Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

reizendste Leserin, wie Ehrn-Neumeister in seiner
Postille sich ausdrückt, -- elende Madensäcke!

"Der Rabbi Jsaak hat gesagt, daß ein Wurm
einem Todten eben so viel Schmerzen mache, wie
eine Nadel in dem Fleisch eines Lebenden *)." Das
ist freilich schlimm, und da ist Jsraels Kindern
nicht besser zu rathen, als daß sie sich sämmtlich
einbalsamiren lassen. Vielleicht verlören sie auch
dadurch nach ihrem Tode ihren Knoblauchgeruch,
und wir Christen kämen dann nicht in Versuchung,
nach dem Beispiele jenes französischen Bischofs **),
der Hölle vor dem Paradiese den Vorzug zu geben.

Die Lebenden müssen, ihres Orts, ihr Mög-
lichstes thun, um nicht die Todten zu ärgern. "Man

*) M. s. Berachoth, Schabbath und Sepher Chasidim.
**) Es war der sehr adelstolze Bischof Franz von
Clermont Tonnerre, ein Großoheim des jetzigen
Herzogs und Pairs gleiches Namens. Man machte
nach seinem Tode folgende Grabschrift auf ihn:
Ci git et repose humblement,
(De quoi tout le monde s'etonne,)
Dans un si petit monument
Monsieur de Tonnerre en personne.
On dit qu'entrant en Paradis
Il sut recau vaille que vaille,
Et qu'il en sortit par mepris
N' y trouvant que de la canaille.
M. s. d'Alembert Histoire des Membres
de l'Academie francaise, Tome II.

reizendſte Leſerin, wie Ehrn-Neumeiſter in ſeiner
Poſtille ſich ausdruͤckt, — elende Madenſaͤcke!

»Der Rabbi Jſaak hat geſagt, daß ein Wurm
einem Todten eben ſo viel Schmerzen mache, wie
eine Nadel in dem Fleiſch eines Lebenden *).« Das
iſt freilich ſchlimm, und da iſt Jſraels Kindern
nicht beſſer zu rathen, als daß ſie ſich ſaͤmmtlich
einbalſamiren laſſen. Vielleicht verloͤren ſie auch
dadurch nach ihrem Tode ihren Knoblauchgeruch,
und wir Chriſten kaͤmen dann nicht in Verſuchung,
nach dem Beiſpiele jenes franzoͤſiſchen Biſchofs **),
der Hoͤlle vor dem Paradieſe den Vorzug zu geben.

Die Lebenden muͤſſen, ihres Orts, ihr Moͤg-
lichſtes thun, um nicht die Todten zu aͤrgern. »Man

