Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Vorwort. In: Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java. Bd. 1. Berlin, 1836, S. [III]-X

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite

der Stoff gleichsam die Form beherrscht und hervorruft, wo An-
muth der Sprache sich aus dem Gedanken, wie aus des Geistes
zartester Blüthe, entfaltet, da wird die Trennung, welche jenes
Vorurtheil bezeichnet, leicht gehoben. Wenn nicht alle meine
Hoffnungen mich täuschen, so muss das vorliegende Werk, indem
es den Ideenkreis so mächtig erweitert, und in dem Organismus
der Sprache gleichsam das geistige Geschick der Völker deuten
lehrt, den Leser mit einem aufrichtenden, die Menschheit ehren-
den Glauben durchdringen. Es muss die Überzeugung darbieten,
dass eine gewisse Grösse in der Behandlung eines Gegenstandes
nicht aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vorzugsweise aus
der Grösse des Charakters, aus einem freien, von der Gegenwart
nie beschränkten Sinne und den unergründeten Tiefen der Ge-
fühle entspringt.


Alexander v. Humboldt.

der Stoff gleichsam die Form beherrscht und hervorruft, wo An-
muth der Sprache sich aus dem Gedanken, wie aus des Geistes
zartester Blüthe, entfaltet, da wird die Trennung, welche jenes
Vorurtheil bezeichnet, leicht gehoben. Wenn nicht alle meine
Hoffnungen mich täuschen, so muſs das vorliegende Werk, indem
es den Ideenkreis so mächtig erweitert, und in dem Organismus
der Sprache gleichsam das geistige Geschick der Völker deuten
lehrt, den Leser mit einem aufrichtenden, die Menschheit ehren-
den Glauben durchdringen. Es muſs die Überzeugung darbieten,
daſs eine gewisse Gröſse in der Behandlung eines Gegenstandes
nicht aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vorzugsweise aus
der Gröſse des Charakters, aus einem freien, von der Gegenwart
nie beschränkten Sinne und den unergründeten Tiefen der Ge-
fühle entspringt.


Alexander v. Humboldt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0008" n="X"/>
der Stoff gleichsam die Form beherrscht und hervorruft, wo An-<lb/>
muth der Sprache sich aus dem Gedanken, wie aus des Geistes<lb/>
zartester Blüthe, entfaltet, da wird die Trennung, welche jenes<lb/>
Vorurtheil bezeichnet, leicht gehoben. Wenn nicht alle meine<lb/>
Hoffnungen mich täuschen, so mu&#x017F;s das vorliegende Werk, indem<lb/>
es den Ideenkreis so mächtig erweitert, und in dem Organismus<lb/>
der Sprache gleichsam das geistige Geschick der Völker deuten<lb/>
lehrt, den Leser mit einem aufrichtenden, die Menschheit ehren-<lb/>
den Glauben durchdringen. Es mu&#x017F;s die Überzeugung darbieten,<lb/>
da&#x017F;s eine gewisse Grö&#x017F;se in der Behandlung eines Gegenstandes<lb/>
nicht aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vorzugsweise aus<lb/>
der Grö&#x017F;se des Charakters, aus einem freien, von der Gegenwart<lb/>
nie beschränkten Sinne und den unergründeten Tiefen der Ge-<lb/>
fühle entspringt.</p><lb/>
        <dateline>Berlin, im März 1836.</dateline><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#i">Alexander v. Humboldt.</hi> </hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[X/0008] der Stoff gleichsam die Form beherrscht und hervorruft, wo An- muth der Sprache sich aus dem Gedanken, wie aus des Geistes zartester Blüthe, entfaltet, da wird die Trennung, welche jenes Vorurtheil bezeichnet, leicht gehoben. Wenn nicht alle meine Hoffnungen mich täuschen, so muſs das vorliegende Werk, indem es den Ideenkreis so mächtig erweitert, und in dem Organismus der Sprache gleichsam das geistige Geschick der Völker deuten lehrt, den Leser mit einem aufrichtenden, die Menschheit ehren- den Glauben durchdringen. Es muſs die Überzeugung darbieten, daſs eine gewisse Gröſse in der Behandlung eines Gegenstandes nicht aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vorzugsweise aus der Gröſse des Charakters, aus einem freien, von der Gegenwart nie beschränkten Sinne und den unergründeten Tiefen der Ge- fühle entspringt. Berlin, im März 1836. Alexander v. Humboldt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836/8
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort. In: Humboldt, Wilhelm von: Über die Kawi-Sprache auf der Insel Java. Bd. 1. Berlin, 1836, S. [III]-X, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1836/8>, abgerufen am 23.11.2024.