liches Wunder ist, keine einzige Laus findet man hier. Die Einwohner sind alle sehr hochgebildete Menschen, und wissen sämmtlich das Gesetz Mosis, die Mischna und die Gemara auswendig. Jhre Zahl ist stärker, als die des Sandes am Meer; und sie kleiden sich in die herrlichsten Stoffe von Seide, Gold und Silber.
Auf der andern Seite des Flusses Sabbathjon wohnen die vier Stämme Dan, Naphthali, Gad und Jsaschar zwischen den Flüssen des Mohrenlan- des in eben so paradiesischen Ländern. Diese vier Stämme treiben oft ihr Vieh zum Fluße Sabbath- jon, um ihre Schafe zu scheeren. Dann rufen ihre Brüder vom Geschlecht Moses ihnen zu: Jhr Brü- der, Jhr Stämme Jeschuron, laßt uns eure Ka- meele, eure Rosse und Esel sehen. Wie hoch ist dies Kameel? Wie lang sein Hals, wie kurz sein Schwanz und so unterhalten sie sich.
Die Kinder Mosis wurden auf folgende wun- derbare Weise von dem hochgelobten, heiligen Gott in das Land Sabbathjon versetzt. Nach der Zer- störung des ersten Tempels, als man die Jsraeli- ten nach Babel geführt hatte, verlangten die Chal- däer von den Nachkommen des Moses, die große Tonkünstler waren, ihnen ein Liedchen zu spielen. Diese aber fiengen an, vor dem Gott ihrer Väter zu heulen, zu jammern und zu weinen, und zer- schlugen ihre Finger, mit denen sie im Tempel Musik gemacht hatten, um nicht vor den abgötti-
liches Wunder iſt, keine einzige Laus findet man hier. Die Einwohner ſind alle ſehr hochgebildete Menſchen, und wiſſen ſaͤmmtlich das Geſetz Moſis, die Miſchna und die Gemara auswendig. Jhre Zahl iſt ſtaͤrker, als die des Sandes am Meer; und ſie kleiden ſich in die herrlichſten Stoffe von Seide, Gold und Silber.
Auf der andern Seite des Fluſſes Sabbathjon wohnen die vier Staͤmme Dan, Naphthali, Gad und Jſaſchar zwiſchen den Fluͤſſen des Mohrenlan- des in eben ſo paradieſiſchen Laͤndern. Dieſe vier Staͤmme treiben oft ihr Vieh zum Fluße Sabbath- jon, um ihre Schafe zu ſcheeren. Dann rufen ihre Bruͤder vom Geſchlecht Moſes ihnen zu: Jhr Bruͤ- der, Jhr Staͤmme Jeſchuron, laßt uns eure Ka- meele, eure Roſſe und Eſel ſehen. Wie hoch iſt dies Kameel? Wie lang ſein Hals, wie kurz ſein Schwanz und ſo unterhalten ſie ſich.
Die Kinder Moſis wurden auf folgende wun- derbare Weiſe von dem hochgelobten, heiligen Gott in das Land Sabbathjon verſetzt. Nach der Zer- ſtoͤrung des erſten Tempels, als man die Jſraeli- ten nach Babel gefuͤhrt hatte, verlangten die Chal- daͤer von den Nachkommen des Moſes, die große Tonkuͤnſtler waren, ihnen ein Liedchen zu ſpielen. Dieſe aber fiengen an, vor dem Gott ihrer Vaͤter zu heulen, zu jammern und zu weinen, und zer- ſchlugen ihre Finger, mit denen ſie im Tempel Muſik gemacht hatten, um nicht vor den abgoͤtti-
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liches Wunder iſt, keine einzige Laus findet man
hier. Die Einwohner ſind alle ſehr hochgebildete
Menſchen, und wiſſen ſaͤmmtlich das Geſetz Moſis,
die Miſchna und die Gemara auswendig. Jhre
Zahl iſt ſtaͤrker, als die des Sandes am Meer;
und ſie kleiden ſich in die herrlichſten Stoffe von
Seide, Gold und Silber.
Auf der andern Seite des Fluſſes Sabbathjon
wohnen die vier Staͤmme Dan, Naphthali, Gad
und Jſaſchar zwiſchen den Fluͤſſen des Mohrenlan-
des in eben ſo paradieſiſchen Laͤndern. Dieſe vier
Staͤmme treiben oft ihr Vieh zum Fluße Sabbath-
jon, um ihre Schafe zu ſcheeren. Dann rufen ihre
Bruͤder vom Geſchlecht Moſes ihnen zu: Jhr Bruͤ-
der, Jhr Staͤmme Jeſchuron, laßt uns eure Ka-
meele, eure Roſſe und Eſel ſehen. Wie hoch iſt
dies Kameel? Wie lang ſein Hals, wie kurz ſein
Schwanz und ſo unterhalten ſie ſich.
Die Kinder Moſis wurden auf folgende wun-
derbare Weiſe von dem hochgelobten, heiligen Gott
in das Land Sabbathjon verſetzt. Nach der Zer-
ſtoͤrung des erſten Tempels, als man die Jſraeli-
ten nach Babel gefuͤhrt hatte, verlangten die Chal-
daͤer von den Nachkommen des Moſes, die große
Tonkuͤnſtler waren, ihnen ein Liedchen zu ſpielen.
Dieſe aber fiengen an, vor dem Gott ihrer Vaͤter
zu heulen, zu jammern und zu weinen, und zer-
ſchlugen ihre Finger, mit denen ſie im Tempel
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/351>, abgerufen am 21.11.2024.
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