Wir fuhren einmal in einem Schiff, und sahen einen Fisch, dessen Rücken mit Sand und Erde be- deckt war, worauf Binsen wuchsen. Wir hielten es für festes Land, stiegen aus, und kochten und brieten darauf. Endlich ward das Feuer aber dem Fisch zu heiß, er kehrte sich um, und wir wären ohne Rettung ertrunken, wäre nicht unser Schiff in der Nähe gewesen.
Eben dieser wahrhafte Mann, der Rabba, des Channa Enkel, hat gesagt: Wir fuhren einmal zu Schiffe drei Tage und drei Nächte lang zwischen den Floßfedern eines Fisches. Er gieng aufwärts, wir segelten niederwärts und zwar so schnell, daß wir in kürzerer Zeit, als man gebraucht, einen Topf mit Wasser zu wärmen, neunzig Stunden zurücklegten.
Endlich hat er gesagt: Wir fuhren einmal mit einem Schiff und sahen einen Vogel, der bis an seine Schienbeine im Meer stand. Sein Kopf reichte bis an die Feste des Himmels. Da sprachen wir: dort ist das Wasser nicht tief; wir wollen hinein steigen und uns baden. Allein eine Stimme vom Himmel rief mir zu: Rabba, du Enkel des Chan- na, steiget dort nicht hinein; denn wo der Vogel steht, fiel einem Zimmermann vor sieben Jahren eine eiserne Axt in das Meer, und noch ist sie nicht bis auf den Grund gekommen. Wie lang müssen die Beine und der Hals dieses Vogels gewesen seyn!
Wir fuhren einmal in einem Schiff, und ſahen einen Fiſch, deſſen Ruͤcken mit Sand und Erde be- deckt war, worauf Binſen wuchſen. Wir hielten es fuͤr feſtes Land, ſtiegen aus, und kochten und brieten darauf. Endlich ward das Feuer aber dem Fiſch zu heiß, er kehrte ſich um, und wir waͤren ohne Rettung ertrunken, waͤre nicht unſer Schiff in der Naͤhe geweſen.
Eben dieſer wahrhafte Mann, der Rabba, des Channa Enkel, hat geſagt: Wir fuhren einmal zu Schiffe drei Tage und drei Naͤchte lang zwiſchen den Floßfedern eines Fiſches. Er gieng aufwaͤrts, wir ſegelten niederwaͤrts und zwar ſo ſchnell, daß wir in kuͤrzerer Zeit, als man gebraucht, einen Topf mit Waſſer zu waͤrmen, neunzig Stunden zuruͤcklegten.
Endlich hat er geſagt: Wir fuhren einmal mit einem Schiff und ſahen einen Vogel, der bis an ſeine Schienbeine im Meer ſtand. Sein Kopf reichte bis an die Feſte des Himmels. Da ſprachen wir: dort iſt das Waſſer nicht tief; wir wollen hinein ſteigen und uns baden. Allein eine Stimme vom Himmel rief mir zu: Rabba, du Enkel des Chan- na, ſteiget dort nicht hinein; denn wo der Vogel ſteht, fiel einem Zimmermann vor ſieben Jahren eine eiſerne Axt in das Meer, und noch iſt ſie nicht bis auf den Grund gekommen. Wie lang muͤſſen die Beine und der Hals dieſes Vogels geweſen ſeyn!
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Wir fuhren einmal in einem Schiff, und ſahen
einen Fiſch, deſſen Ruͤcken mit Sand und Erde be-
deckt war, worauf Binſen wuchſen. Wir hielten
es fuͤr feſtes Land, ſtiegen aus, und kochten und
brieten darauf. Endlich ward das Feuer aber dem
Fiſch zu heiß, er kehrte ſich um, und wir waͤren
ohne Rettung ertrunken, waͤre nicht unſer Schiff
in der Naͤhe geweſen.
Eben dieſer wahrhafte Mann, der Rabba, des
Channa Enkel, hat geſagt: Wir fuhren einmal zu
Schiffe drei Tage und drei Naͤchte lang zwiſchen
den Floßfedern eines Fiſches. Er gieng aufwaͤrts,
wir ſegelten niederwaͤrts und zwar ſo ſchnell, daß
wir in kuͤrzerer Zeit, als man gebraucht, einen
Topf mit Waſſer zu waͤrmen, neunzig Stunden
zuruͤcklegten.
Endlich hat er geſagt: Wir fuhren einmal mit
einem Schiff und ſahen einen Vogel, der bis an
ſeine Schienbeine im Meer ſtand. Sein Kopf reichte
bis an die Feſte des Himmels. Da ſprachen wir:
dort iſt das Waſſer nicht tief; wir wollen hinein
ſteigen und uns baden. Allein eine Stimme vom
Himmel rief mir zu: Rabba, du Enkel des Chan-
na, ſteiget dort nicht hinein; denn wo der Vogel
ſteht, fiel einem Zimmermann vor ſieben Jahren
eine eiſerne Axt in das Meer, und noch iſt ſie nicht
bis auf den Grund gekommen. Wie lang muͤſſen
die Beine und der Hals dieſes Vogels geweſen
ſeyn!
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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