ins Jnnere der Natur dringen könnten, uns sehr einfach erscheinen würden.
Merkwürdig ist es, daß nicht blos die jüdischen, sondern auch die heidnischen Propheten von unserm Heilande geweissagt haben. Cedrenus, ein Schrift- steller des eilften Jahrhunderts führt einen Aus- spruch des Delphischen Orakels an, der dem Kai- ser August soll ertheilt worden seyn:
Me puer Hebraeus Divos Deus ipse gu- bernans, Cedere sede jubet, tristemque redire sub orcum; Aris ergo de hinc tacitis discedite nostris!
Mich verbannt ein hebräischer Knabe, der, selbst ein Gott, den Göttern gebietet, von meinem Sitze zur traurigen Unterwelt. Darum verlaßt meine Altäre, die euch fürder nicht Kunde mehr geben.
Cedrenus will diesen Orakelspruch aus den Schriften des Eusebius genommen haben; in den noch vorhandenen Werken desselben findet er sich aber nicht. Einen Orakelspruch, der die heilige Dreiei- nigkeit beweist, führt Eusebius (in seiner Praepa- ratione evangelica) selbst an: Unglücklicher Prie- ster frage mich nicht mehr nach dem göttlichen Vater, noch nach dem Sohn und dem Geist, der alle Din- ge beseelt. Dieser Geist vertreibt mich auf ewig von hier.
Jndessen will ich keineswegs bestreiten, daß diese Orakelsprüche nicht vielleicht von den ersten
ins Jnnere der Natur dringen koͤnnten, uns ſehr einfach erſcheinen wuͤrden.
Merkwuͤrdig iſt es, daß nicht blos die juͤdiſchen, ſondern auch die heidniſchen Propheten von unſerm Heilande geweiſſagt haben. Cedrenus, ein Schrift- ſteller des eilften Jahrhunderts fuͤhrt einen Aus- ſpruch des Delphiſchen Orakels an, der dem Kai- ſer Auguſt ſoll ertheilt worden ſeyn:
Me puer Hebraeus Divos Deus ipse gu- bernans, Cedere sede jubet, tristemque redire sub orcum; Aris ergo de hinc tacitis discedite nostris!
Mich verbannt ein hebraͤiſcher Knabe, der, ſelbſt ein Gott, den Goͤttern gebietet, von meinem Sitze zur traurigen Unterwelt. Darum verlaßt meine Altaͤre, die euch fuͤrder nicht Kunde mehr geben.
Cedrenus will dieſen Orakelſpruch aus den Schriften des Euſebius genommen haben; in den noch vorhandenen Werken deſſelben findet er ſich aber nicht. Einen Orakelſpruch, der die heilige Dreiei- nigkeit beweist, fuͤhrt Euſebius (in ſeiner Praepa- ratione evangelica) ſelbſt an: Ungluͤcklicher Prie- ſter frage mich nicht mehr nach dem goͤttlichen Vater, noch nach dem Sohn und dem Geiſt, der alle Din- ge beſeelt. Dieſer Geiſt vertreibt mich auf ewig von hier.
Jndeſſen will ich keineswegs beſtreiten, daß dieſe Orakelſpruͤche nicht vielleicht von den erſten
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ins Jnnere der Natur dringen koͤnnten, uns ſehr
einfach erſcheinen wuͤrden.
Merkwuͤrdig iſt es, daß nicht blos die juͤdiſchen,
ſondern auch die heidniſchen Propheten von unſerm
Heilande geweiſſagt haben. Cedrenus, ein Schrift-
ſteller des eilften Jahrhunderts fuͤhrt einen Aus-
ſpruch des Delphiſchen Orakels an, der dem Kai-
ſer Auguſt ſoll ertheilt worden ſeyn:
Me puer Hebraeus Divos Deus ipse gu-
bernans,
Cedere sede jubet, tristemque redire sub
orcum;
Aris ergo de hinc tacitis discedite nostris!
Mich verbannt ein hebraͤiſcher Knabe, der, ſelbſt
ein Gott, den Goͤttern gebietet, von meinem Sitze zur
traurigen Unterwelt. Darum verlaßt meine Altaͤre, die
euch fuͤrder nicht Kunde mehr geben.
Cedrenus will dieſen Orakelſpruch aus den
Schriften des Euſebius genommen haben; in den
noch vorhandenen Werken deſſelben findet er ſich aber
nicht. Einen Orakelſpruch, der die heilige Dreiei-
nigkeit beweist, fuͤhrt Euſebius (in ſeiner Praepa-
ratione evangelica) ſelbſt an: Ungluͤcklicher Prie-
ſter frage mich nicht mehr nach dem goͤttlichen Vater,
noch nach dem Sohn und dem Geiſt, der alle Din-
ge beſeelt. Dieſer Geiſt vertreibt mich auf ewig
von hier.
Jndeſſen will ich keineswegs beſtreiten, daß
dieſe Orakelſpruͤche nicht vielleicht von den erſten
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/300>, abgerufen am 16.07.2024.
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