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Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161.

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A. v. Humboldt, über den neuesten Zustand
Flusses Napipi und dem Golf von Cupica, zu niedrigen, wenige
hundert Fuß hohen Hügeln herabgesunken ist, erhebt sie sich von
Neuem in der Landenge von Panama zu 600 Fuß Höhe, und
wird allmählig breiter in den Cordilleren von Veragua und Sala-
manca. Wenn es gegründet ist, daß die Berge, welche an der
nordwestlichen Gränze des Freistaates von Colombia unter dem
Namen Silla de Veragua und Castillo del Choco (etwa in dem
Meridian der Boca del Toro und der Laguna Chiriqui) in einer
Entfernung von 36 Seemeilen*) sichtbar sind, so müssen ihre
Gipfel, nach den gewöhnlichsten Gesetzen der Stralenbrechung be-
rechnet, die Höhe von 1400 T. erreichen. Seitdem die Andes-Kette
in Mittel-Amerika eintritt, bleibt sie stets den Küsten des
stillen Meeres nah, und von dem Golfe von Nicoya an bis gegen
Soconusco hin, zwischen 9°1/2 und 16° Breite fängt die lange
von Reihe Vulkanen an, die gewöhnlich isolirt stehen, von denen
aber auch einige mit den Voralpen zusammenhängen.

Folgende Ansicht habe ich mir von den geognostischen Verhältnis-
sen dieses Landes verschafft.

Die Vulkan-Reihe von Mittel-Amerika hat sich (Br. 11° --
16°) zwischen den Urgebirgen von Veragua und Oaxaca erhoben.
Durch Gneuß-Glimmerschiefer von Veragua hängen sie mit der
westlichen Kette von Neu-Grenada; durch Granit-Gneuß von
Oaxada hängen sie mit dem mexiko'schen Landrücken zusammen,
eine Verbindung, welche nicht die Vulkan-Reihe selbst (meist isolirt
stehende Kegelberge), sondern das umherliegende mitgehobene Ge-
birgsland bewährt. Erläuternde Nachrichten über die Lage der
Feuerberge von Guatemala habe ich auf dem Meere, während der
Schifffahrt von Lima nach Acapulco, aus spanischen Manuskript-
Karten von John Morabda und andern Seefahrern gesammelt.
Die meisten derselben sind von Bauza mit der ihm eigenen Ge-
nauigkeit in der Carta esferica del Mar de las Antillas (1805)
und in der Carta esf. desde el Golfo Dulce hasta San Blas
(1822) eingetragen, doch bemerkt Leopold von Buch sehr richtig
in seinem klassischen Werke über die kanarischen Jnseln (1825
S. 406-409), daß William Furnel, Dampier's Obersteuermann,
bereits einen großen Theil dessen, was wir bis jetzt über diese

*) Purdy, Colombian Navigator p. 134.

A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand
Fluſſes Napipi und dem Golf von Cupica, zu niedrigen, wenige
hundert Fuß hohen Huͤgeln herabgeſunken iſt, erhebt ſie ſich von
Neuem in der Landenge von Panama zu 600 Fuß Hoͤhe, und
wird allmaͤhlig breiter in den Cordillèren von Veragua und Sala-
manca. Wenn es gegruͤndet iſt, daß die Berge, welche an der
nordweſtlichen Graͤnze des Freiſtaates von Colombia unter dem
Namen Silla de Veragua und Caſtillo del Choco (etwa in dem
Meridian der Boca del Toro und der Laguna Chiriqui) in einer
Entfernung von 36 Seemeilen*) ſichtbar ſind, ſo muͤſſen ihre
Gipfel, nach den gewoͤhnlichſten Geſetzen der Stralenbrechung be-
rechnet, die Hoͤhe von 1400 T. erreichen. Seitdem die Andes-Kette
in Mittel-Amerika eintritt, bleibt ſie ſtets den Kuͤſten des
ſtillen Meeres nah, und von dem Golfe von Nicoya an bis gegen
Soconusco hin, zwiſchen 9°½ und 16° Breite faͤngt die lange
von Reihe Vulkanen an, die gewoͤhnlich iſolirt ſtehen, von denen
aber auch einige mit den Voralpen zuſammenhaͤngen.

Folgende Anſicht habe ich mir von den geognoſtiſchen Verhaͤltniſ-
ſen dieſes Landes verſchafft.

