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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.

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in so weit von einander entlegenen Ländern gemacht
habe, kann man nicht mehr glauben, daß das Strei-
chen der Schichten der Richtung der Cordilleren
folge, und daß ihr Fallen sich nach der Abdachung
der Berge richte. Das Profil vieler Berge, beson-
ders ein Durchschnitt der Gebirge, die von Genua
durch die Bochetta und den S. Gotthard bis nach
Franken in Teutschland, die ich zu seiner Zeit her-
auszugeben gesonnen bin, beweisen gerade das Ge-
gentheil. Das Streichen und der Abfall der Cordil-
leren, die Form der kleinen Unebenheiten der Erd-
kugel scheinen neuere, kleinere Phänomene zu seyn.
Ein Strom konnte nach dieser oder jener Richtung
ein Thal auswühlen, konnte einen Theil der Cor-
dillere fortreißen, und ihr scheinbar diese oder jene
Richtung geben. Die Schichten des Urgebirgs schei-
nen unter denen heute noch zu beobachtenden Strei-
chungs- und Fallwinkeln vor allen diesen Umwand-
lungen an der Oberfläche der Erde existirt zu haben,
sie sind dieselben auf dem Gipfel der Alpen und in
den Schächten, in die wir hinabsteigen. Wenn man
15 Meilen lang über Schichten von Thonschiefer
reist, welche unter einander parallel unter 70° gegen
Nordwest geneigt sind, so wagt man es nicht mehr
zu glauben, daß das gestürzte Schichten seyen, die
einst horizontal standen; man müßte Berge, die
einst 15 Meilen hoch waren, annehmen, und der
gleichförmige Fall, den die ganze Masse gehabt ha-
ben müßte, -- und der Abgrund der eine solche
Masse aufnähme: -- und man erinnere sich an die
Schichten auf der Leuchte von Genua, oder auf der
Höhe der Bochetta, oder auf S. Mauriee, welche
genau parallel sind, mit den Schichten des Fichtel-

bergs

Abhandlungen.
in ſo weit von einander entlegenen Ländern gemacht
habe, kann man nicht mehr glauben, daß das Strei-
chen der Schichten der Richtung der Cordilleren
folge, und daß ihr Fallen ſich nach der Abdachung
der Berge richte. Das Profil vieler Berge, beſon-
ders ein Durchſchnitt der Gebirge, die von Genua
durch die Bochetta und den S. Gotthard bis nach
Franken in Teutſchland, die ich zu ſeiner Zeit her-
auszugeben geſonnen bin, beweiſen gerade das Ge-
gentheil. Das Streichen und der Abfall der Cordil-
leren, die Form der kleinen Unebenheiten der Erd-
kugel ſcheinen neuere, kleinere Phänomene zu ſeyn.
Ein Strom konnte nach dieſer oder jener Richtung
ein Thal auswühlen, konnte einen Theil der Cor-
dillere fortreißen, und ihr ſcheinbar dieſe oder jene
Richtung geben. Die Schichten des Urgebirgs ſchei-
nen unter denen heute noch zu beobachtenden Strei-
chungs- und Fallwinkeln vor allen dieſen Umwand-
lungen an der Oberfläche der Erde exiſtirt zu haben,
ſie ſind dieſelben auf dem Gipfel der Alpen und in
den Schächten, in die wir hinabſteigen. Wenn man
15 Meilen lang über Schichten von Thonſchiefer
reiſt, welche unter einander parallel unter 70° gegen
Nordweſt geneigt ſind, ſo wagt man es nicht mehr
zu glauben, daß das geſtürzte Schichten ſeyen, die
einſt horizontal ſtanden; man müßte Berge, die
einſt 15 Meilen hoch waren, annehmen, und der
gleichförmige Fall, den die ganze Maſſe gehabt ha-
ben müßte, — und der Abgrund der eine ſolche
Maſſe aufnähme: — und man erinnere ſich an die
Schichten auf der Leuchte von Genua, oder auf der
Höhe der Bochetta, oder auf S. Mauriee, welche
genau parallel ſind, mit den Schichten des Fichtel-

bergs
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[400/0012] Abhandlungen. in ſo weit von einander entlegenen Ländern gemacht habe, kann man nicht mehr glauben, daß das Strei- chen der Schichten der Richtung der Cordilleren folge, und daß ihr Fallen ſich nach der Abdachung der Berge richte. Das Profil vieler Berge, beſon- ders ein Durchſchnitt der Gebirge, die von Genua durch die Bochetta und den S. Gotthard bis nach Franken in Teutſchland, die ich zu ſeiner Zeit her- auszugeben geſonnen bin, beweiſen gerade das Ge- gentheil. Das Streichen und der Abfall der Cordil- leren, die Form der kleinen Unebenheiten der Erd- kugel ſcheinen neuere, kleinere Phänomene zu ſeyn. Ein Strom konnte nach dieſer oder jener Richtung ein Thal auswühlen, konnte einen Theil der Cor- dillere fortreißen, und ihr ſcheinbar dieſe oder jene Richtung geben. Die Schichten des Urgebirgs ſchei- nen unter denen heute noch zu beobachtenden Strei- chungs- und Fallwinkeln vor allen dieſen Umwand- lungen an der Oberfläche der Erde exiſtirt zu haben, ſie ſind dieſelben auf dem Gipfel der Alpen und in den Schächten, in die wir hinabſteigen. Wenn man 15 Meilen lang über Schichten von Thonſchiefer reiſt, welche unter einander parallel unter 70° gegen Nordweſt geneigt ſind, ſo wagt man es nicht mehr zu glauben, daß das geſtürzte Schichten ſeyen, die einſt horizontal ſtanden; man müßte Berge, die einſt 15 Meilen hoch waren, annehmen, und der gleichförmige Fall, den die ganze Maſſe gehabt ha- ben müßte, — und der Abgrund der eine ſolche Maſſe aufnähme: — und man erinnere ſich an die Schichten auf der Leuchte von Genua, oder auf der Höhe der Bochetta, oder auf S. Mauriee, welche genau parallel ſind, mit den Schichten des Fichtel- bergs

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420, hier S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/12>, abgerufen am 21.11.2024.