Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

Bild:
<< vorherige Seite

dort nördlich über die Bergkette an den Canno Anocapra
führt, einen Zufluss des Paraguamusi, mittels dessen man
aus dem Bassin des Rio Branko in das des Caroni gelangt.
Man findet ausser dem eben genannten Thale der Ueber-
schwemmung noch andere grosse Seen zwischen dem Rio
Xurumu und der Parime 1. Eine dieser Buchten ist ein
Zufluss des Takutu und die andere des Uraricuera. Selbst
am Fusse des Pacarainagebirges sind die Flüsse grossen
periodischen Ueberschwemmungen unterworfen, und der
See Amucu, von welchem weiterhin die Rede sein wird,
bietet gerade diesen Charakter der Lage am Anfange der
Ebenen. Die spanischen Missionen Santa Rosa und San
Bauptista de Caudacaela oder Cayacaya, gegründet in den
Jahren 1770 und 1773 von dem Gouverneur Don Manuel
Centurion, wurden noch vor dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts zerstört und seit dieser Zeit ist kein neuer Ver-
such gemacht worden, von dem Bassin des Caroni nach
dem südlichen Abhang der Pacarainagebirge vorzudringen.

Das östlich von dem Thal des Rio Branko gelegene
Terrain allein hat in den letztern Jahren zu glücklichen

1 Die Portugiesen nennen bald den ganzen Rio Branko Rio Pari-
me, bald beschränken sie diese Benennung auf den einzigen Zufluss
Uraricuera, etwas unterhalb des Canno Mayari und oberhalb der alten
Mission San Antonio. Da die Wörter Paragua und Parime zugleich
Wasser, grosses Wasser, See und Meer bedeuten, so darf man sich
nicht wundern, dieselben bei den Omaguas am obern Maragnon, bei
den westlichen Guaranis und bei den Karaiben, folglich bei den am
weitesten von einander wohnenden Völkern so oft wiederholt zu finden.
Unter allen Zonen heissen die grossen Flüsse bei den Uferbewohnern
der Fluss, ohne andre besondre Bezeichnung. Paragua, ein Zweig
des Caroni, ist auch der Name, welchen die Eingebornen dem obern
Orinoko geben. Der Name Orinoku ist tamanaquisch und Diego de Or-
daz hörte ihn zum erstenmal im Jahre 1531 aussprechen, als er bis an
die Mündung des Meta hinauffuhr.

dort nördlich über die Bergkette an den Caño Anocapra
führt, einen Zufluss des Paraguamusi, mittels dessen man
aus dem Bassin des Rio Branko in das des Caroni gelangt.
Man findet ausser dem eben genannten Thale der Ueber-
schwemmung noch andere grosse Seen zwischen dem Rio
Xurumu und der Parime 1. Eine dieser Buchten ist ein
Zufluss des Takutu und die andere des Uraricuera. Selbst
am Fusse des Pacarainagebirges sind die Flüsse grossen
periodischen Ueberschwemmungen unterworfen, und der
See Amucu, von welchem weiterhin die Rede sein wird,
bietet gerade diesen Charakter der Lage am Anfange der
Ebenen. Die spanischen Missionen Santa Rosa und San
Bauptista de Caudacaela oder Cayacaya, gegründet in den
Jahren 1770 und 1773 von dem Gouverneur Don Manuel
Centurion, wurden noch vor dem Ende des vorigen Jahr-
hunderts zerstört und seit dieser Zeit ist kein neuer Ver-
such gemacht worden, von dem Bassin des Caroni nach
dem südlichen Abhang der Pacarainagebirge vorzudringen.

Das östlich von dem Thal des Rio Branko gelegene
Terrain allein hat in den letztern Jahren zu glücklichen