Die Vulkan-Reihe von Mittel-Amerika hat ſich (Br. 11° —
16°) zwiſchen den Urgebirgen von Veragua und Oaxaca erhoben.
Durch Gneuß-Glimmerſchiefer von Veragua haͤngen ſie mit der
weſtlichen Kette von Neu-Grenada; durch Granit-Gneuß von
Oaxada haͤngen ſie mit dem mexiko'ſchen Landruͤcken zuſammen,
eine Verbindung, welche nicht die Vulkan-Reihe ſelbſt (meiſt iſolirt
ſtehende Kegelberge), ſondern das umherliegende mitgehobene Ge-
birgsland bewaͤhrt. Erlaͤuternde Nachrichten uͤber die Lage der
Feuerberge von Guatemala habe ich auf dem Meere, waͤhrend der
Schifffahrt von Lima nach Acapulco, aus ſpaniſchen Manuſkript-
Karten von John Morabda und andern Seefahrern geſammelt.
Die meiſten derſelben ſind von Bauza mit der ihm eigenen Ge-
nauigkeit in der Carta esferica del Mar de las Antillas (1805)
und in der Carta esf. desde el Golfo Dulce hasta San Blas
(1822) eingetragen, doch bemerkt Leopold von Buch ſehr richtig
in ſeinem klaſſiſchen Werke uͤber die kanariſchen Jnſeln (1825
S. 406-409), daß William Furnel, Dampier's Oberſteuermann,
bereits einen großen Theil deſſen, was wir bis jetzt uͤber dieſe

*) Purdy, Colombian Navigator p. 134.
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[138/0010] A. v. Humboldt, uͤber den neueſten Zuſtand Fluſſes Napipi und dem Golf von Cupica, zu niedrigen, wenige hundert Fuß hohen Huͤgeln herabgeſunken iſt, erhebt ſie ſich von Neuem in der Landenge von Panama zu 600 Fuß Hoͤhe, und wird allmaͤhlig breiter in den Cordillèren von Veragua und Sala- manca. Wenn es gegruͤndet iſt, daß die Berge, welche an der nordweſtlichen Graͤnze des Freiſtaates von Colombia unter dem Namen Silla de Veragua und Caſtillo del Choco (etwa in dem Meridian der Boca del Toro und der Laguna Chiriqui) in einer Entfernung von 36 Seemeilen *) ſichtbar ſind, ſo muͤſſen ihre Gipfel, nach den gewoͤhnlichſten Geſetzen der Stralenbrechung be- rechnet, die Hoͤhe von 1400 T. erreichen. Seitdem die Andes-Kette in Mittel-Amerika eintritt, bleibt ſie ſtets den Kuͤſten des ſtillen Meeres nah, und von dem Golfe von Nicoya an bis gegen Soconusco hin, zwiſchen 9°½ und 16° Breite faͤngt die lange von Reihe Vulkanen an, die gewoͤhnlich iſolirt ſtehen, von denen aber auch einige mit den Voralpen zuſammenhaͤngen. Folgende Anſicht habe ich mir von den geognoſtiſchen Verhaͤltniſ- ſen dieſes Landes verſchafft. Die Vulkan-Reihe von Mittel-Amerika hat ſich (Br. 11° — 16°) zwiſchen den Urgebirgen von Veragua und Oaxaca erhoben. Durch Gneuß-Glimmerſchiefer von Veragua haͤngen ſie mit der weſtlichen Kette von Neu-Grenada; durch Granit-Gneuß von Oaxada haͤngen ſie mit dem mexiko'ſchen Landruͤcken zuſammen, eine Verbindung, welche nicht die Vulkan-Reihe ſelbſt (meiſt iſolirt ſtehende Kegelberge), ſondern das umherliegende mitgehobene Ge- birgsland bewaͤhrt. Erlaͤuternde Nachrichten uͤber die Lage der Feuerberge von Guatemala habe ich auf dem Meere, waͤhrend der Schifffahrt von Lima nach Acapulco, aus ſpaniſchen Manuſkript- Karten von John Morabda und andern Seefahrern geſammelt. Die meiſten derſelben ſind von Bauza mit der ihm eigenen Ge- nauigkeit in der Carta esferica del Mar de las Antillas (1805) und in der Carta esf. desde el Golfo Dulce hasta San Blas (1822) eingetragen, doch bemerkt Leopold von Buch ſehr richtig in ſeinem klaſſiſchen Werke uͤber die kanariſchen Jnſeln (1825 S. 406-409), daß William Furnel, Dampier's Oberſteuermann, bereits einen großen Theil deſſen, was wir bis jetzt uͤber dieſe *) Purdy, Colombian Navigator p. 134.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber den neusten Zustand des Freistaats von Centro-Amerika oder Guatemala. In: Herta, Bd. 6 (1826), S. 131-161, hier S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_zustand_1826/10>, abgerufen am 21.11.2024.