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Humboldt, Alexander von: Über die Beobachtung des Schwankens der Sterne. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1851. Berlin, 1851, S. 194-195.

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Gymnasiums Namens Keune und der Sattlermeister Herr Thu-
gutt
hierselbst, zwei durchaus zuverlässige Personen, nebst des
letzteren Familie, unfern des Horizontes den Sirius, einen der
prachtvollsten Fixsterne unsers Himmels, in einer wunderbar
schwankenden Bewegung, indem der Stern bald auf-, bald ab-
wärts ging, bald nach der linken, bald nach der rechten Seite
hin schwankte, bisweilen auch in einem Kreise sich zu bewegen
schien. Diese verschiedenen Bewegungen des Sternes wurden
während einer halben Stunde anhaltender, aufmerksamer Betrach-
tung wiederholt und in jedem Zeitpunkte von allen Beobachtern
stets in demselben Sinne wahrgenommen. Ober-Primaner Keune
sah, mit dem Kopfe an eine Mauer unverrückt angelehnt, den
Sirius in geringer Höhe über einem benachbarten Hause stehen
und hinter dem Dache desselben bald verschwinden, bald wieder
zum Vorschein kommen. Die Bewegungen des Fixsternes wa-
ren so bedeutend, dass die Beobachter lange glaubten, jenes be-
kannte Spielwerk der Knaben, einen fliegenden Drachen, der
mit einer brennenden Laterne versehen sei, vor Augen zu haben.
Auch schien der Stern an Glanz bald zu-, bald abzunehmen,
bisweilen sogar auf Augenblicke verschwunden zu sein, obgleich
der Himmel heiter war. Als sich die Beobachter von der wah-
ren Natur des Phänomens überzeugt hatten, konnten sie bei fort-
gesetzter Betrachtung desselben, ihrer Aussage nach, eines un-
heimlichen Gefühles sich nicht erwehren. Diese höchst seltene
Erscheinung des Sternschwankens ist, wie Herr A. v. Hum-
boldt
(Kosmos Band III, Abth. 1 pag. 73) berichtet, bis dahin,
so viel bekannt, nur erst zweimal, und zwar jedesmal vor Son-
nenaufgang und am Abhange des Pic's von Teneriffa im Mal-
pays
beobachtet worden, nämlich am 22. Juni 1799 von Herrn
A. v. Humboldt selbst, und, fast ein halbes Jahrhundert später,
von einem wohl unterrichteten und sehr aufmerksamen Beobach-
ter, dem Prinzen Adalbert von Preussen. --

[irrelevantes Material - 7 Zeilen fehlen]

Gymnasiums Namens Keune und der Sattlermeister Herr Thu-
gutt
hierselbst, zwei durchaus zuverlässige Personen, nebst des
letzteren Familie, unfern des Horizontes den Sirius, einen der
prachtvollsten Fixsterne unsers Himmels, in einer wunderbar
schwankenden Bewegung, indem der Stern bald auf-, bald ab-
wärts ging, bald nach der linken, bald nach der rechten Seite
hin schwankte, bisweilen auch in einem Kreise sich zu bewegen
schien. Diese verschiedenen Bewegungen des Sternes wurden
während einer halben Stunde anhaltender, aufmerksamer Betrach-
tung wiederholt und in jedem Zeitpunkte von allen Beobachtern
stets in demselben Sinne wahrgenommen. Ober-Primaner Keune
sah, mit dem Kopfe an eine Mauer unverrückt angelehnt, den
Sirius in geringer Höhe über einem benachbarten Hause stehen
und hinter dem Dache desselben bald verschwinden, bald wieder
zum Vorschein kommen. Die Bewegungen des Fixsternes wa-
ren so bedeutend, daſs die Beobachter lange glaubten, jenes be-
kannte Spielwerk der Knaben, einen fliegenden Drachen, der
mit einer brennenden Laterne versehen sei, vor Augen zu haben.
Auch schien der Stern an Glanz bald zu-, bald abzunehmen,
bisweilen sogar auf Augenblicke verschwunden zu sein, obgleich
der Himmel heiter war. Als sich die Beobachter von der wah-
ren Natur des Phänomens überzeugt hatten, konnten sie bei fort-
gesetzter Betrachtung desselben, ihrer Aussage nach, eines un-
heimlichen Gefühles sich nicht erwehren. Diese höchst seltene
Erscheinung des Sternschwankens ist, wie Herr A. v. Hum-
boldt
(Kosmos Band III, Abth. 1 pag. 73) berichtet, bis dahin,
so viel bekannt, nur erst zweimal, und zwar jedesmal vor Son-
nenaufgang und am Abhange des Pic's von Teneriffa im Mal-
pays
beobachtet worden, nämlich am 22. Juni 1799 von Herrn
A. v. Humboldt selbst, und, fast ein halbes Jahrhundert später,
von einem wohl unterrichteten und sehr aufmerksamen Beobach-
ter, dem Prinzen Adalbert von Preuſsen. —

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[195/0003] Gymnasiums Namens Keune und der Sattlermeister Herr Thu- gutt hierselbst, zwei durchaus zuverlässige Personen, nebst des letzteren Familie, unfern des Horizontes den Sirius, einen der prachtvollsten Fixsterne unsers Himmels, in einer wunderbar schwankenden Bewegung, indem der Stern bald auf-, bald ab- wärts ging, bald nach der linken, bald nach der rechten Seite hin schwankte, bisweilen auch in einem Kreise sich zu bewegen schien. Diese verschiedenen Bewegungen des Sternes wurden während einer halben Stunde anhaltender, aufmerksamer Betrach- tung wiederholt und in jedem Zeitpunkte von allen Beobachtern stets in demselben Sinne wahrgenommen. Ober-Primaner Keune sah, mit dem Kopfe an eine Mauer unverrückt angelehnt, den Sirius in geringer Höhe über einem benachbarten Hause stehen und hinter dem Dache desselben bald verschwinden, bald wieder zum Vorschein kommen. Die Bewegungen des Fixsternes wa- ren so bedeutend, daſs die Beobachter lange glaubten, jenes be- kannte Spielwerk der Knaben, einen fliegenden Drachen, der mit einer brennenden Laterne versehen sei, vor Augen zu haben. Auch schien der Stern an Glanz bald zu-, bald abzunehmen, bisweilen sogar auf Augenblicke verschwunden zu sein, obgleich der Himmel heiter war. Als sich die Beobachter von der wah- ren Natur des Phänomens überzeugt hatten, konnten sie bei fort- gesetzter Betrachtung desselben, ihrer Aussage nach, eines un- heimlichen Gefühles sich nicht erwehren. Diese höchst seltene Erscheinung des Sternschwankens ist, wie Herr A. v. Hum- boldt (Kosmos Band III, Abth. 1 pag. 73) berichtet, bis dahin, so viel bekannt, nur erst zweimal, und zwar jedesmal vor Son- nenaufgang und am Abhange des Pic's von Teneriffa im Mal- pays beobachtet worden, nämlich am 22. Juni 1799 von Herrn A. v. Humboldt selbst, und, fast ein halbes Jahrhundert später, von einem wohl unterrichteten und sehr aufmerksamen Beobach- ter, dem Prinzen Adalbert von Preuſsen. — _______

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Beobachtung des Schwankens der Sterne. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1851. Berlin, 1851, S. 194-195, hier S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwanken_1851/3>, abgerufen am 21.11.2024.