*) M. ſ. Berachoth, Schabbath und Sepher Chaſidim.
**) Es war der ſehr adelſtolze Biſchof Franz von
Clermont Tonnerre, ein Großoheim des jetzigen
Herzogs und Pairs gleiches Namens. Man machte
nach ſeinem Tode folgende Grabſchrift auf ihn:
Ci git et repose humblement,
(De quoi tout le monde s’étonne,)
Dans un si petit monument
Monsieur de Tonnerre en personne.
On dit qu’entrant en Paradis
Il ſut recû vaille que vaille,
Et qu’il en sortit par mépris
N’ y trouvant que de la canaille.
M. ſ. d’Alembert Histoire des Membres
de l’Academie française, Tome II.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0230" n="196"/>
reizend&#x017F;te Le&#x017F;erin, wie Ehrn-Neumei&#x017F;ter in &#x017F;einer<lb/>
Po&#x017F;tille &#x017F;ich ausdru&#x0364;ckt, &#x2014; elende Maden&#x017F;a&#x0364;cke!</p><lb/>
        <p>»Der Rabbi J&#x017F;aak hat ge&#x017F;agt, daß ein Wurm<lb/>
einem Todten eben &#x017F;o viel Schmerzen mache, wie<lb/>
eine Nadel in dem Flei&#x017F;ch eines Lebenden <note place="foot" n="*)">M. &#x017F;. Berachoth, Schabbath und Sepher Cha&#x017F;idim.</note>.« Das<lb/>
i&#x017F;t freilich &#x017F;chlimm, und da i&#x017F;t J&#x017F;raels Kindern<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er zu rathen, als daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;a&#x0364;mmtlich<lb/>
einbal&#x017F;amiren la&#x017F;&#x017F;en. Vielleicht verlo&#x0364;ren &#x017F;ie auch<lb/>
dadurch nach ihrem Tode ihren Knoblauchgeruch,<lb/>
und wir Chri&#x017F;ten ka&#x0364;men dann nicht in Ver&#x017F;uchung,<lb/>
nach dem Bei&#x017F;piele jenes franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Bi&#x017F;chofs <note place="foot" n="**)">Es war der &#x017F;ehr adel&#x017F;tolze Bi&#x017F;chof Franz von<lb/>
Clermont Tonnerre, ein Großoheim des jetzigen<lb/>
Herzogs und Pairs gleiches Namens. Man machte<lb/>
nach &#x017F;einem Tode folgende Grab&#x017F;chrift auf ihn:<lb/><lg type="poem"><l/><lg n="1"><l><hi rendition="#aq">Ci git et repose humblement,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">(De quoi tout le monde s&#x2019;étonne,)</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Dans un si petit monument</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Monsieur de Tonnerre en personne.</hi></l></lg><lb/><lg n="2"><l><hi rendition="#aq">On dit qu&#x2019;entrant en Paradis</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Il &#x017F;ut recû vaille que vaille,</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">Et qu&#x2019;il en sortit par mépris</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">N&#x2019; y trouvant que de la canaille.</hi></l></lg><lb/><lg n="3"><l>M. &#x017F;. <hi rendition="#aq">d&#x2019;Alembert Histoire des Membres</hi></l><lb/><l><hi rendition="#aq">de l&#x2019;Academie française, Tome II.</hi></l></lg></lg></note>,<lb/>
der Ho&#x0364;lle vor dem Paradie&#x017F;e den Vorzug zu geben.</p><lb/>
        <p>Die Lebenden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ihres Orts, ihr Mo&#x0364;g-<lb/>
lich&#x017F;tes thun, um nicht die Todten zu a&#x0364;rgern. »Man<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[196/0230] reizendſte Leſerin, wie Ehrn-Neumeiſter in ſeiner Poſtille ſich ausdruͤckt, — elende Madenſaͤcke! »Der Rabbi Jſaak hat geſagt, daß ein Wurm einem Todten eben ſo viel Schmerzen mache, wie eine Nadel in dem Fleiſch eines Lebenden *).« Das iſt freilich ſchlimm, und da iſt Jſraels Kindern nicht beſſer zu rathen, als daß ſie ſich ſaͤmmtlich einbalſamiren laſſen. Vielleicht verloͤren ſie auch dadurch nach ihrem Tode ihren Knoblauchgeruch, und wir Chriſten kaͤmen dann nicht in Verſuchung, nach dem Beiſpiele jenes franzoͤſiſchen Biſchofs **), der Hoͤlle vor dem Paradieſe den Vorzug zu geben. Die Lebenden muͤſſen, ihres Orts, ihr Moͤg- lichſtes thun, um nicht die Todten zu aͤrgern. »Man *) M. ſ. Berachoth, Schabbath und Sepher Chaſidim. **) Es war der ſehr adelſtolze Biſchof Franz von Clermont Tonnerre, ein Großoheim des jetzigen Herzogs und Pairs gleiches Namens. Man machte nach ſeinem Tode folgende Grabſchrift auf ihn: Ci git et repose humblement, (De quoi tout le monde s’étonne,) Dans un si petit monument Monsieur de Tonnerre en personne. On dit qu’entrant en Paradis Il ſut recû vaille que vaille, Et qu’il en sortit par mépris N’ y trouvant que de la canaille. M. ſ. d’Alembert Histoire des Membres de l’Academie française, Tome II.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/230
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/230>, abgerufen am 23.11.2024.