schen, quäckerischen, krüdnerischen, und wie sie alle heißen, denn diese haben -- nach meiner Ansicht -- sämtlich und in allen Stücken voll- kommen Recht. Daß ihre Wortführer über den wichtigen Punkt: welche unter den vielen Konfessionen und Kirchen die allein seligma- chende sey, noch immer sehr uneins sind, küm- mert mich nicht, da ich kein Theolog bin, und auch keiner seyn möchte, wenn ich gleich Bischof von Chur oder von Potsdam, oder gar Pabst zu Rom werden könnte. Seit achtzehn Jahr- hunderten beinahe hat man sich schon zur Ehre Gottes und aus lauter christlicher Liebe wegen jener wichtigen Frage gegenseitig verfolgt, ver- ketzert, verlästert, verdammt, gespießt, gerö- stet, gebraten und genothzüchtigt; fast auf al- len Seiten haben sich Märtyrer für die Wahr- heit ihres Glaubens gefunden, und daher wie- derhole ich voll inniger Überzeugung nochmal: jene christlichen, in Europa herrschenden, dul- denden und geduldeten Konfessionen und Kirchen
ſchen, quaͤckeriſchen, kruͤdneriſchen, und wie ſie alle heißen, denn dieſe haben — nach meiner Anſicht — ſaͤmtlich und in allen Stuͤcken voll- kommen Recht. Daß ihre Wortfuͤhrer uͤber den wichtigen Punkt: welche unter den vielen Konfeſſionen und Kirchen die allein ſeligma- chende ſey, noch immer ſehr uneins ſind, kuͤm- mert mich nicht, da ich kein Theolog bin, und auch keiner ſeyn moͤchte, wenn ich gleich Biſchof von Chur oder von Potsdam, oder gar Pabſt zu Rom werden koͤnnte. Seit achtzehn Jahr- hunderten beinahe hat man ſich ſchon zur Ehre Gottes und aus lauter chriſtlicher Liebe wegen jener wichtigen Frage gegenſeitig verfolgt, ver- ketzert, verlaͤſtert, verdammt, geſpießt, geroͤ- ſtet, gebraten und genothzuͤchtigt; faſt auf al- len Seiten haben ſich Maͤrtyrer fuͤr die Wahr- heit ihres Glaubens gefunden, und daher wie- derhole ich voll inniger Überzeugung nochmal: jene chriſtlichen, in Europa herrſchenden, dul- denden und geduldeten Konfeſſionen und Kirchen
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[IV/0022]
ſchen, quaͤckeriſchen, kruͤdneriſchen, und wie ſie
alle heißen, denn dieſe haben — nach meiner
Anſicht — ſaͤmtlich und in allen Stuͤcken voll-
kommen Recht. Daß ihre Wortfuͤhrer uͤber
den wichtigen Punkt: welche unter den vielen
Konfeſſionen und Kirchen die allein ſeligma-
chende ſey, noch immer ſehr uneins ſind, kuͤm-
mert mich nicht, da ich kein Theolog bin, und
auch keiner ſeyn moͤchte, wenn ich gleich Biſchof
von Chur oder von Potsdam, oder gar Pabſt
zu Rom werden koͤnnte. Seit achtzehn Jahr-
hunderten beinahe hat man ſich ſchon zur Ehre
Gottes und aus lauter chriſtlicher Liebe wegen
jener wichtigen Frage gegenſeitig verfolgt, ver-
ketzert, verlaͤſtert, verdammt, geſpießt, geroͤ-
ſtet, gebraten und genothzuͤchtigt; faſt auf al-
len Seiten haben ſich Maͤrtyrer fuͤr die Wahr-
heit ihres Glaubens gefunden, und daher wie-
derhole ich voll inniger Überzeugung nochmal:
jene chriſtlichen, in Europa herrſchenden, dul-
denden und geduldeten Konfeſſionen und Kirchen
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/22>, abgerufen am 21.11.2024.
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