1 Die Portugiesen nennen bald den ganzen Rio Branko Rio Pari-
me, bald beschränken sie diese Benennung auf den einzigen Zufluss
Uraricuera, etwas unterhalb des Caño Mayari und oberhalb der alten
Mission San Antonio. Da die Wörter Paragua und Parime zugleich
Wasser, grosses Wasser, See und Meer bedeuten, so darf man sich
nicht wundern, dieselben bei den Omaguas am obern Maragnon, bei
den westlichen Guaranis und bei den Karaiben, folglich bei den am
weitesten von einander wohnenden Völkern so oft wiederholt zu finden.
Unter allen Zonen heissen die grossen Flüsse bei den Uferbewohnern
der Fluss, ohne andre besondre Bezeichnung. Paragua, ein Zweig
des Caroni, ist auch der Name, welchen die Eingebornen dem obern
Orinoko geben. Der Name Orinoku ist tamanaquisch und Diego de Or-
daz hörte ihn zum erstenmal im Jahre 1531 aussprechen, als er bis an
die Mündung des Meta hinauffuhr.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0039" n="27"/>
dort nördlich über die Bergkette an den Caño Anocapra<lb/>
führt, einen Zufluss des Paraguamusi, mittels dessen man<lb/>
aus dem Bassin des Rio Branko in das des Caroni gelangt.<lb/>
Man findet ausser dem eben genannten Thale der Ueber-<lb/>
schwemmung noch andere grosse Seen zwischen dem Rio<lb/>
Xurumu und der Parime <note place="foot" n="1">Die Portugiesen nennen bald den ganzen Rio Branko Rio Pari-<lb/>
me, bald beschränken sie diese Benennung auf den einzigen Zufluss<lb/>
Uraricuera, etwas unterhalb des Caño Mayari und oberhalb der alten<lb/>
Mission San Antonio. Da die Wörter Paragua und Parime zugleich<lb/>
Wasser, grosses Wasser, See und Meer bedeuten, so darf man sich<lb/>
nicht wundern, dieselben bei den Omaguas am obern Maragnon, bei<lb/>
den westlichen Guaranis und bei den Karaiben, folglich bei den am<lb/>
weitesten von einander wohnenden Völkern so oft wiederholt zu finden.<lb/>
Unter allen Zonen heissen die grossen Flüsse bei den Uferbewohnern<lb/>
der Fluss, ohne andre besondre Bezeichnung. Paragua, ein Zweig<lb/>
des Caroni, ist auch der Name, welchen die Eingebornen dem obern<lb/>
Orinoko geben. Der Name Orinoku ist tamanaquisch und Diego de Or-<lb/>
daz hörte ihn zum erstenmal im Jahre 1531 aussprechen, als er bis an<lb/>
die Mündung des Meta hinauffuhr.</note>. Eine dieser Buchten ist ein<lb/>
Zufluss des Takutu und die andere des Uraricuera. Selbst<lb/>
am Fusse des Pacarainagebirges sind die Flüsse grossen<lb/>
periodischen Ueberschwemmungen unterworfen, und der<lb/>
See Amucu, von welchem weiterhin die Rede sein wird,<lb/>
bietet gerade diesen Charakter der Lage am Anfange der<lb/>
Ebenen. Die spanischen Missionen Santa Rosa und San<lb/>
Bauptista de Caudacaela oder Cayacaya, gegründet in den<lb/>
Jahren 1770 und 1773 von dem Gouverneur Don Manuel<lb/>
Centurion, wurden noch vor dem Ende des vorigen Jahr-<lb/>
hunderts zerstört und seit dieser Zeit ist kein neuer Ver-<lb/>
such gemacht worden, von dem Bassin des Caroni nach<lb/>
dem südlichen Abhang der Pacarainagebirge vorzudringen.</p><lb/>
        <p>Das östlich von dem Thal des Rio Branko gelegene<lb/>
Terrain allein hat in den letztern Jahren zu glücklichen</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0039] dort nördlich über die Bergkette an den Caño Anocapra führt, einen Zufluss des Paraguamusi, mittels dessen man aus dem Bassin des Rio Branko in das des Caroni gelangt. Man findet ausser dem eben genannten Thale der Ueber- schwemmung noch andere grosse Seen zwischen dem Rio Xurumu und der Parime 1. Eine dieser Buchten ist ein Zufluss des Takutu und die andere des Uraricuera. Selbst am Fusse des Pacarainagebirges sind die Flüsse grossen periodischen Ueberschwemmungen unterworfen, und der See Amucu, von welchem weiterhin die Rede sein wird, bietet gerade diesen Charakter der Lage am Anfange der Ebenen. Die spanischen Missionen Santa Rosa und San Bauptista de Caudacaela oder Cayacaya, gegründet in den Jahren 1770 und 1773 von dem Gouverneur Don Manuel Centurion, wurden noch vor dem Ende des vorigen Jahr- hunderts zerstört und seit dieser Zeit ist kein neuer Ver- such gemacht worden, von dem Bassin des Caroni nach dem südlichen Abhang der Pacarainagebirge vorzudringen. Das östlich von dem Thal des Rio Branko gelegene Terrain allein hat in den letztern Jahren zu glücklichen 1 Die Portugiesen nennen bald den ganzen Rio Branko Rio Pari- me, bald beschränken sie diese Benennung auf den einzigen Zufluss Uraricuera, etwas unterhalb des Caño Mayari und oberhalb der alten Mission San Antonio. Da die Wörter Paragua und Parime zugleich Wasser, grosses Wasser, See und Meer bedeuten, so darf man sich nicht wundern, dieselben bei den Omaguas am obern Maragnon, bei den westlichen Guaranis und bei den Karaiben, folglich bei den am weitesten von einander wohnenden Völkern so oft wiederholt zu finden. Unter allen Zonen heissen die grossen Flüsse bei den Uferbewohnern der Fluss, ohne andre besondre Bezeichnung. Paragua, ein Zweig des Caroni, ist auch der Name, welchen die Eingebornen dem obern Orinoko geben. Der Name Orinoku ist tamanaquisch und Diego de Or- daz hörte ihn zum erstenmal im Jahre 1531 aussprechen, als er bis an die Mündung des Meta hinauffuhr.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/39
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/39>, abgerufen am 03.12.2024.