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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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te, was aber weit davon entfernt war, Christus-
lehre zu seyn, zu verbreiten *). Die Geistlichkeit

*) So redlich und wahr unser göttlicher Erlöser bei
der Verbreitung seiner Lehre verfuhr, so unredlich
und falsch handelten die ersten Christen, um sich
bei den Römern Anhang zu schaffen. Die Verse
des Virgil:
Ultima Cumaei venit jam carminis aetas:
Magnus ab integro seclorum nascitur ordo.
Jam redit et virgo, redeunt Saturnia regna.
Jam nova progenies coelo demittitur alto;

legten sie zum Beispiel als eine Weissagung von
Christus aus, obgleich diese Verse sich bloß auf den
neugebornen Sohn des römischen Consuls Asinius
Pollio bezogen. Jndessen ließen sich doch piele leicht-
gläubige Römer überreden, daß wirklich dort die
Rede von Christus, von der Jungfrau Maria und
dem tausendjährigen Reiche sey, welches der Heiland
gründen wolle, und bekannten sich daher um so
leichter zum Christenthume. Noch schlimmer mach-
ten es die ersten Christen mit den sybillinischen
Büchern. Diese wurden bekanntlich von den Rö-
mern als heilige prophetische Schriften verehrt, de-
ren Aussprüche keinem Zweifel unterlagen. Nun
verbreiteten die sogenannten Christen eine Menge
falscher oder verfälschter sybillinischer Bücher und
Verse, die sie für Abschriften der ächten ausgaben,
und in welche sie viele angebliche, sehr deutliche
Weissagungen von Jesus und seiner Mutter ein-
schoben. Viele tausend Römer ließen sich durch die-
sen frommen Betrug täuschen, giengen zum Chri-

te, was aber weit davon entfernt war, Chriſtus-
lehre zu ſeyn, zu verbreiten *). Die Geiſtlichkeit

*) So redlich und wahr unſer goͤttlicher Erloͤſer bei
der Verbreitung ſeiner Lehre verfuhr, ſo unredlich
und falſch handelten die erſten Chriſten, um ſich
bei den Roͤmern Anhang zu ſchaffen. Die Verſe
des Virgil:
Ultima Cumaei venit jam carminis aetas:
Magnus ab integro seclorum nascitur ordo.
Jam redit et virgo, redeunt Saturnia regna.
Jam nova progenies coelo demittitur alto;

legten ſie zum Beiſpiel als eine Weiſſagung von
Chriſtus aus, obgleich dieſe Verſe ſich bloß auf den
neugebornen Sohn des roͤmiſchen Conſuls Aſinius
Pollio bezogen. Jndeſſen ließen ſich doch piele leicht-
glaͤubige Roͤmer uͤberreden, daß wirklich dort die
Rede von Chriſtus, von der Jungfrau Maria und
dem tauſendjaͤhrigen Reiche ſey, welches der Heiland
gruͤnden wolle, und bekannten ſich daher um ſo
leichter zum Chriſtenthume. Noch ſchlimmer mach-
ten es die erſten Chriſten mit den ſybilliniſchen
Buͤchern. Dieſe wurden bekanntlich von den Roͤ-
mern als heilige prophetiſche Schriften verehrt, de-
ren Ausſpruͤche keinem Zweifel unterlagen. Nun
verbreiteten die ſogenannten Chriſten eine Menge
falſcher oder verfaͤlſchter ſybilliniſcher Buͤcher und
Verſe, die ſie fuͤr Abſchriften der aͤchten ausgaben,
und in welche ſie viele angebliche, ſehr deutliche
Weiſſagungen von Jeſus und ſeiner Mutter ein-
ſchoben. Viele tauſend Roͤmer ließen ſich durch die-
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[34/0068] te, was aber weit davon entfernt war, Chriſtus- lehre zu ſeyn, zu verbreiten *). Die Geiſtlichkeit *) So redlich und wahr unſer goͤttlicher Erloͤſer bei der Verbreitung ſeiner Lehre verfuhr, ſo unredlich und falſch handelten die erſten Chriſten, um ſich bei den Roͤmern Anhang zu ſchaffen. Die Verſe des Virgil: Ultima Cumaei venit jam carminis aetas: Magnus ab integro seclorum nascitur ordo. Jam redit et virgo, redeunt Saturnia regna. Jam nova progenies coelo demittitur alto; legten ſie zum Beiſpiel als eine Weiſſagung von Chriſtus aus, obgleich dieſe Verſe ſich bloß auf den neugebornen Sohn des roͤmiſchen Conſuls Aſinius Pollio bezogen. Jndeſſen ließen ſich doch piele leicht- glaͤubige Roͤmer uͤberreden, daß wirklich dort die Rede von Chriſtus, von der Jungfrau Maria und dem tauſendjaͤhrigen Reiche ſey, welches der Heiland gruͤnden wolle, und bekannten ſich daher um ſo leichter zum Chriſtenthume. Noch ſchlimmer mach- ten es die erſten Chriſten mit den ſybilliniſchen Buͤchern. Dieſe wurden bekanntlich von den Roͤ- mern als heilige prophetiſche Schriften verehrt, de- ren Ausſpruͤche keinem Zweifel unterlagen. Nun verbreiteten die ſogenannten Chriſten eine Menge falſcher oder verfaͤlſchter ſybilliniſcher Buͤcher und Verſe, die ſie fuͤr Abſchriften der aͤchten ausgaben, und in welche ſie viele angebliche, ſehr deutliche Weiſſagungen von Jeſus und ſeiner Mutter ein- ſchoben. Viele tauſend Roͤmer ließen ſich durch die- ſen frommen Betrug taͤuſchen, giengen zum Chri-

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/68>, abgerufen am 21.11.2024.