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Humboldt, Alexander von: Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen bemerkt. In: Isis, Bd. 5 (1821), Sp. 1033-1047.

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Diese Uebereinstimmung in den meisten Resultaten ist
um so auffallender, da die Coefficienten von ganz ungleichen
Pflanzenmassen erhalten worden sind. Jn Frankreich nahm
man 3645, in Deutschland nur 1884 Phanerogamen, um
die einzelnen Verhältnisse der Familien zu bestimmen. Ob-
gleich beyde Länder aneinander gränzen, so sind doch bey
weiten nicht die Gattungen einerley. Die Uebereinstimmung
der Resultate in so engen Gränzen (öfters unter 1/8 Unter-
schied) beweißt zwey gleich merkwürdige Thatsachen:
1) daß die 17 bis 1800 Phanerogamen, um welche
der französ. Pflanzencatalog reicher ist, als der treff-
liche von Hrn. Schrader für Deutschland entworfe-
ne, unter die verschiedenen Familien ungefähr in
demselben Verhältniß vertheilt sind, welches man
zwischen den, beyden Ländern gemeinschaftlichen Pflan-
zen findet;
2) daß die Gattungen von Leguminosen, Cruciferen
und Umbelliferen, welche Deutschland ausschließlich zu
haben scheint, in Frankreich durch eine fast gleiche
Anzahl Gattungen derselben Familie ersetzt werden.
Allenthalben wo man sehr merkliche Abweichungen fin-
det, kann man sie dem Umstande zuschreiben, daß
Deutschland nördlicher liegt als Frankreich.

Bekanntlich steigt die Anzahl der Cyperaceen und
Ericineen gegen Norden so schnell, daß unter der gemä-
ßigten Zone Cyperaceen und Ericineen sind, da
man unter der Eiszone Cyperaceen und Ericineen
zählt. Auf der anderen Seite steigt das Verhältniß der
Orchiden, Malvaceen und Euphorbiaceen gegen Süden mit
gleicher Schnelligkeit. Vergleicht man vorstehende Tabelle
mit der Tabelle der 3 Zonen (heißen, gemäßigten, Eiß-
Zone), so finden sich dieselben Gesetze. Jn der vergleichen-
den Tabelle von Frankreich und Deutschland sind Pfeile
beygesetzt worden, welche, in der allgemeinen Tabelle,
die Richtungen des Steigens vom Pole zum Aequator
und vom Aequator zum Pole anzeigen. Merkwürdig ist
auch, daß die Coefficienten der Familien sich nicht viel ver-
ändern, wenn man anstatt weitläuftige Striche, die 2600
bis 3800 Phanerogamen haben, zu untersuchen, seine
Nachforschungen auf eine Strecke von einigen Quadrat
Meilen (franz.) beschränkt; z. B. auf die Flora von
Berlin, die, nach Kunths Werke nicht mehr als 900 Gat-
tungen enthält. Auf dieser kleinen Erdstrecke betragen die
Leguminosen (auf ganz Frankreich , auf ganz
Deutschland , die Glumaceen 1/6 (Frankreich ;
Deutschland ) von der Total-Masse der Phanerogamen.

5. So wie das climatische System des neuen Con-
tinents wesentlich von dem des alten unterschieden ist, we-
gen der ungleichen Wärme-Vertheilung unter den verschie-
denen Jahrestheilen; eben so zeigt auch das Zusammen-
gruppirungs-System
der americanischen Pflanzen seine
Eigenthümlichkeiten. Den neuen Untersuchungen der bo-
tan. Arithmetik
verdanken wir die Kenntniß dieser Con-
traste zwischen der temperirten Zone beyder Welttheile.
Jn der folgenden Tabelle habe ich die Resultate der america-
nischen Flore von Pursh und der französ. von Candolle
zusammengestellt. Auch habe ich einige Coefficienten der
europäischen Eiszone beygefügt, um zu beweisen, wie weit[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
das gemäßigte America in den 5 Familien der Ericineen
(und der Rhododendra), der Coniferen, Amentaceen, Um-
belliferen und Labiaten einen nördl. Character hat.

