen Anblick. Jn dieſem Thal und an den Ufern des Buroburo, eines Zufluſſes des Siparouni, wohnen die Macouſis-Jndianer. Jm Monat April ſind die Savannen uͤber- ſchwemmt und bieten die eigenthuͤmliche Erſcheinung dar, daß die Waſſer, welche zwei verſchiedenen Flußſyſtemen angehoͤren, ſich ver- miſchen. Die große Ausdehnung, welche dieſe temporaire Über- ſchwemmung einnimmt, mag zu der Fabel von dem Parima- See Anlaß gegeben haben. Waͤhrend der Regenzeit wuͤrde eine Binnen-Schiffahrt von dem Eſſequibo zum Rio Branco und Gran Para eroͤffnet werden koͤnnen. Einige Baumgruppen, die auf Sandhuͤgeln ſtehen, erheben ſich wie Oaſen in den Savannen und erſcheinen zur Zeit der Überſchwemmungen wie kleine zerſtreuͤte Jnſeln in einem See: dies ſind ohne Zweifel „die Jpomucena- Jnſeln des Don Antonio Santos.“ Jch habe aus den Manuſcripten d'Anville's, deren Durchſicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="57"/><fw place="top" type="header">Über die Geographie von Guyana.</fw><lb/><supplied>mir</supplied> geſammelten Nachrichten im Norden des Pacaraina-Kammes<lb/> entſpringt, der in ſeinem oͤſtlichen Theile nur 1500 Fuß hoch iſt.<lb/> Die Quellen befinden ſich auf einem Plateau, wo der Fluß einen<lb/> ſchoͤnen Waſſerfall, la Corona genannt, bildet. 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Über die Geographie von Guyana.
mir geſammelten Nachrichten im Norden des Pacaraina-Kammes
entſpringt, der in ſeinem oͤſtlichen Theile nur 1500 Fuß hoch iſt.
Die Quellen befinden ſich auf einem Plateau, wo der Fluß einen
ſchoͤnen Waſſerfall, la Corona genannt, bildet. Wir ſtanden auf
dem Punkte, ihn zu beſuchen, als am dritten Tage unſerer Exkur-
ſion in die Gebirge, das Unwohlſein eines unſerer Reiſe-Gefaͤhrten
mich zwang, nach dem Amucu-See zuruͤckzukehren. Der Mahu
hat ſchwarzes (kaffeefarbiges) Waſſer und ſein Lauf iſt ſchneller,
als der des Rupunuri. Zwiſchen den Bergen, durch die er ſich ei-
nen Weg gebahnt hat, iſt er noch nicht 60 Yards breit und ge-
waͤhrt einen ſehr maleriſchen Anblick. Jn dieſem Thal und an den
Ufern des Buroburo, eines Zufluſſes des Siparouni, wohnen die
Macouſis-Jndianer. Jm Monat April ſind die Savannen uͤber-
ſchwemmt und bieten die eigenthuͤmliche Erſcheinung dar, daß die
Waſſer, welche zwei verſchiedenen Flußſyſtemen angehoͤren, ſich ver-
miſchen. Die große Ausdehnung, welche dieſe temporaire Über-
ſchwemmung einnimmt, mag zu der Fabel von dem Parima-
See Anlaß gegeben haben. Waͤhrend der Regenzeit wuͤrde eine
Binnen-Schiffahrt von dem Eſſequibo zum Rio Branco und
Gran Para eroͤffnet werden koͤnnen. Einige Baumgruppen, die
auf Sandhuͤgeln ſtehen, erheben ſich wie Oaſen in den Savannen
und erſcheinen zur Zeit der Überſchwemmungen wie kleine zerſtreuͤte
Jnſeln in einem See: dies ſind ohne Zweifel „die Jpomucena-
Jnſeln des Don Antonio Santos.“
Jch habe aus den Manuſcripten d'Anville's, deren Durchſicht
mir die Erben auf verbindliche Weiſe geſtatteten, erſehen, daß der
Chirurgus Hortsmann aus Hildesheim, der jene Gegenden mit ſo
großer Genauigkeit beſchrieben, einen anderen Alpenſee aufgefunden
hat, den er zwei Tagereiſen unterhalb des Zuſammenfluſſes des
Mahu und Rio Parime (Tacutu?) ſetzt. Dieſer See hat ſchwar-
zes Waſſer und liegt auf dem Gipfel eines Berges. Er unterſchei-
det ihn ſehr wohl von dem Amucu-See, von dem er ſagt, daß er
„mit Schilf bedeckt ſei.“ Die Reiſetagebuͤcher von Hortsmann
und Santos, ſo wie die Portugieſiſchen Manuſcript-Karten des
Marine-Depot's in Rio Janeiro bieten keine permanente Verbin-
dung zwiſchen dem Rupunury und dem Amucu-See dar. Ebenſo
iſt auch die Zeichnung der Fluͤſſe auf d'Anvilles Karten von
Suͤd-Amerika in der erſten Ausgabe von 1778, die in dieſer Bezie-
hung beſſer iſt als die mehr verbreitete von 1760. Die Reiſe des
Herrn Schomburgk beſtaͤtigt dieſe Unabhaͤngigkeit der Becken des
Rupunuri und Eſſequibo, aber der Reiſende bemerkt, daß „waͤh-
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