Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329.

Bild:
<< vorherige Seite

Abhandlungen.
dagegen nach und nach durch Verdünstung ausge-
trocknet zu seyn, denn noch jetzt sehen wir den
Rückstand des alten Wassers (überladen von salz-
saurer Kalkerde) in dem See von Valencia, der
sich von Jahr zu Jahr mehr einzieht, und seine Un-
tiefen als Inseln entdeckt, die man unter dem Na-
men der Aparecidas kennt. Die Höhe der Küsten
Cordillere
beträgt gemeiniglich 6 bis 800 Toisen;
ihre erhabensten Spitzen, die Sierra Nevada de
Merida
und die Silla de Caracas, (auf die wir ei-
ne sehr mühsame Reise mit unsern Instrumenten
gemacht haben,) haben 2350 Toisen und 1316 Toi-
sen Höhe. Nach Westen hin erniedrigt sie sich im-
mer mehr, und das Cap Codera hat nur 176 Toi-
sen. Der Macanao auf der Margaretheninsel, den
ich trigonometrisch gemessen habe, hat nicht mehr
als 342 Toisen; allein diese schnelle Erniedrigung
findet nur am Urgebirge der Küstencordillere Statt.
An der östlichen Küste erheben sich secondäre An-
häufungen des Kalks vom Cap Unare an zu einer
beträchtlichern Höhe als der Gneis und der Glim-
merschiefer; diese Kalkfelsen, die mit Sandstein von
kalkerdiger Grundmasse bedeckt sind, und die Kü-
stencordillere an ihrem südlichen Abhang begleiten,
sind sehr niedrig an der Seite von Cura, erheben
sich aber in Masse gegen die östliche Spitze des
Continents hin.

Im Bergantin werden sie 702 Toisen hoch, im
Coccollard
392, im Cucurucho du Tuminiquiri
(der höchsten Bergspitze der Provinz Cumana) 976
Toisen, und die Pyramide des Guacharo erhebt
sich bis zu 820 Toisen; vom Cap Unare an bilden

sie

Abhandlungen.
dagegen nach und nach durch Verdünſtung ausge-
trocknet zu ſeyn, denn noch jetzt ſehen wir den
Rückſtand des alten Waſſers (überladen von ſalz-
ſaurer Kalkerde) in dem See von Valencia, der
ſich von Jahr zu Jahr mehr einzieht, und ſeine Un-
tiefen als Inſeln entdeckt, die man unter dem Na-
men der Aparecidas kennt. Die Höhe der Küſten
Cordillere
beträgt gemeiniglich 6 bis 800 Toiſen;
ihre erhabenſten Spitzen, die Sierra Nevada de
Merida
und die Silla de Caracas, (auf die wir ei-
ne ſehr mühſame Reiſe mit unſern Inſtrumenten
gemacht haben,) haben 2350 Toiſen und 1316 Toi-
ſen Höhe. Nach Weſten hin erniedrigt ſie ſich im-
mer mehr, und das Cap Codera hat nur 176 Toi-
ſen. Der Macanao auf der Margaretheninſel, den
ich trigonometriſch gemeſſen habe, hat nicht mehr
als 342 Toiſen; allein dieſe ſchnelle Erniedrigung
findet nur am Urgebirge der Küſtencordillere Statt.
An der öſtlichen Küſte erheben ſich ſecondäre An-
häufungen deſ Kalks vom Cap Unare an zu einer
beträchtlichern Höhe als der Gneis und der Glim-
merſchiefer; dieſe Kalkfelſen, die mit Sandſtein von
kalkerdiger Grundmaſſe bedeckt ſind, und die Kü-
ſtencordillere an ihrem ſüdlichen Abhang begleiten,
ſind ſehr niedrig an der Seite von Cura, erheben
ſich aber in Maſſe gegen die öſtliche Spitze des
Continents hin.

Im Bergantin werden ſie 702 Toiſen hoch, im
Coccollard
392, im Cucurucho du Tuminiquiri
(der höchſten Bergſpitze der Provinz Cumana) 976
Toiſen, und die Pyramide des Guacharo erhebt
ſich bis zu 820 Toiſen; vom Cap Unare an bilden

