Humboldt, Alexander von: Über die Verbindung zwischen dem Orinoco und Amazonenfluss. In: Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmels-Kunde, Bd. 26 (1812), S. 230-235.Monatl. Corresp. 1812. SEPT. zwischen ihren und den portugiesischen Besitzungenunternahm, wurde der Cassiquiari untersucht, nicht von den Anführern der Expedition, den Herren Hur- riaga und Solano, sondern von einigen Unteroffi- cieren ihres Corps. Der P. Caulin, ein Franzikaner, welcher den Solano bis zu den Wasserfällen des Ori- noco begleitet hatte, gab in seiner chorographi- schen Geschichte von Neu-Andalusien, eine Karte des spanischen Guiana's heraus. In dieser findet man ausser der wirklich vorhandenen Verbindung zwi- schen den mehrgedachten Flüssen, noch mehrere Verzweigungen derselben, deren Kenntniss sich aber nur auf unbestimmte und ungenaue Aussagen grün- det. Die Karte des P. Caulin, die ausserhalb Spa- nien sehr wenig bekannt ist, und ungeheure Fehler in den Breiten enthält, wurde von la Cruz in seiner grossen Karte von Süd-Amerika, welche 1775 in Madrid herauskam, copirt. Ein französischer Geo- graph, dessen Arbeiten viel zum Fortgang der Wis- senschaften beygetragen haben, gab im Jahr 1798 eine neue Karte von Guiana heraus, worinn er, nach seinen theoretischen Ansichten, das Bette des Orinoco zwischen dem Rio Jao und dem Cunucu- numo durch eine Kette sehr hoher Berge durchschnei- den lässt. Er fügt in einer besondern Anmerkung hinzu: "Dass die vermeintliche Verbindung zwi- schen dem Orinoco und Amazonenfluss eine geogra- phische Ungereimtheit wäre, und dass man, um die Ideen darüber zu berichtigen, die Richtung der Cordilleren, durch welche die Gewässer getheilt würden, gehörig untersuchen müsste." Ich
Monatl. Correſp. 1812. SEPT. zwiſchen ihren und den portugieſiſchen Beſitzungenunternahm, wurde der Caſſiquiari unterſucht, nicht von den Anführern der Expedition, den Herren Hur- riaga und Solano, ſondern von einigen Unteroffi- cieren ihres Corps. Der P. Caulin, ein Franzikaner, welcher den Solano bis zu den Waſſerfällen des Ori- noco begleitet hatte, gab in ſeiner chorographi- ſchen Geſchichte von Neu-Andaluſien, eine Karte des ſpaniſchen Guiana's heraus. In dieſer findet man auſser der wirklich vorhandenen Verbindung zwi- ſchen den mehrgedachten Flüſſen, noch mehrere Verzweigungen derſelben, deren Kenntniſs ſich aber nur auf unbeſtimmte und ungenaue Ausſagen grün- det. Die Karte des P. Caulin, die auſserhalb Spa- nien ſehr wenig bekannt iſt, und ungeheure Fehler in den Breiten enthält, wurde von la Cruz in ſeiner groſsen Karte von Süd-Amerika, welche 1775 in Madrid herauskam, copirt. Ein franzöſiſcher Geo- graph, deſſen Arbeiten viel zum Fortgang der Wiſ- ſenſchaften beygetragen haben, gab im Jahr 1798 eine neue Karte von Guiana heraus, worinn er, nach ſeinen theoretiſchen Anſichten, das Bette des Orinoco zwiſchen dem Rio Jao und dem Cunucu- numo durch eine Kette ſehr hoher Berge durchſchnei- den läſst. Er fügt in einer beſondern Anmerkung hinzu: „Daſs die vermeintliche Verbindung zwi- ſchen dem Orinoco und Amazonenfluſs eine geogra- phiſche Ungereimtheit wäre, und daſs man, um die Ideen darüber zu berichtigen, die Richtung der Cordilleren, durch welche die Gewäſſer getheilt würden, gehörig unterſuchen müſste.“ Ich
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Monatl. Correſp. 1812. SEPT.
zwiſchen ihren und den portugieſiſchen Beſitzungen
unternahm, wurde der Caſſiquiari unterſucht, nicht
von den Anführern der Expedition, den Herren Hur-
riaga und Solano, ſondern von einigen Unteroffi-
cieren ihres Corps. Der P. Caulin, ein Franzikaner,
welcher den Solano bis zu den Waſſerfällen des Ori-
noco begleitet hatte, gab in ſeiner chorographi-
ſchen Geſchichte von Neu-Andaluſien, eine Karte
des ſpaniſchen Guiana's heraus. In dieſer findet man
auſser der wirklich vorhandenen Verbindung zwi-
ſchen den mehrgedachten Flüſſen, noch mehrere
Verzweigungen derſelben, deren Kenntniſs ſich aber
nur auf unbeſtimmte und ungenaue Ausſagen grün-
det. Die Karte des P. Caulin, die auſserhalb Spa-
nien ſehr wenig bekannt iſt, und ungeheure Fehler
in den Breiten enthält, wurde von la Cruz in ſeiner
groſsen Karte von Süd-Amerika, welche 1775 in
Madrid herauskam, copirt. Ein franzöſiſcher Geo-
graph, deſſen Arbeiten viel zum Fortgang der Wiſ-
ſenſchaften beygetragen haben, gab im Jahr 1798
eine neue Karte von Guiana heraus, worinn er,
nach ſeinen theoretiſchen Anſichten, das Bette des
Orinoco zwiſchen dem Rio Jao und dem Cunucu-
numo durch eine Kette ſehr hoher Berge durchſchnei-
den läſst. Er fügt in einer beſondern Anmerkung
hinzu: „Daſs die vermeintliche Verbindung zwi-
ſchen dem Orinoco und Amazonenfluſs eine geogra-
phiſche Ungereimtheit wäre, und daſs man, um
die Ideen darüber zu berichtigen, die Richtung der
Cordilleren, durch welche die Gewäſſer getheilt
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