Compositen im gemäß. America 1/6 Frkr.
Glumaceen -- -- -- 1/8 --,9
Gramineen allein ----
Juncaceen allein ----
Cyperaceen allein ----
Cruciferen -- -- ----
Leguminosen -- ----
Malvaceen -- -- ----
Labiaten -- -- ----Lappl.
Ericineen und Rhododendra----
Umbelliferen -- ------
Amentaceen -- -- ------
Coniferen -- -- ------

Die aus dieser Tabelle sich ergebenden Unterschiede be-
ziehen sich nicht allein auf die 5 letzten Familien, die man
nördliche Formen nennen könnte, sondern auch auf die
Cruciferen, Juncaceen und Cyperaceen, welche unter der
heißen Zone wie unter der gemäßigten des neuen Continents
gleich selten sind.

6. Untersuchungen über die numerischen Verhältnisse
der Pflanzenfamilien werden, wie man leicht einsieht, weit
interessantere Resultate liefern, wenn die Floren der ver-
schiedenen Länder auf bestimmtere geographische Gränzen
werden beschränkt seyn und die Botaniker sich besser über
die Principe vereinigt haben, nach welchen die Verschieden-
heiten und die Gattungen unterschieden werden müssen.
Die Verzeichnisse, welche man unter dem vagen Namen
Flora der vereinigten Staaten von America findet.
begreifen Länder, die unter sehr verschiedenen Climaten,
von 18° bis 9° mittlerer Temperatur, liegen. Dieses ist
ein climatischer Unterschied wie er in Europa zwischen Ca-
labrien und Oesterreich statt findet. Wenn dereinst mit
gleicher Genauigkeit und einzeln die Vegetationen vom süd-
lichen Carolina, von Pensylvanien und von Neu-England
werden beschrieben seyn, dann wird man ein regelmäßiges
Steigen und Fallen in den numerischen Verhältnissen der
Familien von Süden nach Norden bemerken. Jetzt kennen
wir nur das allgemeine Mittel dieser einzelnen Verhält-
nisse. Mehrere Gegenden scheinen uns reicher an Pflanzen,
weil die Botaniker dort ohne genauere Prüfung Varietäten
zu Gattungen machen. Auch vernachlässigen die Botaniker
öfters die Pflanzen, welche sie mit denen ihres Landes für
einerley halten. Wenn man aber bey großen Abtheilungen
stehen bleibt und eine ziemliche Anzahl von Gattungen ver-
gleicht, so werden solche Untersuchungen durch Compensa-
tionen erleichtert. So sind nach den neueren, ungleich
vollkommnerern, von Pursh und Wahlenberg herausge-
gebenen Floren von America und Lappland, die numeri-
schen Verhältnisse der alten Floren von Michaux und Linne
nicht sehr verändert (Berl. Jahrb. d. Gewächse. B. I. S.
24). Welche Berichtigungen man auch an meiner Arbeit ma-
chen wird, so bin ich doch überzeugt daß jemehr genaue
Beobachtungen man zusammenstellen wird, desto mehr wird
es sich zeigen, daß in derselben Hemisphäre, in demselben
Zusammengruppirungs-System, die einzelnen Ver-[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz]

