Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.Abhandlungen. Lage dieses Bergs in einer lachenden, mit Palmenund Ananas bedeckten Ebene, die ungeheure Masse, die er darstellt von der Seite der Mission und des Rio Oanucanuma und Tamatama, die Flammen, die er zu Ende der regnigten Jahreszeit ausstößt, alle diese Verhältnisse geben ihm ein eben so mah- lerisches als majestätisches Ansehen. Noch kein In- dianer erstieg den Gipfel des Berges und die Klippe seiner Spitze, ohne wochenlange Arbeit, weil die Macht der Vegetation in diesem Klima der Reise entgegensteht. Nach dem Duida sind der Mara- guaca (mehr gegen Osten dem Fluß Simirimoni zu) und die hohe Cordillere von Cunarami und Cali- tamini, die man zu Maypure und S. Barbara un- ter dem falschen Nahmen Sipapo kennt, die höch- sten Spitzen der Kette; sie haben 1000-1100 Toisen Höhe. Die gewöhnliche Erhöhung der Cordillere übersteigt indessen 600 Toisen nicht, und zuweilen ist sie noch geringer, indem der zwischen dem lin- ken Ufer des Caßiguiare (einem Arm des Orinoco, der den R. Negro und Amazone unter einander verbindet) und den Quellen des Ymirida, zwischen den Katarakten und Piramena, zwischen Caricka- na und Morocote gelegene Theil zerstört ist, und noch einzelne Felsen auf Einem Boden darstellt; die Ursache dieser Zerstörung scheint ein Durch- bruch des Wassers aus dem Bassin des Amazone ge- gen das Bassin von Calabozo und Baxo-Orinoco, welche in der Höhe um 160 Toisen unterschieden sind, gewesen zu seyn. Die Geologische Charte dieser Gegenden, die dar,
Abhandlungen. Lage dieſes Bergs in einer lachenden, mit Palmenund Ananas bedeckten Ebene, die ungeheure Maſſe, die er darſtellt von der Seite der Miſſion und des Rio Oanucanuma und Tamatama, die Flammen, die er zu Ende der regnigten Jahreszeit ausſtößt, alle dieſe Verhältniſſe geben ihm ein eben ſo mah- leriſches als majeſtätiſches Anſehen. Noch kein In- dianer erſtieg den Gipfel des Berges und die Klippe ſeiner Spitze, ohne wochenlange Arbeit, weil die Macht der Vegetation in dieſem Klima der Reiſe entgegenſteht. Nach dem Duida ſind der Mara- guaca (mehr gegen Oſten dem Fluß Simirimoni zu) und die hohe Cordillere von Cunarami und Cali- tamini, die man zu Maypuré und S. Barbara un- ter dem falſchen Nahmen Sipapo kennt, die höch- ſten Spitzen der Kette; ſie haben 1000-1100 Toiſen Höhe. Die gewöhnliche Erhöhung der Cordillere überſteigt indeſſen 600 Toiſen nicht, und zuweilen iſt ſie noch geringer, indem der zwiſchen dem lin- ken Ufer des Caßiguiaré (einem Arm des Orinoco, der den R. Negro und Amazone unter einander verbindet) und den Quellen des Ymirida, zwiſchen den Katarakten und Piramena, zwiſchen Caricka- na und Morocote gelegene Theil zerſtört iſt, und noch einzelne Felſen auf Einem Boden darſtellt; die Urſache dieſer Zerſtörung ſcheint ein Durch- bruch des Waſſers aus dem Baſſin des Amazone ge- gen das Baſſin von Calabozo und Baxo-Orinoco, welche in der Höhe um 160 Toiſen unterſchieden ſind, geweſen zu ſeyn. Die Geologiſche Charte dieſer Gegenden, die dar,
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Abhandlungen.
Lage dieſes Bergs in einer lachenden, mit Palmen
und Ananas bedeckten Ebene, die ungeheure Maſſe,
die er darſtellt von der Seite der Miſſion und des
Rio Oanucanuma und Tamatama, die Flammen,
die er zu Ende der regnigten Jahreszeit ausſtößt,
alle dieſe Verhältniſſe geben ihm ein eben ſo mah-
leriſches als majeſtätiſches Anſehen. Noch kein In-
dianer erſtieg den Gipfel des Berges und die Klippe
ſeiner Spitze, ohne wochenlange Arbeit, weil die
Macht der Vegetation in dieſem Klima der Reiſe
entgegenſteht. Nach dem Duida ſind der Mara-
guaca (mehr gegen Oſten dem Fluß Simirimoni zu)
und die hohe Cordillere von Cunarami und Cali-
tamini, die man zu Maypuré und S. Barbara un-
ter dem falſchen Nahmen Sipapo kennt, die höch-
ſten Spitzen der Kette; ſie haben 1000-1100 Toiſen
Höhe. Die gewöhnliche Erhöhung der Cordillere
überſteigt indeſſen 600 Toiſen nicht, und zuweilen
iſt ſie noch geringer, indem der zwiſchen dem lin-
ken Ufer des Caßiguiaré (einem Arm des Orinoco,
der den R. Negro und Amazone unter einander
verbindet) und den Quellen des Ymirida, zwiſchen
den Katarakten und Piramena, zwiſchen Caricka-
na und Morocote gelegene Theil zerſtört iſt, und
noch einzelne Felſen auf Einem Boden darſtellt;
die Urſache dieſer Zerſtörung ſcheint ein Durch-
bruch des Waſſers aus dem Baſſin des Amazone ge-
gen das Baſſin von Calabozo und Baxo-Orinoco,
welche in der Höhe um 160 Toiſen unterſchieden
ſind, geweſen zu ſeyn.
Die Geologiſche Charte dieſer Gegenden, die
ich mir gemacht habe, ſtellt ein unermeßliches Thal
dar,
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