oder Menschen wandern. Nachher nimmt die Hölle sie auf, wo man sie zwölf Monate lang richtet. Darauf werden sie zum zweiten Mal erschaffen, um völlig geläutert zu werden. Der heilige, hochge- lobte Gott läßt sie stufenweise steigen. Zuerst ver- setzt er sie in ein lebloses Ding; nachher in Pflan- zen; dann in unvernünftige Thiere; hierauf in Menschen, und zwar in Heiden und Abgöttische, und endlich in Jsraeliten. Manche Seele wird würdig befunden, mehrere Stufen zu überhüpfen, und frü- her in einen Jsraeliten zu kommen, als andere *)."
"Jch will, sagt der Verfasser des Buches Emek Hammelech am angeführten Orte, ich will dir eine große Geschichte erzählen, die sich zur Zeit meines Lehrers und Meisters, des Rabbi Jsaak Lurja ge- segneten Andenkens mit Jemanden zutrug, dessen Seele in einen andern Leib gefahren war; damit du lernest und verkünden mögest, daß ein Gericht und ein Richter sey, und daß vor dem Thron der Herrlichkeit des hochgelobten Gottes nichts verges- sen werde; denn er verschiebt wohl seine Rache ge- gen die Gottlosen, aber endlich kömmt er voll ge- rechten Zorns, und fodert das Seinige. Das Er- eigniß aber, welches ich dir erzählen werde, begab sich zur Zeit des heiligen und reinen Rabbi, des göttlichen Kabbalisten Jsaak Lurja, des Deutschen,
*) Emek Hammelech, Titel Schaar tikkune teschuva Kap. 3.
oder Menſchen wandern. Nachher nimmt die Hoͤlle ſie auf, wo man ſie zwoͤlf Monate lang richtet. Darauf werden ſie zum zweiten Mal erſchaffen, um voͤllig gelaͤutert zu werden. Der heilige, hochge- lobte Gott laͤßt ſie ſtufenweiſe ſteigen. Zuerſt ver- ſetzt er ſie in ein lebloſes Ding; nachher in Pflan- zen; dann in unvernuͤnftige Thiere; hierauf in Menſchen, und zwar in Heiden und Abgoͤttiſche, und endlich in Jſraeliten. Manche Seele wird wuͤrdig befunden, mehrere Stufen zu uͤberhuͤpfen, und fruͤ- her in einen Jſraeliten zu kommen, als andere *).«
»Jch will, ſagt der Verfaſſer des Buches Emek Hammelech am angefuͤhrten Orte, ich will dir eine große Geſchichte erzaͤhlen, die ſich zur Zeit meines Lehrers und Meiſters, des Rabbi Jſaak Lurja ge- ſegneten Andenkens mit Jemanden zutrug, deſſen Seele in einen andern Leib gefahren war; damit du lerneſt und verkuͤnden moͤgeſt, daß ein Gericht und ein Richter ſey, und daß vor dem Thron der Herrlichkeit des hochgelobten Gottes nichts vergeſ- ſen werde; denn er verſchiebt wohl ſeine Rache ge- gen die Gottloſen, aber endlich koͤmmt er voll ge- rechten Zorns, und fodert das Seinige. Das Er- eigniß aber, welches ich dir erzaͤhlen werde, begab ſich zur Zeit des heiligen und reinen Rabbi, des goͤttlichen Kabbaliſten Jſaak Lurja, des Deutſchen,
*) Emek Hammelech, Titel Schaar tikkune teſchuva Kap. 3.
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oder Menſchen wandern. Nachher nimmt die Hoͤlle
ſie auf, wo man ſie zwoͤlf Monate lang richtet.
Darauf werden ſie zum zweiten Mal erſchaffen, um
voͤllig gelaͤutert zu werden. Der heilige, hochge-
lobte Gott laͤßt ſie ſtufenweiſe ſteigen. Zuerſt ver-
ſetzt er ſie in ein lebloſes Ding; nachher in Pflan-
zen; dann in unvernuͤnftige Thiere; hierauf in
Menſchen, und zwar in Heiden und Abgoͤttiſche, und
endlich in Jſraeliten. Manche Seele wird wuͤrdig
befunden, mehrere Stufen zu uͤberhuͤpfen, und fruͤ-
her in einen Jſraeliten zu kommen, als andere *).«
»Jch will, ſagt der Verfaſſer des Buches Emek
Hammelech am angefuͤhrten Orte, ich will dir eine
große Geſchichte erzaͤhlen, die ſich zur Zeit meines
Lehrers und Meiſters, des Rabbi Jſaak Lurja ge-
ſegneten Andenkens mit Jemanden zutrug, deſſen
Seele in einen andern Leib gefahren war; damit
du lerneſt und verkuͤnden moͤgeſt, daß ein Gericht
und ein Richter ſey, und daß vor dem Thron der
Herrlichkeit des hochgelobten Gottes nichts vergeſ-
ſen werde; denn er verſchiebt wohl ſeine Rache ge-
gen die Gottloſen, aber endlich koͤmmt er voll ge-
rechten Zorns, und fodert das Seinige. Das Er-
eigniß aber, welches ich dir erzaͤhlen werde, begab
ſich zur Zeit des heiligen und reinen Rabbi, des
goͤttlichen Kabbaliſten Jſaak Lurja, des Deutſchen,
*) Emek Hammelech, Titel Schaar tikkune teſchuva
Kap. 3.
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/252>, abgerufen am 24.11.2024.
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