Dieſe Uebereinſtimmung in den meiſten Reſultaten iſt
um ſo auffallender, da die Coefficienten von ganz ungleichen
Pflanzenmaſſen erhalten worden ſind. Jn Frankreich nahm
man 3645, in Deutſchland nur 1884 Phanerogamen, um
die einzelnen Verhaͤltniſſe der Familien zu beſtimmen. Ob-
gleich beyde Laͤnder aneinander graͤnzen, ſo ſind doch bey
weiten nicht die Gattungen einerley. Die Uebereinſtimmung
der Reſultate in ſo engen Graͤnzen (oͤfters unter ⅛ Unter-
ſchied) beweißt zwey gleich merkwuͤrdige Thatſachen:
1) daß die 17 bis 1800 Phanerogamen, um welche
der franzoͤſ. Pflanzencatalog reicher iſt, als der treff-
liche von Hrn. Schrader fuͤr Deutſchland entworfe-
ne, unter die verſchiedenen Familien ungefaͤhr in
demſelben Verhaͤltniß vertheilt ſind, welches man
zwiſchen den, beyden Laͤndern gemeinſchaftlichen Pflan-
zen findet;
2) daß die Gattungen von Leguminoſen, Cruciferen
und Umbelliferen, welche Deutſchland ausſchließlich zu
haben ſcheint, in Frankreich durch eine faſt gleiche
Anzahl Gattungen derſelben Familie erſetzt werden.
Allenthalben wo man ſehr merkliche Abweichungen fin-
det, kann man ſie dem Umſtande zuſchreiben, daß
Deutſchland noͤrdlicher liegt als Frankreich.

Bekanntlich ſteigt die Anzahl der Cyperaceen und
Ericineen gegen Norden ſo ſchnell, daß unter der gemaͤ-
ßigten Zone Cyperaceen und Ericineen ſind, da
man unter der Eiszone Cyperaceen und Ericineen
zaͤhlt. Auf der anderen Seite ſteigt das Verhaͤltniß der
Orchiden, Malvaceen und Euphorbiaceen gegen Suͤden mit
gleicher Schnelligkeit. Vergleicht man vorſtehende Tabelle
mit der Tabelle der 3 Zonen (heißen, gemaͤßigten, Eiß-
Zone), ſo finden ſich dieſelben Geſetze. Jn der vergleichen-
den Tabelle von Frankreich und Deutſchland ſind Pfeile
beygeſetzt worden, welche, in der allgemeinen Tabelle,
die Richtungen des Steigens vom Pole zum Aequator
und vom Aequator zum Pole anzeigen. Merkwuͤrdig iſt
auch, daß die Coefficienten der Familien ſich nicht viel ver-
aͤndern, wenn man anſtatt weitlaͤuftige Striche, die 2600
bis 3800 Phanerogamen haben, zu unterſuchen, ſeine
Nachforſchungen auf eine Strecke von einigen Quadrat
Meilen (franz.) beſchraͤnkt; z. B. auf die Flora von
Berlin, die, nach Kunths Werke nicht mehr als 900 Gat-
tungen enthaͤlt. Auf dieſer kleinen Erdſtrecke betragen die
Leguminoſen (auf ganz Frankreich , auf ganz
Deutſchland , die Glumaceen ⅙ (Frankreich ;
Deutſchland ) von der Total-Maſſe der Phanerogamen.

5. So wie das climatiſche Syſtem des neuen Con-
tinents weſentlich von dem des alten unterſchieden iſt, we-
gen der ungleichen Waͤrme-Vertheilung unter den verſchie-
denen Jahrestheilen; eben ſo zeigt auch das Zuſammen-
gruppirungs-Syſtem
der americaniſchen Pflanzen ſeine
Eigenthuͤmlichkeiten. Den neuen Unterſuchungen der bo-
tan. Arithmetik
verdanken wir die Kenntniß dieſer Con-
traſte zwiſchen der temperirten Zone beyder Welttheile.
Jn der folgenden Tabelle habe ich die Reſultate der america-
niſchen Flore von Pursh und der franzoͤſ. von Candolle
zuſammengeſtellt. Auch habe ich einige Coefficienten der
europaͤiſchen Eiszone beygefuͤgt, um zu beweiſen, wie weit[Ende Spaltensatz]
[Beginn Spaltensatz]
das gemaͤßigte America in den 5 Familien der Ericineen
(und der Rhododendra), der Coniferen, Amentaceen, Um-
belliferen und Labiaten einen noͤrdl. Character hat.

