Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

Bild:
<< vorherige Seite


haben einen geringeren Nachtheil. Doch gehört
die vortheilhafteste Bauart derselben ohnstreitig
zu den schwierigsten Aufgaben der Halurgie.*)

Die Holländer befolgen (wenigstens in den
Salinen längst der westlichen Meeresküste) eine
Theorie, die der unsrigen gerade entgegenge-
setzt ist. Sie verschließen den Raum über der
Pfanne, wo bey uns der Schwadenfang sich öf-
net, mit einem Tonnengewölbe, und lassen die
Dämpfe ihren Ausgang durch eine Seitenöfnung,
von etwa 2 Quadratfuß, suchen. Diese Vorrichtung
fand ich in Flandern und an dem Ausfluße der
Schelde. Die Dämpfe verbreiten sich hier
gleichmäßig durch das ganze Siedhaus, und
drücken daher nicht ausschließlich auf den Soo-
lenspiegel. Sie berühren die äußere kältere Luft
an einem Orte, wo ihre Zersetzung weniger
schädlich ist.**) - Dagegen aber häufen sie
sich, (weil sie schneller aus der Pfanne aufsteigen,
als sie durch die enge Seitenöfnung entwischen

können)
*) Jch muß hier noch eines Vorschlages erwähnen, den
Schwaden durch eine mit Windflügeln versehene Welle
über der Pfanne in den Schwadenfang zu jagen.
**) Diesen letzteren Vortheil gewährt auch der Vorschlag,
den Schwadenfang nicht über der Pfanne, sondern
seitwärts anzubringen.
J 3


haben einen geringeren Nachtheil. Doch gehoͤrt
die vortheilhafteſte Bauart derſelben ohnſtreitig
zu den ſchwierigſten Aufgaben der Halurgie.*)

Die Hollaͤnder befolgen (wenigſtens in den
Salinen laͤngſt der weſtlichen Meereskuͤſte) eine
Theorie, die der unſrigen gerade entgegenge-
ſetzt iſt. Sie verſchließen den Raum uͤber der
Pfanne, wo bey uns der Schwadenfang ſich oͤf-
net, mit einem Tonnengewoͤlbe, und laſſen die
Daͤmpfe ihren Ausgang durch eine Seitenoͤfnung,
von etwa 2 Quadratfuß, ſuchen. Dieſe Vorrichtung
fand ich in Flandern und an dem Ausfluße der
Schelde. Die Daͤmpfe verbreiten ſich hier
gleichmaͤßig durch das ganze Siedhaus, und
druͤcken daher nicht ausſchließlich auf den Soo-
lenſpiegel. Sie beruͤhren die aͤußere kaͤltere Luft
an einem Orte, wo ihre Zerſetzung weniger
ſchaͤdlich iſt.**) – Dagegen aber haͤufen ſie
ſich, (weil ſie ſchneller aus der Pfanne aufſteigen,
als ſie durch die enge Seitenoͤfnung entwiſchen

