Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272.

Bild:
<< vorherige Seite

1. A. v. Humboldt.
erste- und einzigemal ist daß ich etwas von Dir
lese, obgleich ich überzeugt bin daß Du mir oft
geschrieben hast. Auch von meinem Bruder habe
ich, seit meiner Abreise aus Corunua, höchstens
5 bis 6 Briefe innerhalb vier Jahre bekommen.
Es scheint als wenn ein feindlicher Unstern, mehr
in Absicht der Briefe, als der Schiffe, hier über
uns waltet. Doch ich will nicht klagen, da mir
nun bald die Freude bevorsteht, Euch alle wie-
der zu umarmen. - -

Wir haben schon über zehn- oder zwölfmal
große Sendungen frischer Sämereien von hier
abgeschickt: an den Botanischen Garten in Ma-
drid, wo Cavanilles, wie ich sehe, in den Ana-
les de Historia natural
bereits einige neue
Spezies aus diesen Samen beschrieben hat; an
den Garten in Paris; und, über Trinidad, an
Sir Josef Banks in London. Allein, denke da-
rum nicht, daß mein Reichthum erschöpft sei,
oder daß ich Berlin vergessen werde. Jch be-
sitze eine ausgezeichnete Sammlung, die ich zu
Quito, zu Loxa, am Amazonenfluße bei Jaen,
auf den Anden von Peru, und auf dem Wege
von Akapulko nach Chilpensingo und Mexiko,
zusammengebracht habe. Diesen Schatz will ich
nicht dem Zufall der Posten, die unglaublich
nachläßig sind, anvertrauen; sondern, da ich nun

1. A. v. Humboldt.
erſte- und einzigemal iſt daß ich etwas von Dir
leſe, obgleich ich uͤberzeugt bin daß Du mir oft
geſchrieben haſt. Auch von meinem Bruder habe
ich, ſeit meiner Abreiſe aus Corunua, hoͤchſtens
5 bis 6 Briefe innerhalb vier Jahre bekommen.
Es ſcheint als wenn ein feindlicher Unſtern, mehr
in Abſicht der Briefe, als der Schiffe, hier uͤber
uns waltet. Doch ich will nicht klagen, da mir
nun bald die Freude bevorſteht, Euch alle wie-
der zu umarmen. – –

Wir haben ſchon uͤber zehn- oder zwoͤlfmal
große Sendungen friſcher Saͤmereien von hier
abgeſchickt: an den Botaniſchen Garten in Ma-
drid, wo Cavanilles, wie ich ſehe, in den Ana-
les de Hiſtoria natural
bereits einige neue
Spezies aus dieſen Samen beſchrieben hat; an
den Garten in Paris; und, uͤber Trinidad, an
Sir Joſef Banks in London. Allein, denke da-
rum nicht, daß mein Reichthum erſchoͤpft ſei,
oder daß ich Berlin vergeſſen werde. Jch be-
ſitze eine ausgezeichnete Sammlung, die ich zu
Quito, zu Loxa, am Amazonenfluße bei Jaen,
auf den Anden von Peru, und auf dem Wege
von Akapulko nach Chilpenſingo und Mexiko,
zuſammengebracht habe. Dieſen Schatz will ich
nicht dem Zufall der Poſten, die unglaublich
nachlaͤßig ſind, anvertrauen; ſondern, da ich nun