Compoſiten im gemaͤß. AmericaFrkr.
Glumaceen — — —,9
Gramineen allein —
Juncaceen allein —
Cyperaceen allein —
Cruciferen — — —
Leguminoſen — —
Malvaceen — — —
Labiaten — — —Lappl.
Ericineen und Rhododendra
Umbelliferen — —
Amentaceen — — —
Coniferen — — —

Die aus dieſer Tabelle ſich ergebenden Unterſchiede be-
ziehen ſich nicht allein auf die 5 letzten Familien, die man
noͤrdliche Formen nennen koͤnnte, ſondern auch auf die
Cruciferen, Juncaceen und Cyperaceen, welche unter der
heißen Zone wie unter der gemaͤßigten des neuen Continents
gleich ſelten ſind.

6. Unterſuchungen uͤber die numeriſchen Verhaͤltniſſe
der Pflanzenfamilien werden, wie man leicht einſieht, weit
intereſſantere Reſultate liefern, wenn die Floren der ver-
ſchiedenen Laͤnder auf beſtimmtere geographiſche Graͤnzen
werden beſchraͤnkt ſeyn und die Botaniker ſich beſſer uͤber
die Principe vereinigt haben, nach welchen die Verſchieden-
heiten und die Gattungen unterſchieden werden muͤſſen.
Die Verzeichniſſe, welche man unter dem vagen Namen
Flora der vereinigten Staaten von America findet.
begreifen Laͤnder, die unter ſehr verſchiedenen Climaten,
von 18° bis 9° mittlerer Temperatur, liegen. Dieſes iſt
ein climatiſcher Unterſchied wie er in Europa zwiſchen Ca-
labrien und Oeſterreich ſtatt findet. Wenn dereinſt mit
gleicher Genauigkeit und einzeln die Vegetationen vom ſuͤd-
lichen Carolina, von Penſylvanien und von Neu-England
werden beſchrieben ſeyn, dann wird man ein regelmaͤßiges
Steigen und Fallen in den numeriſchen Verhaͤltniſſen der
Familien von Suͤden nach Norden bemerken. Jetzt kennen
wir nur das allgemeine Mittel dieſer einzelnen Verhaͤlt-
niſſe. Mehrere Gegenden ſcheinen uns reicher an Pflanzen,
weil die Botaniker dort ohne genauere Pruͤfung Varietaͤten
zu Gattungen machen. Auch vernachlaͤſſigen die Botaniker
oͤfters die Pflanzen, welche ſie mit denen ihres Landes fuͤr
einerley halten. Wenn man aber bey großen Abtheilungen
ſtehen bleibt und eine ziemliche Anzahl von Gattungen ver-
gleicht, ſo werden ſolche Unterſuchungen durch Compenſa-
tionen erleichtert. So ſind nach den neueren, ungleich
vollkommnerern, von Purſh und Wahlenberg herausge-
gebenen Floren von America und Lappland, die numeri-
ſchen Verhaͤltniſſe der alten Floren von Michaux und Linne
nicht ſehr veraͤndert (Berl. Jahrb. d. Gewaͤchſe. B. I. S.
24). Welche Berichtigungen man auch an meiner Arbeit ma-
chen wird, ſo bin ich doch uͤberzeugt daß jemehr genaue
Beobachtungen man zuſammenſtellen wird, deſto mehr wird
es ſich zeigen, daß in derſelben Hemisphaͤre, in demſelben
Zuſammengruppirungs-Syſtem, die einzelnen Ver-[Ende Spaltensatz]

