nenmal mehr Thränen entlocken werden, als jemals alle Siegwarte und Werthers ihren gefühlvol- len Lesern und Leserinnen.
Da ich einmal bei den israelitischen Schrift- stellern bin, so schließe ich mit einem derselben, mit Herrn L. Hellwitz. Dieser trat gerade zu jener Zeit als Sachwalter seiner Glaubensgenossen auf, als von den Ufern des Rheins und des Mains bis zum -- Kattegatt der Ausruf Hepp! Hepp! dem armen, reinen Judenvolk, wie die Posaune des Weltgerichts, in die Ohren dröhnte. Herr Hellwitz hielt diesen Zeitpunkt gerade für den paßlichsten, den christlichen Regierungen in einer Druckschrift (die Organisation der Jsraeliten in Deutschland 1819) zum Besten der Juden eine Anzahl von Foderungen vorzulegen, durch deren Gewährung die, ohnehin genug gedrückten und er- bitterten Völker noch mehr gedrückt und erbittert worden wären. Außer einer allgemeinen und voll- kommenen Gleichstellung der Juden mit den Chri- sten begehrt er besonders die Anordnung und Ein- richtung eines großen und kleinen Sanhedrins, die auf christliche Kosten das Kirchen- und Schul- wesen der Jsraeliten leiten sollen, und Freiheit für die Judenkinder, die christlichen Schulen zu besuchen, nebst der Verpflichtung für die christlichen Lehrer, in der Geschichte Jesu und der christlichen Religion partheilos von den Jsraeliten zu reden.
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nenmal mehr Thraͤnen entlocken werden, als jemals alle Siegwarte und Werthers ihren gefuͤhlvol- len Leſern und Leſerinnen.
Da ich einmal bei den iſraelitiſchen Schrift- ſtellern bin, ſo ſchließe ich mit einem derſelben, mit Herrn L. Hellwitz. Dieſer trat gerade zu jener Zeit als Sachwalter ſeiner Glaubensgenoſſen auf, als von den Ufern des Rheins und des Mains bis zum — Kattegatt der Ausruf Hepp! Hepp! dem armen, reinen Judenvolk, wie die Poſaune des Weltgerichts, in die Ohren droͤhnte. Herr Hellwitz hielt dieſen Zeitpunkt gerade fuͤr den paßlichſten, den chriſtlichen Regierungen in einer Druckſchrift (die Organiſation der Jſraeliten in Deutſchland 1819) zum Beſten der Juden eine Anzahl von Foderungen vorzulegen, durch deren Gewaͤhrung die, ohnehin genug gedruͤckten und er- bitterten Voͤlker noch mehr gedruͤckt und erbittert worden waͤren. Außer einer allgemeinen und voll- kommenen Gleichſtellung der Juden mit den Chri- ſten begehrt er beſonders die Anordnung und Ein- richtung eines großen und kleinen Sanhedrins, die auf chriſtliche Koſten das Kirchen- und Schul- weſen der Jſraeliten leiten ſollen, und Freiheit fuͤr die Judenkinder, die chriſtlichen Schulen zu beſuchen, nebſt der Verpflichtung fuͤr die chriſtlichen Lehrer, in der Geſchichte Jeſu und der chriſtlichen Religion partheilos von den Jſraeliten zu reden.
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nenmal mehr Thraͤnen entlocken werden, als jemals
alle Siegwarte und Werthers ihren gefuͤhlvol-
len Leſern und Leſerinnen.
Da ich einmal bei den iſraelitiſchen Schrift-
ſtellern bin, ſo ſchließe ich mit einem derſelben, mit
Herrn L. Hellwitz. Dieſer trat gerade zu jener Zeit
als Sachwalter ſeiner Glaubensgenoſſen auf, als
von den Ufern des Rheins und des Mains bis zum
— Kattegatt der Ausruf Hepp! Hepp! dem
armen, reinen Judenvolk, wie die Poſaune des
Weltgerichts, in die Ohren droͤhnte. Herr Hellwitz
hielt dieſen Zeitpunkt gerade fuͤr den paßlichſten,
den chriſtlichen Regierungen in einer Druckſchrift
(die Organiſation der Jſraeliten in
Deutſchland 1819) zum Beſten der Juden eine
Anzahl von Foderungen vorzulegen, durch deren
Gewaͤhrung die, ohnehin genug gedruͤckten und er-
bitterten Voͤlker noch mehr gedruͤckt und erbittert
worden waͤren. Außer einer allgemeinen und voll-
kommenen Gleichſtellung der Juden mit den Chri-
ſten begehrt er beſonders die Anordnung und Ein-
richtung eines großen und kleinen Sanhedrins, die
auf chriſtliche Koſten das Kirchen- und Schul-
weſen der Jſraeliten leiten ſollen, und Freiheit fuͤr
die Judenkinder, die chriſtlichen Schulen zu beſuchen,
nebſt der Verpflichtung fuͤr die chriſtlichen Lehrer,
in der Geſchichte Jeſu und der chriſtlichen Religion
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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 2. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule02_1822/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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