Humboldt, Alexander von: Ueber den polarisirenden Serpentinstein. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Aerzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen, Bd. 1, St. 2 (1797), S. 99-112.Der meiste Serpentinstein aus dem polarisirenden 1) Jn einer und derselben Schicht des Hügels bricht polarisirender und nicht polarisirender Serpen- tinstein. Beyde sind weder durch äußere Kennzei- chen, noch durch specifisches Gewicht, noch durch den Zustand des eingemischten Eisens von einander zu un- terscheiden. Wo aber eine Wirkung bemerkt wird, die sich mehrere Zolle, ja fußweit erstreckt, und den stärksten natürlichen Magneteisenerzen gleichkommt, sollte man wohl nicht so unendlich kleine Quantitäten von ein- gemengtem Magneteisen vermuthen, daß sie aller Beobachtung entgehen. Ob wir gleich oft kleinere Magnete sehen, die stärker wirken als größere, so be- merken wir doch immer ein gewisses Verhältniß zwischen der Quantität materieller Theile, und der Kraft, die sie ausüben. 2) Das Fossil gehört zu den leichtesten, die wir kennen. Sein specif. Gewicht nähert sich dem Opale und Bergkorke. Jch habe sehr wirksame Stücke (Was- er = 1) nur 1,84 oder 1,91 gefunden. Die ge- wöhn- G 4
Der meiſte Serpentinſtein aus dem polariſirenden 1) Jn einer und derſelben Schicht des Huͤgels bricht polariſirender und nicht polariſirender Serpen- tinſtein. Beyde ſind weder durch aͤußere Kennzei- chen, noch durch ſpecifiſches Gewicht, noch durch den Zuſtand des eingemiſchten Eiſens von einander zu un- terſcheiden. Wo aber eine Wirkung bemerkt wird, die ſich mehrere Zolle, ja fußweit erſtreckt, und den ſtaͤrkſten natuͤrlichen Magneteiſenerzen gleichkommt, ſollte man wohl nicht ſo unendlich kleine Quantitaͤten von ein- gemengtem Magneteiſen vermuthen, daß ſie aller Beobachtung entgehen. Ob wir gleich oft kleinere Magnete ſehen, die ſtaͤrker wirken als groͤßere, ſo be- merken wir doch immer ein gewiſſes Verhaͤltniß zwiſchen der Quantitaͤt materieller Theile, und der Kraft, die ſie ausuͤben. 2) Das Foſſil gehoͤrt zu den leichteſten, die wir kennen. Sein ſpecif. Gewicht naͤhert ſich dem Opale und Bergkorke. Jch habe ſehr wirkſame Stuͤcke (Waſ- er = 1) nur 1,84 oder 1,91 gefunden. Die ge- woͤhn- G 4
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Der meiſte Serpentinſtein aus dem polariſirenden
Kegelberge iſt, unter der Lupe betrachtet, bis auf eini-
ge Talkſchuppen vollkommen rein und ungemengt. Ei-
niger enthaͤlt Asbeſt-Adern und etwas gemeine Horn-
blende; in ein Paar Stuͤcken habe ich derben Schwe-
felkies eingeſprengt gefunden. Die reinern Stuͤcke ſind
durchgaͤngig die wirkſamern. Gegen die Wahrſchein-
lichkeit, daß die Polaritaͤt von eingemengtem Magnet-
eiſen herruͤhre, ſcheinen mir dermahlen folgende
wichtige Thatſachen zu ſprechen:
1) Jn einer und derſelben Schicht des Huͤgels
bricht polariſirender und nicht polariſirender Serpen-
tinſtein. Beyde ſind weder durch aͤußere Kennzei-
chen, noch durch ſpecifiſches Gewicht, noch durch den
Zuſtand des eingemiſchten Eiſens von einander zu un-
terſcheiden. Wo aber eine Wirkung bemerkt wird, die
ſich mehrere Zolle, ja fußweit erſtreckt, und den ſtaͤrkſten
natuͤrlichen Magneteiſenerzen gleichkommt, ſollte man
wohl nicht ſo unendlich kleine Quantitaͤten von ein-
gemengtem Magneteiſen vermuthen, daß ſie aller
Beobachtung entgehen. Ob wir gleich oft kleinere
Magnete ſehen, die ſtaͤrker wirken als groͤßere, ſo be-
merken wir doch immer ein gewiſſes Verhaͤltniß
zwiſchen der Quantitaͤt materieller Theile, und der Kraft,
die ſie ausuͤben.
2) Das Foſſil gehoͤrt zu den leichteſten, die wir
kennen. Sein ſpecif. Gewicht naͤhert ſich dem Opale
und Bergkorke. Jch habe ſehr wirkſame Stuͤcke (Waſ-
er = 1) nur 1,84 oder 1,91 gefunden. Die ge-
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