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[0008] Dieſe Uebereinſtimmung in den meiſten Reſultaten iſt um ſo auffallender, da die Coefficienten von ganz ungleichen Pflanzenmaſſen erhalten worden ſind. Jn Frankreich nahm man 3645, in Deutſchland nur 1884 Phanerogamen, um die einzelnen Verhaͤltniſſe der Familien zu beſtimmen. Ob- gleich beyde Laͤnder aneinander graͤnzen, ſo ſind doch bey weiten nicht die Gattungen einerley. Die Uebereinſtimmung der Reſultate in ſo engen Graͤnzen (oͤfters unter ⅛ Unter- ſchied) beweißt zwey gleich merkwuͤrdige Thatſachen: 1) daß die 17 bis 1800 Phanerogamen, um welche der franzoͤſ. Pflanzencatalog reicher iſt, als der treff- liche von Hrn. Schrader fuͤr Deutſchland entworfe- ne, unter die verſchiedenen Familien ungefaͤhr in demſelben Verhaͤltniß vertheilt ſind, welches man zwiſchen den, beyden Laͤndern gemeinſchaftlichen Pflan- zen findet; 2) daß die Gattungen von Leguminoſen, Cruciferen und Umbelliferen, welche Deutſchland ausſchließlich zu haben ſcheint, in Frankreich durch eine faſt gleiche Anzahl Gattungen derſelben Familie erſetzt werden. Allenthalben wo man ſehr merkliche Abweichungen fin- det, kann man ſie dem Umſtande zuſchreiben, daß Deutſchland noͤrdlicher liegt als Frankreich. Bekanntlich ſteigt die Anzahl der Cyperaceen und Ericineen gegen Norden ſo ſchnell, daß unter der gemaͤ- ßigten Zone [FORMEL] Cyperaceen und [FORMEL] Ericineen ſind, da man unter der Eiszone [FORMEL] Cyperaceen und [FORMEL] Ericineen zaͤhlt. Auf der anderen Seite ſteigt das Verhaͤltniß der Orchiden, Malvaceen und Euphorbiaceen gegen Suͤden mit gleicher Schnelligkeit. Vergleicht man vorſtehende Tabelle mit der Tabelle der 3 Zonen (heißen, gemaͤßigten, Eiß- Zone), ſo finden ſich dieſelben Geſetze. Jn der vergleichen- den Tabelle von Frankreich und Deutſchland ſind Pfeile beygeſetzt worden, welche, in der allgemeinen Tabelle, die Richtungen des Steigens vom Pole zum Aequator und vom Aequator zum Pole anzeigen. Merkwuͤrdig iſt auch, daß die Coefficienten der Familien ſich nicht viel ver- aͤndern, wenn man anſtatt weitlaͤuftige Striche, die 2600 bis 3800 Phanerogamen haben, zu unterſuchen, ſeine Nachforſchungen auf eine Strecke von einigen Quadrat Meilen (franz.) beſchraͤnkt; z. B. auf die Flora von Berlin, die, nach Kunths Werke nicht mehr als 900 Gat- tungen enthaͤlt. Auf dieſer kleinen Erdſtrecke betragen die Leguminoſen [FORMEL] (auf ganz Frankreich [FORMEL], auf ganz Deutſchland [FORMEL], die Glumaceen ⅙ (Frankreich [FORMEL]; Deutſchland [FORMEL]) von der Total-Maſſe der Phanerogamen. 5. So wie das climatiſche Syſtem des neuen Con- tinents weſentlich von dem des alten unterſchieden iſt, we- gen der ungleichen Waͤrme-Vertheilung unter den verſchie- denen Jahrestheilen; eben ſo zeigt auch das Zuſammen- gruppirungs-Syſtem der americaniſchen Pflanzen ſeine Eigenthuͤmlichkeiten. Den neuen Unterſuchungen der bo- tan. Arithmetik verdanken wir die Kenntniß dieſer Con- traſte zwiſchen der temperirten Zone beyder Welttheile. Jn der folgenden Tabelle habe ich die Reſultate der america- niſchen Flore von Pursh und der franzoͤſ. von Candolle zuſammengeſtellt. Auch habe ich einige Coefficienten der europaͤiſchen Eiszone beygefuͤgt, um zu beweiſen, wie weit das gemaͤßigte America in den 5 Familien der Ericineen (und