Gott antwortete ihnen: Er will das Gesetz holen! Und du willst, sprachen sie, das schöne Gesetz, wel- ches schon seit neun hundert vier und siebenzig Al- tern vor Erschaffung der Welt bei uns verwahrt wird, dem Fleisch und Blut geben? Was ist der Mensch, daß Du sein gedenkst?
Nicht weniger eifersüchtig, als die Engel im Himmel, waren die irdischen Berge auf das Ge- setz; "denn als der heilige hochgelobte Gott hernie- der kam, um es auf dem Berge Sinai seinem aus- erwählten Volke zu geben, da liefen die Gebirge und stritten mit einander. Einer sprach: Auf mir soll es gegeben werden! Der andere rief: Nein, auf mir soll es geschehen. Der Berg Tabor kam von Beth-Elim, und der Berg Carmel aus Spa- nien über das Meer, und darum schreibt auch der Prophet Jeremias (Kap. 46. V. 18): So wahr ich lebe, spricht der Herr; wie der Berg Tabor unter den Bergen, und der Berg Carmel über das Meer geht! Einer rief: ich bin berufen; der andre: nein, ich bins! Aber der heilige hochgelobte Gott antwortete ihnen: Warum springt ihr hügelichten Gebirge! Jhr seyd allzumal höckericht! Wißt ihr nicht, was geschrieben steht im 3 B. Mos. K. 21. V. 20: was höckericht oder unrein ist? Auf allen euren Gipfeln ward Abgötterei getrieben; aber auf dem Berge Sinai ist keinen fremden Göttern ge- opfert; darum heißt es Psalm 68. V. 17: Dies
Gott antwortete ihnen: Er will das Geſetz holen! Und du willſt, ſprachen ſie, das ſchoͤne Geſetz, wel- ches ſchon ſeit neun hundert vier und ſiebenzig Al- tern vor Erſchaffung der Welt bei uns verwahrt wird, dem Fleiſch und Blut geben? Was iſt der Menſch, daß Du ſein gedenkſt?
Nicht weniger eiferſuͤchtig, als die Engel im Himmel, waren die irdiſchen Berge auf das Ge- ſetz; „denn als der heilige hochgelobte Gott hernie- der kam, um es auf dem Berge Sinai ſeinem aus- erwaͤhlten Volke zu geben, da liefen die Gebirge und ſtritten mit einander. Einer ſprach: Auf mir ſoll es gegeben werden! Der andere rief: Nein, auf mir ſoll es geſchehen. Der Berg Tabor kam von Beth-Elim, und der Berg Carmel aus Spa- nien uͤber das Meer, und darum ſchreibt auch der Prophet Jeremias (Kap. 46. V. 18): So wahr ich lebe, ſpricht der Herr; wie der Berg Tabor unter den Bergen, und der Berg Carmel uͤber das Meer geht! Einer rief: ich bin berufen; der andre: nein, ich bins! Aber der heilige hochgelobte Gott antwortete ihnen: Warum ſpringt ihr huͤgelichten Gebirge! Jhr ſeyd allzumal hoͤckericht! Wißt ihr nicht, was geſchrieben ſteht im 3 B. Moſ. K. 21. V. 20: was hoͤckericht oder unrein iſt? Auf allen euren Gipfeln ward Abgoͤtterei getrieben; aber auf dem Berge Sinai iſt keinen fremden Goͤttern ge- opfert; darum heißt es Pſalm 68. V. 17: Dies
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Gott antwortete ihnen: Er will das Geſetz holen!
Und du willſt, ſprachen ſie, das ſchoͤne Geſetz, wel-
ches ſchon ſeit neun hundert vier und ſiebenzig Al-
tern vor Erſchaffung der Welt bei uns verwahrt
wird, dem Fleiſch und Blut geben? Was iſt der
Menſch, daß Du ſein gedenkſt?
Nicht weniger eiferſuͤchtig, als die Engel im
Himmel, waren die irdiſchen Berge auf das Ge-
ſetz; „denn als der heilige hochgelobte Gott hernie-
der kam, um es auf dem Berge Sinai ſeinem aus-
erwaͤhlten Volke zu geben, da liefen die Gebirge
und ſtritten mit einander. Einer ſprach: Auf mir
ſoll es gegeben werden! Der andere rief: Nein,
auf mir ſoll es geſchehen. Der Berg Tabor kam
von Beth-Elim, und der Berg Carmel aus Spa-
nien uͤber das Meer, und darum ſchreibt auch der
Prophet Jeremias (Kap. 46. V. 18): So wahr
ich lebe, ſpricht der Herr; wie der Berg Tabor
unter den Bergen, und der Berg Carmel uͤber das
Meer geht! Einer rief: ich bin berufen; der andre:
nein, ich bins! Aber der heilige hochgelobte Gott
antwortete ihnen: Warum ſpringt ihr huͤgelichten
Gebirge! Jhr ſeyd allzumal hoͤckericht! Wißt ihr
nicht, was geſchrieben ſteht im 3 B. Moſ. K. 21.
V. 20: was hoͤckericht oder unrein iſt? Auf allen
euren Gipfeln ward Abgoͤtterei getrieben; aber auf
dem Berge Sinai iſt keinen fremden Goͤttern ge-
opfert; darum heißt es Pſalm 68. V. 17: Dies
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/97>, abgerufen am 24.11.2024.
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