Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"Wir sehen oft, daß es den Gerechten übel
und den Gottlosen wohl geht; daß diese in allen
ihren Unternehmungen Glück haben, jene aber viel
Schmach und Leiden erdulden müssen. Dies erklärt
sich gar leicht durch die Versetzung der Seelen.
Ein Gerechter, dem es hienieden übel ergeht, war,
ehe seine Seele in seinen jetzigen Leib kam, ein
Gottloser; der Gottlose aber, dem es wohl geht,
war vorher ein Gerechter und erndtet jetzt die
Früchte seiner frühern Werke *)."

Wie sich mit diesem und vielen andern Lehr-
sätzen die Behauptung einiger Talmudisten verträgt,
daß die Seelen der Gottlosen in keinen andern Leib
wandern, sondern in der Hölle für ihre Sünden
geplagt werden, mögen die Rabbiner unter sich
ausmachen. Die jüdische Dogmatik ist, wie die
meisten positiven Glaubenssysteme ein Gewebe der
sinnlosesten Alberuheiten und Widersprüche, welches
von dem gelindesten Hauche der Vernunft zerreißt
und zusammen fällt.

"Die Seelen der Gerechten laufen in der Welt
umher, und wenn sie Menschen sehen, die wegen
der Heiligung des Namens Gottes verfolgt werden
und Unrecht leiden, oder wenn sie Gottlose finden,
welche Schuld an der Verlängerung der israeliti-
schen Gefangenschaft unter den Christen sind; zeigen

*) Manasse Ben Jsrael im Nischmath Chajim, Maa-
mar 4, Kap. 11.

»Wir ſehen oft, daß es den Gerechten uͤbel
und den Gottloſen wohl geht; daß dieſe in allen
ihren Unternehmungen Gluͤck haben, jene aber viel
Schmach und Leiden erdulden muͤſſen. Dies erklaͤrt
ſich gar leicht durch die Verſetzung der Seelen.
Ein Gerechter, dem es hienieden uͤbel ergeht, war,
ehe ſeine Seele in ſeinen jetzigen Leib kam, ein
Gottloſer; der Gottloſe aber, dem es wohl geht,
war vorher ein Gerechter und erndtet jetzt die
Fruͤchte ſeiner fruͤhern Werke *)

Wie ſich mit dieſem und vielen andern Lehr-
ſaͤtzen die Behauptung einiger Talmudiſten vertraͤgt,
daß die Seelen der Gottloſen in keinen andern Leib
wandern, ſondern in der Hoͤlle fuͤr ihre Suͤnden
geplagt werden, moͤgen die Rabbiner unter ſich
ausmachen. Die juͤdiſche Dogmatik iſt, wie die
meiſten poſitiven Glaubensſyſteme ein Gewebe der
ſinnloſeſten Alberuheiten und Widerſpruͤche, welches
von dem gelindeſten Hauche der Vernunft zerreißt
und zuſammen faͤllt.

»Die Seelen der Gerechten laufen in der Welt
umher, und wenn ſie Menſchen ſehen, die wegen
der Heiligung des Namens Gottes verfolgt werden
und Unrecht leiden, oder wenn ſie Gottloſe finden,
welche Schuld an der Verlaͤngerung der iſraeliti-
ſchen Gefangenſchaft unter den Chriſten ſind; zeigen