der Rhododendra), der Coniferen, Amentaceen, Um- belliferen und Labiaten einen noͤrdl. Character hat. Compoſiten im gemaͤß. America ⅙ Frkr. [FORMEL] Glumaceen — — — ⅛ — [FORMEL],9 Gramineen allein — [FORMEL] — [FORMEL] Juncaceen allein — [FORMEL] — [FORMEL] Cyperaceen allein — [FORMEL] — [FORMEL] Cruciferen — — — [FORMEL] — [FORMEL] Leguminoſen — — [FORMEL] — [FORMEL] Malvaceen — — — [FORMEL] — [FORMEL] Labiaten — — — [FORMEL] — [FORMEL] Lappl. [FORMEL] Ericineen und Rhododendra [FORMEL] — [FORMEL] — [FORMEL] Umbelliferen — — [FORMEL] — [FORMEL] — [FORMEL] Amentaceen — — — [FORMEL] — [FORMEL] — [FORMEL] Coniferen — — — [FORMEL] — [FORMEL] — [FORMEL] Die aus dieſer Tabelle ſich ergebenden Unterſchiede be- ziehen ſich nicht allein auf die 5 letzten Familien, die man noͤrdliche Formen nennen koͤnnte, ſondern auch auf die Cruciferen, Juncaceen und Cyperaceen, welche unter der heißen Zone wie unter der gemaͤßigten des neuen Continents gleich ſelten ſind. 6. Unterſuchungen uͤber die numeriſchen Verhaͤltniſſe der Pflanzenfamilien werden, wie man leicht einſieht, weit intereſſantere Reſultate liefern, wenn die Floren der ver- ſchiedenen Laͤnder auf beſtimmtere geographiſche Graͤnzen werden beſchraͤnkt ſeyn und die Botaniker ſich beſſer uͤber die Principe vereinigt haben, nach welchen die Verſchieden- heiten und die Gattungen unterſchieden werden muͤſſen. Die Verzeichniſſe, welche man unter dem vagen Namen Flora der vereinigten Staaten von America findet. begreifen Laͤnder, die unter ſehr verſchiedenen Climaten, von 18° bis 9° mittlerer Temperatur, liegen. Dieſes iſt ein climatiſcher Unterſchied wie er in Europa zwiſchen Ca- labrien und Oeſterreich ſtatt findet. Wenn dereinſt mit gleicher Genauigkeit und einzeln die Vegetationen vom ſuͤd- lichen Carolina, von Penſylvanien und von Neu-England werden beſchrieben ſeyn, dann wird man ein regelmaͤßiges Steigen und Fallen in den numeriſchen Verhaͤltniſſen der Familien von Suͤden nach Norden bemerken. Jetzt kennen wir nur das allgemeine Mittel dieſer einzelnen Verhaͤlt- niſſe. Mehrere Gegenden ſcheinen uns reicher an Pflanzen, weil die Botaniker dort ohne genauere Pruͤfung Varietaͤten zu Gattungen machen. Auch vernachlaͤſſigen die Botaniker oͤfters die Pflanzen, welche ſie mit denen ihres Landes fuͤr einerley halten. Wenn man aber bey großen Abtheilungen ſtehen bleibt und eine ziemliche Anzahl von Gattungen ver- gleicht, ſo werden ſolche Unterſuchungen durch Compenſa- tionen erleichtert. So ſind nach den neueren, ungleich vollkommnerern, von Purſh und Wahlenberg herausge- gebenen Floren von America und Lappland, die numeri- ſchen Verhaͤltniſſe der alten Floren von Michaux und Linne nicht ſehr veraͤndert (Berl. Jahrb. d. Gewaͤchſe. B. I. S. 24). Welche Berichtigungen man auch an meiner Arbeit ma- chen wird, ſo bin ich doch uͤberzeugt daß jemehr genaue Beobachtungen man zuſammenſtellen wird, deſto mehr wird es ſich zeigen, daß in derſelben Hemisphaͤre, in demſelben Zuſammengruppirungs-Syſtem, die einzelnen Ver-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Neue Untersuchungen über die Gesetze, welche man in der Vertheilung der Pflanzenformen bemerkt. In: Isis, Bd. 5 (1821), Sp. 1033-1047, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_untersuchungen_1821/8>, abgerufen am 21.11.2024.