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="322"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Abhandlungen</hi></hi>.</fw><lb/>
dagegen nach und nach durch Verdün&#x017F;tung ausge-<lb/>
trocknet zu &#x017F;eyn, denn noch jetzt &#x017F;ehen wir den<lb/>
Rück&#x017F;tand des alten Wa&#x017F;&#x017F;ers (überladen von &#x017F;alz-<lb/>
&#x017F;aurer Kalkerde) in dem See von <hi rendition="#i">Valencia</hi>, der<lb/>
&#x017F;ich von Jahr zu Jahr mehr einzieht, und &#x017F;eine Un-<lb/>
tiefen als In&#x017F;eln entdeckt, die man unter dem Na-<lb/>
men der <hi rendition="#i">Aparecidas</hi> kennt. Die Höhe der <hi rendition="#i">&#x017F;ten<lb/>
Cordillere</hi> beträgt gemeiniglich 6 bis 800 Toi&#x017F;en;<lb/>
ihre erhaben&#x017F;ten Spitzen, die <hi rendition="#i">Sierra Nevada de<lb/>
Merida</hi> und die <hi rendition="#i">Silla de Caracas</hi>, (auf die wir ei-<lb/>
ne &#x017F;ehr müh&#x017F;ame Rei&#x017F;e mit un&#x017F;ern In&#x017F;trumenten<lb/>
gemacht haben,) haben 2350 Toi&#x017F;en und 1316 Toi-<lb/>
&#x017F;en Höhe. Nach We&#x017F;ten hin erniedrigt &#x017F;ie &#x017F;ich im-<lb/>
mer mehr, und das <hi rendition="#i">Cap Codera</hi> hat nur 176 Toi-<lb/>
&#x017F;en. Der <hi rendition="#i">Macanao</hi> auf der Margarethenin&#x017F;el, den<lb/>
ich trigonometri&#x017F;ch geme&#x017F;&#x017F;en habe, hat nicht mehr<lb/>
als 342 Toi&#x017F;en; allein die&#x017F;e &#x017F;chnelle Erniedrigung<lb/>
findet nur am Urgebirge der Kü&#x017F;tencordillere Statt.<lb/>
An der ö&#x017F;tlichen Kü&#x017F;te erheben &#x017F;ich &#x017F;econdäre An-<lb/>
häufungen de&#x017F; Kalks vom <hi rendition="#i">Cap Unare</hi> an zu einer<lb/>
beträchtlichern Höhe als der Gneis und der Glim-<lb/>
mer&#x017F;chiefer; die&#x017F;e Kalkfel&#x017F;en, die mit Sand&#x017F;tein von<lb/>
kalkerdiger Grundma&#x017F;&#x017F;e bedeckt &#x017F;ind, und die Kü-<lb/>
&#x017F;tencordillere an ihrem &#x017F;üdlichen Abhang begleiten,<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ehr niedrig an der Seite von <hi rendition="#i">Cura</hi>, erheben<lb/>
&#x017F;ich aber in Ma&#x017F;&#x017F;e gegen die ö&#x017F;tliche Spitze des<lb/>
Continents hin.</p><lb/>
        <p>Im <hi rendition="#i">Bergantin</hi> werden &#x017F;ie 702 Toi&#x017F;en hoch, <hi rendition="#i">im<lb/>
Coccollard</hi> 392, im <hi rendition="#i">Cucurucho du Tuminiquiri</hi><lb/>
(der höch&#x017F;ten Berg&#x017F;pitze der Provinz <hi rendition="#i">Cumana</hi>) 976<lb/>
Toi&#x017F;en, und die Pyramide des <hi rendition="#i">Guacharo</hi> erhebt<lb/>
&#x017F;ich bis zu 820 Toi&#x017F;en; vom <hi rendition="#i">Cap Unare</hi> an bilden<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0014] Abhandlungen. dagegen nach und nach durch Verdünſtung ausge- trocknet zu ſeyn, denn noch jetzt ſehen wir den Rückſtand des alten Waſſers (überladen von ſalz- ſaurer Kalkerde) in dem See von Valencia, der ſich von Jahr zu Jahr mehr einzieht, und ſeine Un- tiefen als Inſeln entdeckt, die man unter dem Na- men der Aparecidas kennt. Die Höhe der Küſten Cordillere beträgt gemeiniglich 6 bis 800 Toiſen; ihre erhabenſten Spitzen, die Sierra Nevada de Merida und die Silla de Caracas, (auf die wir ei- ne ſehr mühſame Reiſe mit unſern Inſtrumenten gemacht haben,) haben 2350 Toiſen und 1316 Toi- ſen Höhe. Nach Weſten hin erniedrigt ſie ſich im- mer mehr, und das Cap Codera hat nur 176 Toi- ſen. Der Macanao auf der Margaretheninſel, den ich trigonometriſch gemeſſen habe, hat nicht mehr als 342 Toiſen; allein dieſe ſchnelle Erniedrigung findet nur am Urgebirge der Küſtencordillere Statt. An der öſtlichen Küſte erheben ſich ſecondäre An- häufungen deſ Kalks vom Cap Unare an zu einer beträchtlichern Höhe als der Gneis und der Glim- merſchiefer; dieſe Kalkfelſen, die mit Sandſtein von kalkerdiger Grundmaſſe bedeckt ſind, und die Kü- ſtencordillere an ihrem ſüdlichen Abhang begleiten, ſind ſehr niedrig an der Seite von Cura, erheben ſich aber in Maſſe gegen die öſtliche Spitze des Continents hin. Im Bergantin werden ſie 702 Toiſen hoch, im Coccollard 392, im Cucurucho du Tuminiquiri (der höchſten Bergſpitze der Provinz Cumana) 976 Toiſen, und die Pyramide des Guacharo erhebt ſich bis zu 820 Toiſen; vom Cap Unare an bilden ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/14
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329, hier S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/14>, abgerufen am 21.11.2024.