Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander v. Humboldt. In: Humboldt, Wilhelm von: Sonette. Berlin, 1853, S. [III]-XVI.meines Bruders, das erst seit wenigen Monaten in "Ueber das Verhältniß der Religion und der "Ein Mensch hat moralische Bildung, wenn die "Die Grundquelle der Sittlichkeit ist nicht das Ge- "Gefühle und Grundsätze sind aber sehr verschieden meines Bruders, das erſt ſeit wenigen Monaten in „Ueber das Verhältniß der Religion und der „Ein Menſch hat moraliſche Bildung, wenn die „Die Grundquelle der Sittlichkeit iſt nicht das Ge- „Gefühle und Grundſätze ſind aber ſehr verſchieden <TEI> <text> <body> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0010" n="IX"/> meines Bruders, das erſt ſeit wenigen Monaten in<lb/> meine Hände gekommen iſt, kann vielleicht auf ein<lb/> gleiches Jntereſſe Anſpruch machen, da es in ernſter<lb/> Einfachheit und Würde den Jdeen und Gefühlen<lb/> eine ähnliche Färbung giebt. Es iſt daſſelbe vor dem<lb/> Jahre 1824 niedergeſchrieben. Um es der Oeffent-<lb/> lichkeit nicht zu entziehen und da die <hi rendition="#g">geſammelten<lb/> Werke</hi> mit dem 7ten Bande geſchloſſen ſind, laſſe<lb/> ich es hier folgen:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">„Ueber das Verhältniß der Religion und der<lb/> Poeſie zu der ſittlichen Bildung.“</hi> </hi> </p><lb/> <p>„Ein Menſch hat moraliſche Bildung, wenn die<lb/> Sittlichkeit in ihm zur Geſinnung geworden iſt.</p><lb/> <p>„Die Grundquelle der Sittlichkeit iſt nicht das Ge-<lb/> fühl im Allgemeinen, das den Menſchen ſehr irre leiten<lb/> könnte. Die Sittlichkeit beſteht vielmehr in der frei-<lb/> willigen Unterwerfung unter das Sittengeſetz, und be-<lb/> ruht alſo auf dem Grundſatz der Pflichtmäßigkeit.</p><lb/> <p>„Gefühle und Grundſätze ſind aber ſehr verſchieden<lb/> von einander. Gefühle haben nur dann wirklichen mo-<lb/> raliſchen Werth, wenn ſie auf Grundſätzen beruhen, und<lb/> in Empfindung übergegangene Grundſätze ſind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [IX/0010]
meines Bruders, das erſt ſeit wenigen Monaten in
meine Hände gekommen iſt, kann vielleicht auf ein
gleiches Jntereſſe Anſpruch machen, da es in ernſter
Einfachheit und Würde den Jdeen und Gefühlen
eine ähnliche Färbung giebt. Es iſt daſſelbe vor dem
Jahre 1824 niedergeſchrieben. Um es der Oeffent-
lichkeit nicht zu entziehen und da die geſammelten
Werke mit dem 7ten Bande geſchloſſen ſind, laſſe
ich es hier folgen:
„Ueber das Verhältniß der Religion und der
Poeſie zu der ſittlichen Bildung.“
„Ein Menſch hat moraliſche Bildung, wenn die
Sittlichkeit in ihm zur Geſinnung geworden iſt.
„Die Grundquelle der Sittlichkeit iſt nicht das Ge-
fühl im Allgemeinen, das den Menſchen ſehr irre leiten
könnte. Die Sittlichkeit beſteht vielmehr in der frei-
willigen Unterwerfung unter das Sittengeſetz, und be-
ruht alſo auf dem Grundſatz der Pflichtmäßigkeit.
„Gefühle und Grundſätze ſind aber ſehr verſchieden
von einander. Gefühle haben nur dann wirklichen mo-
raliſchen Werth, wenn ſie auf Grundſätzen beruhen, und
in Empfindung übergegangene Grundſätze ſind.
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