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Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206.

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Besteigung des Chimborazo.
Alpengräser (in 1600 und 2000 Toisen Höhe) herrscht,
schwankt bei Tage zwischen 4° und 16° Ct., bei Nacht
zwischen 0° und 10°. Die mittlere Temperatur des
ganzen Jahres scheint für die Höhe von 1800 Toisen
nach der von mir in der Nähe des Aequators gesam-
melten Beobachtungen, ohngefähr 9° zu sein.* In
dem Flachlande der temperirten Zone ist dies die
mittlere Temperatur des nördlichen Deutschlands, z. B.
von Lüneburg (Breite 53° 15'), wo aber die Wärme-
vertheilung unter die einzelnen Monate (das wich-
tigste Element zur Bestimmung des Vegetationscha-
rakters einer Gegend) so ungleich ist, dass der
Februar 1°,8 der Julius +18° mittlerer Wärme hat.

Mein Plan war, in der schönen ganz ebenen Gras-
flur von Sisgun eine trigonometrische Operation an-
zustellen. Ich hatte mich dazu vorbereitet, dort eine
Standlinie zu messen. Die Höhenwinkel wären sehr
beträchtlich ausgefallen, da man dem Gipfel des
Chimborazo nahe ist. Es blieb nur noch eine senk-
rechte Höhe von weniger als 8400 Fuss (eine Höhe,
wie der Canigou in den Pyreneen) zu bestimmen übrig.
Bei der ungeheuren Masse der einzelnen Berge in der
Andeskette ist doch jede Bestimmung der Höhe über der
Meeresfläche aus einer barometrischen und trigonome-
trischen zusammengesetzt. Ich hatte den Sextanten
und andere Messinstrumente vergeblich mitgenommen.
Der Gipfel des Chimborazo blieb in dichtem Nebel ge-
hüllt. Aus der Hochebene von Sisgun steigt man ziem-
lich steil bis zu einem kleinen Alpensee (Laguna de
Yana-Coche) an. Bis dahin war ich auf dem Maulthiere

* Alle Temperaturen sind in diesem Aufsatze nach Graden des
hunderttheiligen Thermometers ausgedrückt.

Besteigung des Chimborazo.
Alpengräser (in 1600 und 2000 Toisen Höhe) herrscht,
schwankt bei Tage zwischen 4° und 16° Ct., bei Nacht
zwischen 0° und 10°. Die mittlere Temperatur des
ganzen Jahres scheint für die Höhe von 1800 Toisen
nach der von mir in der Nähe des Aequators gesam-
melten Beobachtungen, ohngefähr 9° zu sein.* In
dem Flachlande der temperirten Zone ist dies die
mittlere Temperatur des nördlichen Deutschlands, z. B.
von Lüneburg (Breite 53° 15′), wo aber die Wärme-
vertheilung unter die einzelnen Monate (das wich-
tigste Element zur Bestimmung des Vegetationscha-
rakters einer Gegend) so ungleich ist, dass der
Februar −1°,8 der Julius +18° mittlerer Wärme hat.

Mein Plan war, in der schönen ganz ebenen Gras-
flur von Sisgun eine trigonometrische Operation an-
zustellen. Ich hatte mich dazu vorbereitet, dort eine
Standlinie zu messen. Die Höhenwinkel wären sehr
beträchtlich ausgefallen, da man dem Gipfel des
Chimborazo nahe ist. Es blieb nur noch eine senk-
rechte Höhe von weniger als 8400 Fuss (eine Höhe,
wie der Canigou in den Pyreneen) zu bestimmen übrig.
Bei der ungeheuren Masse der einzelnen Berge in der
Andeskette ist doch jede Bestimmung der Höhe über der
Meeresfläche aus einer barometrischen und trigonome-
trischen zusammengesetzt. Ich hatte den Sextanten
und andere Messinstrumente vergeblich mitgenommen.
Der Gipfel des Chimborazo blieb in dichtem Nebel ge-
hüllt. Aus der Hochebene von Sisgun steigt man ziem-
lich steil bis zu einem kleinen Alpensee (Laguna de
Yana-Coche) an. Bis dahin war ich auf dem Maulthiere

* Alle Temperaturen sind in diesem Aufsatze nach Graden des
hunderttheiligen Thermometers ausgedrückt.
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[186/0013] Besteigung des Chimborazo. Alpengräser (in 1600 und 2000 Toisen Höhe) herrscht, schwankt bei Tage zwischen 4° und 16° Ct., bei Nacht zwischen 0° und 10°. Die mittlere Temperatur des ganzen Jahres scheint für die Höhe von 1800 Toisen nach der von mir in der Nähe des Aequators gesam- melten Beobachtungen, ohngefähr 9° zu sein. * In dem Flachlande der temperirten Zone ist dies die mittlere Temperatur des nördlichen Deutschlands, z. B. von Lüneburg (Breite 53° 15′), wo aber die Wärme- vertheilung unter die einzelnen Monate (das wich- tigste Element zur Bestimmung des Vegetationscha- rakters einer Gegend) so ungleich ist, dass der Februar −1°,8 der Julius +18° mittlerer Wärme hat. Mein Plan war, in der schönen ganz ebenen Gras- flur von Sisgun eine trigonometrische Operation an- zustellen. Ich hatte mich dazu vorbereitet, dort eine Standlinie zu messen. Die Höhenwinkel wären sehr beträchtlich ausgefallen, da man dem Gipfel des Chimborazo nahe ist. Es blieb nur noch eine senk- rechte Höhe von weniger als 8400 Fuss (eine Höhe, wie der Canigou in den Pyreneen) zu bestimmen übrig. Bei der ungeheuren Masse der einzelnen Berge in der Andeskette ist doch jede Bestimmung der Höhe über der Meeresfläche aus einer barometrischen und trigonome- trischen zusammengesetzt. Ich hatte den Sextanten und andere Messinstrumente vergeblich mitgenommen. Der Gipfel des Chimborazo blieb in dichtem Nebel ge- hüllt. Aus der Hochebene von Sisgun steigt man ziem- lich steil bis zu einem kleinen Alpensee (Laguna de Yana-Coche) an. Bis dahin war ich auf dem Maulthiere * Alle Temperaturen sind in diesem Aufsatze nach Graden des hunderttheiligen Thermometers ausgedrückt.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber zwei Versuche den Chimborazo zu besteigen. In: Jahrbuch für 1837. Herausgegeben von H. C. Schumacher. Stuttgart und Tübingen, 1837, S. 176-206, hier S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_versuche_1837/13>, abgerufen am 21.11.2024.