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="269"/><fw type="header" place="top">1. A. v. Humboldt.</fw><lb/>
er&#x017F;te- und einzigemal i&#x017F;t daß ich etwas von Dir<lb/>
le&#x017F;e, obgleich ich u&#x0364;berzeugt bin daß Du mir oft<lb/>
ge&#x017F;chrieben ha&#x017F;t. Auch von meinem Bruder habe<lb/>
ich, &#x017F;eit meiner Abrei&#x017F;e aus Corunua, ho&#x0364;ch&#x017F;tens<lb/>
5 bis 6 Briefe innerhalb vier Jahre bekommen.<lb/>
Es &#x017F;cheint als wenn ein feindlicher Un&#x017F;tern, mehr<lb/>
in Ab&#x017F;icht der Briefe, als der Schiffe, hier u&#x0364;ber<lb/>
uns waltet. Doch ich will nicht klagen, da mir<lb/>
nun bald die Freude bevor&#x017F;teht, Euch alle wie-<lb/>
der zu umarmen. &#x2013; &#x2013;</p><lb/>
        <p>Wir haben &#x017F;chon u&#x0364;ber zehn- oder zwo&#x0364;lfmal<lb/>
große Sendungen fri&#x017F;cher Sa&#x0364;mereien von hier<lb/>
abge&#x017F;chickt: an den Botani&#x017F;chen Garten in Ma-<lb/>
drid, wo Cavanilles, wie ich &#x017F;ehe, in den <hi rendition="#aq">Ana-<lb/>
les de Hi&#x017F;toria natural</hi> bereits einige neue<lb/>
Spezies aus die&#x017F;en Samen be&#x017F;chrieben hat; an<lb/>
den Garten in Paris; und, u&#x0364;ber Trinidad, an<lb/>
Sir Jo&#x017F;ef Banks in London. Allein, denke da-<lb/>
rum nicht, daß mein Reichthum er&#x017F;cho&#x0364;pft &#x017F;ei,<lb/>
oder daß ich Berlin verge&#x017F;&#x017F;en werde. Jch be-<lb/>
&#x017F;itze eine ausgezeichnete Sammlung, die ich zu<lb/>
Quito, zu Loxa, am Amazonenfluße bei Jaen,<lb/>
auf den Anden von Peru, und auf dem Wege<lb/>
von Akapulko nach Chilpen&#x017F;ingo und Mexiko,<lb/>
zu&#x017F;ammengebracht habe. Die&#x017F;en Schatz will ich<lb/>
nicht dem Zufall der Po&#x017F;ten, die unglaublich<lb/>
nachla&#x0364;ßig &#x017F;ind, anvertrauen; &#x017F;ondern, da ich nun<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0031] 1. A. v. Humboldt. erſte- und einzigemal iſt daß ich etwas von Dir leſe, obgleich ich uͤberzeugt bin daß Du mir oft geſchrieben haſt. Auch von meinem Bruder habe ich, ſeit meiner Abreiſe aus Corunua, hoͤchſtens 5 bis 6 Briefe innerhalb vier Jahre bekommen. Es ſcheint als wenn ein feindlicher Unſtern, mehr in Abſicht der Briefe, als der Schiffe, hier uͤber uns waltet. Doch ich will nicht klagen, da mir nun bald die Freude bevorſteht, Euch alle wie- der zu umarmen. – – Wir haben ſchon uͤber zehn- oder zwoͤlfmal große Sendungen friſcher Saͤmereien von hier abgeſchickt: an den Botaniſchen Garten in Ma- drid, wo Cavanilles, wie ich ſehe, in den Ana- les de Hiſtoria natural bereits einige neue Spezies aus dieſen Samen beſchrieben hat; an den Garten in Paris; und, uͤber Trinidad, an Sir Joſef Banks in London. Allein, denke da- rum nicht, daß mein Reichthum erſchoͤpft ſei, oder daß ich Berlin vergeſſen werde. Jch be- ſitze eine ausgezeichnete Sammlung, die ich zu Quito, zu Loxa, am Amazonenfluße bei Jaen, auf den Anden von Peru, und auf dem Wege von Akapulko nach Chilpenſingo und Mexiko, zuſammengebracht habe. Dieſen Schatz will ich nicht dem Zufall der Poſten, die unglaublich nachlaͤßig ſind, anvertrauen; ſondern, da ich nun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803/31
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272, hier S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803/31>, abgerufen am 21.11.2024.