gränzenlosen Leichtgläubigkeit, welche blos das Un- glaublichste glaublich findet. Hiezu kam noch der hochmüthige Wahn der Jsraeliten, daß sie aus- schließlich das Volk Gottes, daß die ganze Erde, und sogar die Gestirne zu ihrem Dienste erschaffen, und daß alle übrigen Menschen verabscheuungswerthe Abgötter und Kinder des Teufels wären. Ein Volk, das seine Staatsverfassung selbst sich bildete, oder gebildet zu haben meint, hängt, trotz der großen Mängel und Schwächen derselben, fester daran, als ein anderes an einer noch so vollkom- menen Verfassung, welche fremde Willkühr ihm aufdrang. Wie im Politischen, so im Religiösen. Die Religionslehre und der Kultus der Juden gien- gen aus ihnen selbst hervor, oder wurden gar, wie sie wähnen, ihnen ausschließlich von Gott offenbart. Dies und die vorhin angedeuteten Verhältnisse sind die sehr natürlichen Ursachen, daß die Jsraeliten, selbst bei dem heftigsten äußern Druck fester und inniger als alle andern Sekten, die ein ihrer Volksthümlichkeit fremdes Religionsinstitut unter sich aufnahmen, an ihrem Glauben und Kirchen- dienst kleben, und sich nie mit einem andern Volke werden verschmelzen lassen.
Wir haben jetzt den Ursprung der religiösen Er- kenntnißquellen der Juden und ihre Werkzeuge zur Erlangung dieser Erkenntniß, nemlich die verschie- denen Zweige der Kabbala betrachtet, und gehen nunmehr zu dem nähern Jnhalte jener Quellen selbst über.
Von
graͤnzenloſen Leichtglaͤubigkeit, welche blos das Un- glaublichſte glaublich findet. Hiezu kam noch der hochmuͤthige Wahn der Jſraeliten, daß ſie aus- ſchließlich das Volk Gottes, daß die ganze Erde, und ſogar die Geſtirne zu ihrem Dienſte erſchaffen, und daß alle uͤbrigen Menſchen verabſcheuungswerthe Abgoͤtter und Kinder des Teufels waͤren. Ein Volk, das ſeine Staatsverfaſſung ſelbſt ſich bildete, oder gebildet zu haben meint, haͤngt, trotz der großen Maͤngel und Schwaͤchen derſelben, feſter daran, als ein anderes an einer noch ſo vollkom- menen Verfaſſung, welche fremde Willkuͤhr ihm aufdrang. Wie im Politiſchen, ſo im Religioͤſen. Die Religionslehre und der Kultus der Juden gien- gen aus ihnen ſelbſt hervor, oder wurden gar, wie ſie waͤhnen, ihnen ausſchließlich von Gott offenbart. Dies und die vorhin angedeuteten Verhaͤltniſſe ſind die ſehr natuͤrlichen Urſachen, daß die Jſraeliten, ſelbſt bei dem heftigſten aͤußern Druck feſter und inniger als alle andern Sekten, die ein ihrer Volksthuͤmlichkeit fremdes Religionsinſtitut unter ſich aufnahmen, an ihrem Glauben und Kirchen- dienſt kleben, und ſich nie mit einem andern Volke werden verſchmelzen laſſen.
Wir haben jetzt den Urſprung der religioͤſen Er- kenntnißquellen der Juden und ihre Werkzeuge zur Erlangung dieſer Erkenntniß, nemlich die verſchie- denen Zweige der Kabbala betrachtet, und gehen nunmehr zu dem naͤhern Jnhalte jener Quellen ſelbſt uͤber.
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graͤnzenloſen Leichtglaͤubigkeit, welche blos das Un-
glaublichſte glaublich findet. Hiezu kam noch der
hochmuͤthige Wahn der Jſraeliten, daß ſie aus-
ſchließlich das Volk Gottes, daß die ganze Erde,
und ſogar die Geſtirne zu ihrem Dienſte erſchaffen,
und daß alle uͤbrigen Menſchen verabſcheuungswerthe
Abgoͤtter und Kinder des Teufels waͤren. Ein
Volk, das ſeine Staatsverfaſſung ſelbſt ſich bildete,
oder gebildet zu haben meint, haͤngt, trotz der
großen Maͤngel und Schwaͤchen derſelben, feſter
daran, als ein anderes an einer noch ſo vollkom-
menen Verfaſſung, welche fremde Willkuͤhr ihm
aufdrang. Wie im Politiſchen, ſo im Religioͤſen.
Die Religionslehre und der Kultus der Juden gien-
gen aus ihnen ſelbſt hervor, oder wurden gar, wie
ſie waͤhnen, ihnen ausſchließlich von Gott offenbart.
Dies und die vorhin angedeuteten Verhaͤltniſſe ſind
die ſehr natuͤrlichen Urſachen, daß die Jſraeliten,
ſelbſt bei dem heftigſten aͤußern Druck feſter und
inniger als alle andern Sekten, die ein ihrer
Volksthuͤmlichkeit fremdes Religionsinſtitut unter
ſich aufnahmen, an ihrem Glauben und Kirchen-
dienſt kleben, und ſich nie mit einem andern Volke
werden verſchmelzen laſſen.
Wir haben jetzt den Urſprung der religioͤſen Er-
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/138>, abgerufen am 21.11.2024.
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