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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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Zuverläßigkeit seiner Dollmetschung wohl einstehen?
Ein Uebersetzer, der dies thun wollte, bedürfte
wahrlich den Beistand des heiligen Geistes weit mehr,
als die heiligen Männer Gottes selbst, denen wir
diese Schriften verdanken.

Höchst unrecht wäre es, wenn wir den ge-
schichtlichen Jnhalt der alttestamentarischen Schrif-
ten durchaus, oder dem größten Theil nach, ableug-
nen wollten, weil in unsern Uebersetzungen derselben
manche Widersprüche und andre Dinge enthalten
sind, die uns unglaublich erscheinen. Könnten nicht
in diesem Falle die Juden uns mit Recht vorwer-
fen, daß auch in unsern neutestamentischen Schrif-
ten scheinbare Widersprüche und unerklärliche Ver-
schiedenheiten sich finden? Man muß also billig
seyn *)!

*) Was sich in den heiligen Schriften des neuen Te-
staments von dergleichen Widersprüchen findet, ist
unstreitig durch die Zusätze entstanden, welche die
ersten Christen und Kirchenväter sich erlaubten. So
wie sie in die sibyllinischen Bücher der Römer ihre
Lieblingsmeinungen einzuschwärzen suchten, um sich
Anhänger und Proselyten zu machen, so thaten sie
dasselbe bei den Schriften der Evangelisten und
Apostel. Durch diese Einmischungen entstellten sie
mehrere ursprünglich apostolische Briefe so sehr, daß
man sie nachmals gar nicht länger in dem christli-
chen Kanon dulden konnte und als durchaus un-
brauchbar verwerfen mußte. Daher ward uns nur

Zuverlaͤßigkeit ſeiner Dollmetſchung wohl einſtehen?
Ein Ueberſetzer, der dies thun wollte, beduͤrfte
wahrlich den Beiſtand des heiligen Geiſtes weit mehr,
als die heiligen Maͤnner Gottes ſelbſt, denen wir
dieſe Schriften verdanken.

Hoͤchſt unrecht waͤre es, wenn wir den ge-
ſchichtlichen Jnhalt der altteſtamentariſchen Schrif-
ten durchaus, oder dem groͤßten Theil nach, ableug-
nen wollten, weil in unſern Ueberſetzungen derſelben
manche Widerſpruͤche und andre Dinge enthalten
ſind, die uns unglaublich erſcheinen. Koͤnnten nicht
in dieſem Falle die Juden uns mit Recht vorwer-
fen, daß auch in unſern neuteſtamentiſchen Schrif-
ten ſcheinbare Widerſpruͤche und unerklaͤrliche Ver-
ſchiedenheiten ſich finden? Man muß alſo billig
ſeyn *)!

*) Was ſich in den heiligen Schriften des neuen Te-
ſtaments von dergleichen Widerſpruͤchen findet, iſt
unſtreitig durch die Zuſaͤtze entſtanden, welche die
erſten Chriſten und Kirchenvaͤter ſich erlaubten. So
wie ſie in die ſibylliniſchen Buͤcher der Roͤmer ihre
Lieblingsmeinungen einzuſchwaͤrzen ſuchten, um ſich
Anhaͤnger und Proſelyten zu machen, ſo thaten ſie
daſſelbe bei den Schriften der Evangeliſten und
Apoſtel. Durch dieſe Einmiſchungen entſtellten ſie
mehrere urſpruͤnglich apoſtoliſche Briefe ſo ſehr, daß
man ſie nachmals gar nicht laͤnger in dem chriſtli-
chen Kanon dulden konnte und als durchaus un-
brauchbar verwerfen mußte. Daher ward uns nur
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[303/0337] Zuverlaͤßigkeit ſeiner Dollmetſchung wohl einſtehen? Ein Ueberſetzer, der dies thun wollte, beduͤrfte wahrlich den Beiſtand des heiligen Geiſtes weit mehr, als die heiligen Maͤnner Gottes ſelbſt, denen wir dieſe Schriften verdanken. Hoͤchſt unrecht waͤre es, wenn wir den ge- ſchichtlichen Jnhalt der altteſtamentariſchen Schrif- ten durchaus, oder dem groͤßten Theil nach, ableug- nen wollten, weil in unſern Ueberſetzungen derſelben manche Widerſpruͤche und andre Dinge enthalten ſind, die uns unglaublich erſcheinen. Koͤnnten nicht in dieſem Falle die Juden uns mit Recht vorwer- fen, daß auch in unſern neuteſtamentiſchen Schrif- ten ſcheinbare Widerſpruͤche und unerklaͤrliche Ver- ſchiedenheiten ſich finden? Man muß alſo billig ſeyn *)! *) Was ſich in den heiligen Schriften des neuen Te- ſtaments von dergleichen Widerſpruͤchen findet, iſt unſtreitig durch die Zuſaͤtze entſtanden, welche die erſten Chriſten und Kirchenvaͤter ſich erlaubten. So wie ſie in die ſibylliniſchen Buͤcher der Roͤmer ihre Lieblingsmeinungen einzuſchwaͤrzen ſuchten, um ſich Anhaͤnger und Proſelyten zu machen, ſo thaten ſie daſſelbe bei den Schriften der Evangeliſten und Apoſtel. Durch dieſe Einmiſchungen entſtellten ſie mehrere urſpruͤnglich apoſtoliſche Briefe ſo ſehr, daß man ſie nachmals gar nicht laͤnger in dem chriſtli- chen Kanon dulden konnte und als durchaus un- brauchbar verwerfen mußte. Daher ward uns nur

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/337>, abgerufen am 22.11.2024.