Den Vater Adam haben wir bereits als den ersten und ärgsten Sünder kennen gelernt, indem er nicht allein mit allen Thieren, sondern sogar mit den Weibern der Teufel Unzucht trieb, und dadurch Veranlassung gab, daß der Sammael ihn gleichfalls zum Hahnrei machte, und mit Eva den Stammvater der Christen und nichtjüdischen Völker, den Kain zeugte. Mit Recht zürnen die guten Jsraeliten über Adam, weil durch ihn Sünde und Tod, und was weit schlimmer als Alles ist, Mühe und Arbeit in die Welt kam. Jndessen läßt sich doch auch Manches zu seiner Entschuldigung sagen. Zum Apfelessen zwang ihn Eva, als er durchaus nicht wollte, am Ende mit Schlägen *), und wahr- lich, ich weiß nicht, wenn meine Frau -- falls ich eine hätte -- mich prügelte, ob ich nicht im Stan- de wäre, Erbsünde und Erbgrind über die ganze Welt, ja selbst über die heiligen Engel zu bringen. Man muß sich nur in die Lage eines Andern ver- setzen. Jch habe Ehemänner gekannt, die große Kriegshelden und Heerführer waren, und sich mehr vor einem ungnädigen Blick oder einer Gardinen- predigt ihrer Gemahlinnen, als vor tausend Kano- nenkugeln fürchteten. Wie viel schlimmer ist der arme Ehemann daran, der, wie Adam, von sei- ner Rippe sogar körperlich gezüchtigt wird?
Von dem zweiten Stammvater Noah berichten
*) Orachchajim.
I. Bändchen. 26
Den Vater Adam haben wir bereits als den erſten und aͤrgſten Suͤnder kennen gelernt, indem er nicht allein mit allen Thieren, ſondern ſogar mit den Weibern der Teufel Unzucht trieb, und dadurch Veranlaſſung gab, daß der Sammael ihn gleichfalls zum Hahnrei machte, und mit Eva den Stammvater der Chriſten und nichtjuͤdiſchen Voͤlker, den Kain zeugte. Mit Recht zuͤrnen die guten Jſraeliten uͤber Adam, weil durch ihn Suͤnde und Tod, und was weit ſchlimmer als Alles iſt, Muͤhe und Arbeit in die Welt kam. Jndeſſen laͤßt ſich doch auch Manches zu ſeiner Entſchuldigung ſagen. Zum Apfeleſſen zwang ihn Eva, als er durchaus nicht wollte, am Ende mit Schlaͤgen *), und wahr- lich, ich weiß nicht, wenn meine Frau — falls ich eine haͤtte — mich pruͤgelte, ob ich nicht im Stan- de waͤre, Erbſuͤnde und Erbgrind uͤber die ganze Welt, ja ſelbſt uͤber die heiligen Engel zu bringen. Man muß ſich nur in die Lage eines Andern ver- ſetzen. Jch habe Ehemaͤnner gekannt, die große Kriegshelden und Heerfuͤhrer waren, und ſich mehr vor einem ungnaͤdigen Blick oder einer Gardinen- predigt ihrer Gemahlinnen, als vor tauſend Kano- nenkugeln fuͤrchteten. Wie viel ſchlimmer iſt der arme Ehemann daran, der, wie Adam, von ſei- ner Rippe ſogar koͤrperlich gezuͤchtigt wird?
Von dem zweiten Stammvater Noah berichten
*) Orachchajim.
I. Baͤndchen. 26
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Den Vater Adam haben wir bereits als den
erſten und aͤrgſten Suͤnder kennen gelernt, indem
er nicht allein mit allen Thieren, ſondern ſogar
mit den Weibern der Teufel Unzucht trieb, und
dadurch Veranlaſſung gab, daß der Sammael ihn
gleichfalls zum Hahnrei machte, und mit Eva den
Stammvater der Chriſten und nichtjuͤdiſchen Voͤlker,
den Kain zeugte. Mit Recht zuͤrnen die guten
Jſraeliten uͤber Adam, weil durch ihn Suͤnde und
Tod, und was weit ſchlimmer als Alles iſt, Muͤhe
und Arbeit in die Welt kam. Jndeſſen laͤßt ſich
doch auch Manches zu ſeiner Entſchuldigung ſagen.
Zum Apfeleſſen zwang ihn Eva, als er durchaus
nicht wollte, am Ende mit Schlaͤgen *), und wahr-
lich, ich weiß nicht, wenn meine Frau — falls ich
eine haͤtte — mich pruͤgelte, ob ich nicht im Stan-
de waͤre, Erbſuͤnde und Erbgrind uͤber die ganze
Welt, ja ſelbſt uͤber die heiligen Engel zu bringen.
Man muß ſich nur in die Lage eines Andern ver-
ſetzen. Jch habe Ehemaͤnner gekannt, die große
Kriegshelden und Heerfuͤhrer waren, und ſich mehr
vor einem ungnaͤdigen Blick oder einer Gardinen-
predigt ihrer Gemahlinnen, als vor tauſend Kano-
nenkugeln fuͤrchteten. Wie viel ſchlimmer iſt der
arme Ehemann daran, der, wie Adam, von ſei-
ner Rippe ſogar koͤrperlich gezuͤchtigt wird?
Von dem zweiten Stammvater Noah berichten
*) Orachchajim.
I. Baͤndchen. 26
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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