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Humboldt, Alexander von: Rede, gehalten bei der Eröffnung der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin, am 18ten September 1828. Berlin, 1828.

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lichen Freund, wie Deutschland um eine seiner herrlichsten Zierden,
trauert; Olbers, der zwei Weltkörper da entdeckt hat, wo er sie zu
suchen gelehrt; den grössten Anatomen unseres Zeitalters, Sömmerring,
der mit gleichem Eifer die Wunder des organischen Baues, wie der
Sonnenfackeln und Sonnenflecke (Verdichtungen und Öffnungen im wal-
lenden Lichtmeere) durchspäht; Blumenbach, auch meinen Lehrer,
der durch seine Werke und das belebende Wort überall die Liebe zur
vergleichenden Anatomie, Physiologie und gesammten Naturkunde ange-
facht, und wie ein heiliges Feuer, länger als ein halbes Jahrhundert,
sorgsam gepflegt hat. Konnte ich der Versuchung widerstehen, da die
Gegenwart solcher Männer uns nicht vergönnt ist, wenigstens durch Na-
men, welche die Nachwelt wiedersagen wird, meine Rede zu schmücken?

Diese Betrachtungen über den geistigen Reichthum des Vaterlandes,
und die davon abhängige fortschreitende Entwickelung unsers Instituts,
leiten unwillkührlich auf die Hindernisse, die ein grösserer Umfang (die
anwachsende Zahl der Mitarbeiter) der Ausführung eines ernsten wissen-
schaftlichen Unternehmens scheinbar entgegenstellen. Der Hauptzweck
des Vereins (Sie haben es selbst an ihrem Stiftungstage ausgesprochen)
bestehet nicht, wie in andern Akademieen, die eine geschlossene Einheit
bilden, in gegenseitiger Mittheilung von Abhandlungen, in zahlreichen
Vorlesungen, die alle zum Drucke bestimmt, nach mehr als Jahresfrist
in eignen Sammlungen erscheinen. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft
ist die persönliche Annäherung derer, welche dasselbe Feld der Wissen-
schaften bearbeiten; die mündliche und darum mehr anregende Auswech-
selung von Ideen, sie mögen sich als Thatsachen, Meinungen oder Zwei-
fel darstellen; die Gründung freundschaftlicher Verhältnisse, welche den
Wissenschaften Licht, dem Leben heitre Anmuth, den Sitten Duldsam-
keit und Milde gewähren.

lichen Freund, wie Deutschland um eine seiner herrlichsten Zierden,
trauert; Olbers, der zwei Weltkörper da entdeckt hat, wo er sie zu
suchen gelehrt; den gröſsten Anatomen unseres Zeitalters, Sömmerring,
der mit gleichem Eifer die Wunder des organischen Baues, wie der
Sonnenfackeln und Sonnenflecke (Verdichtungen und Öffnungen im wal-
lenden Lichtmeere) durchspäht; Blumenbach, auch meinen Lehrer,
der durch seine Werke und das belebende Wort überall die Liebe zur
vergleichenden Anatomie, Physiologie und gesammten Naturkunde ange-
facht, und wie ein heiliges Feuer, länger als ein halbes Jahrhundert,
sorgsam gepflegt hat. Konnte ich der Versuchung widerstehen, da die
Gegenwart solcher Männer uns nicht vergönnt ist, wenigstens durch Na-
men, welche die Nachwelt wiedersagen wird, meine Rede zu schmücken?

Diese Betrachtungen über den geistigen Reichthum des Vaterlandes,
und die davon abhängige fortschreitende Entwickelung unsers Instituts,
leiten unwillkührlich auf die Hindernisse, die ein gröſserer Umfang (die
anwachsende Zahl der Mitarbeiter) der Ausführung eines ernsten wissen-
schaftlichen Unternehmens scheinbar entgegenstellen. Der Hauptzweck
des Vereins (Sie haben es selbst an ihrem Stiftungstage ausgesprochen)
bestehet nicht, wie in andern Akademieen, die eine geschlossene Einheit
bilden, in gegenseitiger Mittheilung von Abhandlungen, in zahlreichen
Vorlesungen, die alle zum Drucke bestimmt, nach mehr als Jahresfrist
in eignen Sammlungen erscheinen. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft
ist die persönliche Annäherung derer, welche dasselbe Feld der Wissen-
schaften bearbeiten; die mündliche und darum mehr anregende Auswech-
selung von Ideen, sie mögen sich als Thatsachen, Meinungen oder Zwei-
fel darstellen; die Gründung freundschaftlicher Verhältnisse, welche den
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keit und Milde gewähren.

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[6/0005] lichen Freund, wie Deutschland um eine seiner herrlichsten Zierden, trauert; Olbers, der zwei Weltkörper da entdeckt hat, wo er sie zu suchen gelehrt; den gröſsten Anatomen unseres Zeitalters, Sömmerring, der mit gleichem Eifer die Wunder des organischen Baues, wie der Sonnenfackeln und Sonnenflecke (Verdichtungen und Öffnungen im wal- lenden Lichtmeere) durchspäht; Blumenbach, auch meinen Lehrer, der durch seine Werke und das belebende Wort überall die Liebe zur vergleichenden Anatomie, Physiologie und gesammten Naturkunde ange- facht, und wie ein heiliges Feuer, länger als ein halbes Jahrhundert, sorgsam gepflegt hat. Konnte ich der Versuchung widerstehen, da die Gegenwart solcher Männer uns nicht vergönnt ist, wenigstens durch Na- men, welche die Nachwelt wiedersagen wird, meine Rede zu schmücken? Diese Betrachtungen über den geistigen Reichthum des Vaterlandes, und die davon abhängige fortschreitende Entwickelung unsers Instituts, leiten unwillkührlich auf die Hindernisse, die ein gröſserer Umfang (die anwachsende Zahl der Mitarbeiter) der Ausführung eines ernsten wissen- schaftlichen Unternehmens scheinbar entgegenstellen. Der Hauptzweck des Vereins (Sie haben es selbst an ihrem Stiftungstage ausgesprochen) bestehet nicht, wie in andern Akademieen, die eine geschlossene Einheit bilden, in gegenseitiger Mittheilung von Abhandlungen, in zahlreichen Vorlesungen, die alle zum Drucke bestimmt, nach mehr als Jahresfrist in eignen Sammlungen erscheinen. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft ist die persönliche Annäherung derer, welche dasselbe Feld der Wissen- schaften bearbeiten; die mündliche und darum mehr anregende Auswech- selung von Ideen, sie mögen sich als Thatsachen, Meinungen oder Zwei- fel darstellen; die Gründung freundschaftlicher Verhältnisse, welche den Wissenschaften Licht, dem Leben heitre Anmuth, den Sitten Duldsam- keit und Milde gewähren.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Rede, gehalten bei der Eröffnung der Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Berlin, am 18ten September 1828. Berlin, 1828, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versammlung_1828/5>, abgerufen am 03.12.2024.