*) Manaſſe Ben Jſrael im Niſchmath Chajim, Maa-
mar 4, Kap. 11.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0248" n="214"/>
        <p>»Wir &#x017F;ehen oft, daß es den Gerechten u&#x0364;bel<lb/>
und den Gottlo&#x017F;en wohl geht; daß die&#x017F;e in allen<lb/>
ihren Unternehmungen Glu&#x0364;ck haben, jene aber viel<lb/>
Schmach und Leiden erdulden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Dies erkla&#x0364;rt<lb/>
&#x017F;ich gar leicht durch die Ver&#x017F;etzung der Seelen.<lb/>
Ein Gerechter, dem es hienieden u&#x0364;bel ergeht, war,<lb/>
ehe &#x017F;eine Seele in &#x017F;einen jetzigen Leib kam, ein<lb/>
Gottlo&#x017F;er; der Gottlo&#x017F;e aber, dem es wohl geht,<lb/>
war vorher ein Gerechter und erndtet jetzt die<lb/>
Fru&#x0364;chte &#x017F;einer fru&#x0364;hern Werke <note place="foot" n="*)">Mana&#x017F;&#x017F;e Ben J&#x017F;rael im Ni&#x017F;chmath Chajim, Maa-<lb/>
mar 4, Kap. 11.</note></p><lb/>
        <p>Wie &#x017F;ich mit die&#x017F;em und vielen andern Lehr-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen die Behauptung einiger Talmudi&#x017F;ten vertra&#x0364;gt,<lb/>
daß die Seelen der Gottlo&#x017F;en in keinen andern Leib<lb/>
wandern, &#x017F;ondern in der Ho&#x0364;lle fu&#x0364;r ihre Su&#x0364;nden<lb/>
geplagt werden, mo&#x0364;gen die Rabbiner unter &#x017F;ich<lb/>
ausmachen. Die ju&#x0364;di&#x017F;che Dogmatik i&#x017F;t, wie die<lb/>
mei&#x017F;ten po&#x017F;itiven Glaubens&#x017F;y&#x017F;teme ein Gewebe der<lb/>
&#x017F;innlo&#x017F;e&#x017F;ten Alberuheiten und Wider&#x017F;pru&#x0364;che, welches<lb/>
von dem gelinde&#x017F;ten Hauche der Vernunft zerreißt<lb/>
und zu&#x017F;ammen fa&#x0364;llt.</p><lb/>
        <p>»Die Seelen der Gerechten laufen in der Welt<lb/>
umher, und wenn &#x017F;ie Men&#x017F;chen &#x017F;ehen, die wegen<lb/>
der Heiligung des Namens Gottes verfolgt werden<lb/>
und Unrecht leiden, oder wenn &#x017F;ie Gottlo&#x017F;e finden,<lb/>
welche Schuld an der Verla&#x0364;ngerung der i&#x017F;raeliti-<lb/>
&#x017F;chen Gefangen&#x017F;chaft unter den Chri&#x017F;ten &#x017F;ind; zeigen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0248] »Wir ſehen oft, daß es den Gerechten uͤbel und den Gottloſen wohl geht; daß dieſe in allen ihren Unternehmungen Gluͤck haben, jene aber viel Schmach und Leiden erdulden muͤſſen. Dies erklaͤrt ſich gar leicht durch die Verſetzung der Seelen. Ein Gerechter, dem es hienieden uͤbel ergeht, war, ehe ſeine Seele in ſeinen jetzigen Leib kam, ein Gottloſer; der Gottloſe aber, dem es wohl geht, war vorher ein Gerechter und erndtet jetzt die Fruͤchte ſeiner fruͤhern Werke *).« Wie ſich mit dieſem und vielen andern Lehr- ſaͤtzen die Behauptung einiger Talmudiſten vertraͤgt, daß die Seelen der Gottloſen in keinen andern Leib wandern, ſondern in der Hoͤlle fuͤr ihre Suͤnden geplagt werden, moͤgen die Rabbiner unter ſich ausmachen. Die juͤdiſche Dogmatik iſt, wie die meiſten poſitiven Glaubensſyſteme ein Gewebe der ſinnloſeſten Alberuheiten und Widerſpruͤche, welches von dem gelindeſten Hauche der Vernunft zerreißt und zuſammen faͤllt. »Die Seelen der Gerechten laufen in der Welt umher, und wenn ſie Menſchen ſehen, die wegen der Heiligung des Namens Gottes verfolgt werden und Unrecht leiden, oder wenn ſie Gottloſe finden, welche Schuld an der Verlaͤngerung der iſraeliti- ſchen Gefangenſchaft unter den Chriſten ſind; zeigen *) Manaſſe Ben Jſrael im Niſchmath Chajim, Maa- mar 4, Kap. 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/248
Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/248>, abgerufen am 23.11.2024.