koͤnnen)
*) Jch muß hier noch eines Vorſchlages erwaͤhnen, den
Schwaden durch eine mit Windfluͤgeln verſehene Welle
uͤber der Pfanne in den Schwadenfang zu jagen.
**) Dieſen letzteren Vortheil gewaͤhrt auch der Vorſchlag,
den Schwadenfang nicht über der Pfanne, ſondern
ſeitwaͤrts anzubringen.
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0084" n="133"/><lb/>
haben einen geringeren Nachtheil. Doch geho&#x0364;rt<lb/>
die vortheilhafte&#x017F;te Bauart der&#x017F;elben ohn&#x017F;treitig<lb/>
zu den &#x017F;chwierig&#x017F;ten Aufgaben der Halurgie.<note place="foot" n="*)">Jch muß hier noch eines Vor&#x017F;chlages erwa&#x0364;hnen, den<lb/>
Schwaden durch eine mit Windflu&#x0364;geln ver&#x017F;ehene Welle<lb/>
u&#x0364;ber der Pfanne in den Schwadenfang zu jagen.</note></p><lb/>
              <p>Die Holla&#x0364;nder befolgen (wenig&#x017F;tens in den<lb/>
Salinen la&#x0364;ng&#x017F;t der we&#x017F;tlichen Meeresku&#x0364;&#x017F;te) eine<lb/>
Theorie, die der un&#x017F;rigen gerade entgegenge-<lb/>
&#x017F;etzt i&#x017F;t. Sie ver&#x017F;chließen den Raum u&#x0364;ber der<lb/>
Pfanne, wo bey uns der Schwadenfang &#x017F;ich o&#x0364;f-<lb/>
net, mit einem Tonnengewo&#x0364;lbe, und la&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Da&#x0364;mpfe ihren Ausgang durch eine Seiteno&#x0364;fnung,<lb/>
von etwa 2 <choice><abbr>&#x25A1;Fuß</abbr><expan>Quadratfuß</expan></choice>, &#x017F;uchen. Die&#x017F;e Vorrichtung<lb/>
fand ich in Flandern und an dem Ausfluße der<lb/>
Schelde. Die Da&#x0364;mpfe verbreiten &#x017F;ich hier<lb/>
gleichma&#x0364;ßig durch das ganze Siedhaus, und<lb/>
dru&#x0364;cken daher nicht aus&#x017F;chließlich auf den Soo-<lb/>
len&#x017F;piegel. Sie beru&#x0364;hren die a&#x0364;ußere ka&#x0364;ltere Luft<lb/>
an einem Orte, wo ihre Zer&#x017F;etzung weniger<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t.<note place="foot" n="**)">Die&#x017F;en letzteren Vortheil gewa&#x0364;hrt auch der Vor&#x017F;chlag,<lb/>
den Schwadenfang <hi rendition="#fr">nicht über der Pfanne</hi>, &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;eitwa&#x0364;rts anzubringen.</note> &#x2013; Dagegen aber ha&#x0364;ufen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich, (weil &#x017F;ie &#x017F;chneller aus der Pfanne auf&#x017F;teigen,<lb/>
als &#x017F;ie durch die enge Seiteno&#x0364;fnung entwi&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;nnen)</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0084] haben einen geringeren Nachtheil. Doch gehoͤrt die vortheilhafteſte Bauart derſelben ohnſtreitig zu den ſchwierigſten Aufgaben der Halurgie. *) Die Hollaͤnder befolgen (wenigſtens in den Salinen laͤngſt der weſtlichen Meereskuͤſte) eine Theorie, die der unſrigen gerade entgegenge- ſetzt iſt. Sie verſchließen den Raum uͤber der Pfanne, wo bey uns der Schwadenfang ſich oͤf- net, mit einem Tonnengewoͤlbe, und laſſen die Daͤmpfe ihren Ausgang durch eine Seitenoͤfnung, von etwa 2 □Fuß, ſuchen. Dieſe Vorrichtung fand ich in Flandern und an dem Ausfluße der Schelde. Die Daͤmpfe verbreiten ſich hier gleichmaͤßig durch das ganze Siedhaus, und druͤcken daher nicht ausſchließlich auf den Soo- lenſpiegel. Sie beruͤhren die aͤußere kaͤltere Luft an einem Orte, wo ihre Zerſetzung weniger ſchaͤdlich iſt. **) – Dagegen aber haͤufen ſie ſich, (weil ſie ſchneller aus der Pfanne aufſteigen, als ſie durch die enge Seitenoͤfnung entwiſchen koͤnnen) *) Jch muß hier noch eines Vorſchlages erwaͤhnen, den Schwaden durch eine mit Windfluͤgeln verſehene Welle uͤber der Pfanne in den Schwadenfang zu jagen. **) Dieſen letzteren Vortheil gewaͤhrt auch der Vorſchlag, den Schwadenfang nicht über der Pfanne, ſondern ſeitwaͤrts anzubringen. J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/84
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/84>, abgerufen am 23.11.2024.